Dora Deborah Weindling
* 21.6.1921 in Köln; ✡ 31.5.1950 in Be’erot Yitzhak, Petach Tikva
Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Schmuel Nathan Weindling *9.7.1881 in Krakau; ✡ vor 1945 in Polen
Mutter Gusti Gittel Horowitz *3.11.1888 in Bielsko; ✡ vor 1945 in Polen
Geschwister
Salo Weindling *7.11.1910 in Köln; ✡20.8.1999 USA; oo Karola Heumann *5.7.1908 Linnich
(Karola Heumann, Cousine von Ilse Sternberg *4.2.1924 in Bochum; oo Walter Schönberg, Petriner, Dr. med wie Salo Weindling)
Martha Malka Weindling *8.1.1915 in Köln; 16.11.2013 USA; oo 1956 Oskar Friedmann
Albert Weindling *28.11.1919 in Köln; ✡ vor 1945 in Polen
Pinkas Paul Poldy Weindling *20.9.1923 in Köln; ✡ vor 1945 in Polen (Im Buch von Dieter Corbach findet sich auf Seite 236 eine Zeichnung von Ludwig Meidner, welche Paul Weindling im Alter von 13 1/2 Jahren zeigt, aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht publiziert)
Julius Weindling *5.6.1925 in Köln; ✡ vor 1945 in Polen
Michel David Weindling *5.6.1925 in Köln; ✡ vor 1945 in Polen
Großeltern Isaak Weindling und Ida Dembitzer
Großeltern Isaak und Ida Horowitz
Beruf landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Köln; Hattenhof Nr. 36;
Heirat 1944 Norbert Wolkowski *29.11.1915 in Kattowitz; ✡12.6.2002 in Jerusalem
Kinder drei
Chava Wolkowski *1945; oo Lebovic
Weiterer Lebensweg
Die erste Polenaktion
28.10.1938 Die Eltern und Brüder Albert, Pinkas, Julius und Michel Weindling abgeschoben aus Köln nach Zbaszyn
Schwester Martha emigriert nach England
Das jüdische Umschulungslager Gehringshof
17.5.1939 Dora Weindling bei Minderheiten-Volkszählung mit 50 Bewohnern auf dem Gehringshof
Dora Weindling zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.
Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash
Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.
Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport
26.8.1940 Dora Weindling mit weiteren 12 Chaluzim abgemeldet aus dem Gehringshof, Hattenhof nach „Paraguay“; zunächst Zugfahrt nach Berlin
16.8.1940 mit dem Zug aus Berlin, Bahnhof Friedrichstraße fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, deren Kinder bereits Palästina-Pioniere in Palästina waren, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank
30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.
3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden
4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith;
zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
Sie geht mit ihrem Mann in den Kibbuz Barot Yitzhak
31.5.1950 Tod in Petach Tikwa
Gedenken
Beisetzung in Sgula, Petach Tikva
23.3.1989 Pages of Testimony für die Eltern und Geschister Weindling von Schwester Marta Friedmann-Weindling
Quellen
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9973570
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
Dieter Corbach, 6.00 Uhr ab Messe Köln-Deutz, Köln 1999, S. 236
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.mappingthelives.org
http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374
Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947