Weindling Dora

Dora Deborah Weindling

Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos

Religion jüdisch

Vater Schmuel Nathan Weindling *9.7.1881 in Krakau; ✡ vor 1945 in Polen

Mutter Gusti Gittel Horowitz *3.11.1888 in Bielsko; ✡ vor 1945 in Polen

Geschwister

Salo Weindling *7.11.1910 in Köln; ✡20.8.1999 USA; oo Karola Heumann *5.7.1908 Linnich

(Karola Heumann, Cousine von Ilse Sternberg *4.2.1924 in Bochum; oo Walter Schönberg, Petriner, Dr. med wie Salo Weindling)

Martha Malka Weindling *8.1.1915 in Köln; 16.11.2013 USA; oo 1956 Oskar Friedmann

Albert Weindling *28.11.1919 in Köln; ✡ vor 1945 in Polen

Pinkas Paul Poldy Weindling *20.9.1923 in Köln; ✡ vor 1945 in Polen (Im Buch von Dieter Corbach findet sich auf Seite 236 eine Zeichnung von Ludwig Meidner, welche Paul Weindling im Alter von 13 1/2 Jahren zeigt, aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht publiziert)

Julius Weindling *5.6.1925 in Köln; ✡ vor 1945 in Polen  

Die Zwillinge Julius und Michel

Michel David Weindling *5.6.1925 in Köln; ✡ vor 1945 in Polen

Großeltern Isaak Weindling und Ida Dembitzer

Großeltern Isaak und Ida Horowitz

Beruf landwirtschaftliche Praktikantin

Adressen Köln; Hattenhof Nr. 36;

Heirat 1944 Norbert Wolkowski *29.11.1915 in Kattowitz; ✡12.6.2002 in Jerusalem

Dora mit Ehemann Norbert, Schwägerin Cilly, den Schwiegereltern Wolkowski und Tochter Chava, 1946
Foto Yoram Carmi

Kinder drei

Chava Wolkowski *1945; oo Lebovic

Weiterer Lebensweg

Die erste Polenaktion

28.10.1938 Die Eltern und Brüder Albert, Pinkas, Julius und Michel Weindling abgeschoben aus Köln nach Zbaszyn

Schwester Martha emigriert nach England

Das jüdische Umschulungslager Gehringshof

17.5.1939 Dora Weindling bei Minderheiten-Volkszählung mit 50 Bewohnern auf dem Gehringshof

Dora Weindling zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash

 Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Sie geht mit ihrem Mann in den Kibbuz Barot Yitzhak

31.5.1950 Tod in Petach Tikwa

Gedenken

Beisetzung in Sgula, Petach Tikva

23.3.1989 Pages of Testimony für die Eltern und Geschister Weindling von Schwester Marta Friedmann-Weindling

Quellen

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9973570

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

Dieter Corbach, 6.00 Uhr ab Messe Köln-Deutz, Köln 1999, S. 236

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.mappingthelives.org

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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