Roberg Heinz

Heinz Jakob Roberg

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Alfred Roberg *29.8.1882 in Diepholz; ✡Sept 1932 in Diepholz

Mutter Sofie Philipps *26.6.1890 in Oberhausen; ✡nach März 1942 Ghetto Warschau

Großeltern Leser und Bertha Roberg

Großeltern Emil Philipps *3. 2. 1864 aus Oberhausen; Kätchen Vasen (✡1937 in Diepholz)

Geschwister

Günter Roberg

Beruf  Lehramtsstudent in Würzburg; Lehrer; landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Diepholz, Lange Straße 22; Würzburg, Bibrastraße 8; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

Volksschule Diepholz, Bruder Günther Eliezer vorn 2. von links

Ostern 1926 -1934 Volksschule

1928 Umzug der Familie nach Hannover

1930 -1936 in Diepholz

1936 nach Hamburg

Zur Rabbinerausbildung nach Würzburg

Novemberpogrom in Diepholz

10.11.1938 Novemberpogrom in Diepholz; Günter Roberg ist in Hannover;

2010 gibt er den Bericht seiner Mutter wieder:

„Früh um 7 Uhr marschierte eine Gruppe von SA-Leuten vor unser Haus und umzingelte dieses. Meine Mutter und mein Großvater waren damals allein im Haus, wurden von dem Aufmarsch wach, als sie hörten wie alle Fensterscheiben klirrten, die Haustür aufgebrochen wurde und in ganz kurzer Zeit war die Einrichtung unseres Hauses nur noch ein Trümmerhaufen. Es war nicht mal ein Glas ganz oder ein Gerät um daraus etwas Wasser zu trinken. Meine Mutter und mein Großvater wurden verhaftet. Der Polizist führte alle Diepholzer Juden in das Schloßgefängnis.“

„Während der Ereignisse kam plötzlich unser Gendarm (Polizeioberwachtmeister Heinrich Schneidewind) herein, nahm seine Pistole und hat sie meiner Mutter vorgesetzt. Da hat sie gesagt: ‚Schieß doch schon.‘ Er erwiderte: ‚Ich würde ja schießen, aber da müsste ich ja hinterher den Spachtel nehmen und den Dreck wegmachen.‘“

10.11.1938 Heinz Roberg verhaftet in Würzburg im Novemberpogrom

16.11.1938 interniert in „Schutzhaft“ im KL Dachau, Häftlingsnummer 27319

17.1.1939 Entlassung aus dem KL Dachau

18.1.1939 abgemeldet aus Würzburg, Bibrastraße 8 nach Diepholz; in der Bibrastraße befand sich bis Ende 1938 die Israelitische Lehrerbildungsanstalt

17.5.1939 Günter Roberg in Lübeck bei Minderheiten-Volkszählung

Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau

Heinz Roberg 1939 in Steckelsdorf mittig mit Brille

Bruder Günter 1939 bis August 1940 ebenfalls in Steckelsdorf

Bruder Günter auf Alija Beth – Sonderhachschara VII

1940 Heinz ist Madrich in Steckelsdorf neben Chaim Grosz und Richard Heymann, er will seine Chaluzim nicht verlassen und bleibt in Steckelsdorf

30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

30.11.1941 Heinz schreibt „Rot-Kreuz-Brief“ aus Steckelsdorf an Bruder Günter im Camp Atlith

28.3.1942 Verbringung aus Lemförde ins Sammellager Hannover-Ahlem

31.3.1942 mit der Mutter Sofie und Tante Martha Roberg auf dem Transport Gelsenkirchen – Münster, ab Hannover ins Ghetto Warschau

Keine weiteren Daten bekannt

Gedenken

23.10.1955 Pages of Testimony von Bruder Günter Eliezer Roberg

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de950134

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de950125

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de950131

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_420401-41.html

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9970171

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Einreiselisten Israel

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.

<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]

Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989

Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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