*27.10.1910 in Halberstadt; ✡ in Israel
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Jakob Schlössinger*4.5.1885 in Neckarzimmern; ✡ ? Ghetto Warschau
Mutter Adelheid Katzmann *16.5.1882 in Geroda; ✡ ? Ghetto Warschau
Onkel Moses Schlössinger *19.1.1890 Neckarzimmern; ✡ ? Lublin
Tante Klara Katzmann *28.6.1886 in Geroda; ✡ ? Lublin
Cousin Günther Gerson Schlössinger *2.3.1927 in Thüngen
Geschwister –
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Halberstadt, Wilhelmstr 14 a; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
Heirat oo Salomon; oo Lothar Gerson
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1910 Vater Jakob Schlössinger eröffnet die Bäckerei in Halberstadt, Lichtengraben 9
1913 Umzug der Bäckerei zum Tränketor 7
1924 Umzug der Bäckerei im Grudenberg 14
Bäckermeister Schlössinger:
„Ich bemerke, dass ich nur zweimal wöchentliche Brot backe, sonst nur Conditoreiwaren anfertige.“
Die Bäckerei versorgte viele Gemeindemitglieder mit Sabbat-Broten und erst nach Schließung der Bäckerei Adler auch mit Mazzot zu Pessach
10.11.1938 Vater Jakob im Novemberpogrom inhaftiert
„Schutzhaft“ im KL Buchenwald, Häftlingsnummer 23 891
17.5.1939 Karola Schlössinger in Steckelsdorf bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Jakob und Adelheid Schlössinger in Halberstadt bei Minderheiten-Volkszählung
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Karola Schlesinger zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
Lagerleiter/Madrichim waren Sigmar Bromberger, Manfred und Schoschana Litten, Dr. Benjamin Abrahamson, Herbert Schönewald, Werner Hoffbauer, Friedrich Löwenthal, ab 1941 Kurt Silberpfennig
Madrichim 1939/40 Chaim Grosz und Richard Heymann
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
Alija beth auf der SS HILDE – Sonderhachschara 2
12.10.1939 Bahnfahrt von Berlin über Frankfurt und Passau nach Wien; die zweite Hälfte des Transportes kam von Breslau nach Wien
14.10. 1939 Ankunft in Wien, über die Schwarzmeerroute Bratislava, Budapest, Belgrad, Bukarest
6.11.1939 Ankunft in Sulina, Schwarzmeer-Hafen
26.11.1939 Abfahrt mit 729 Passagieren auf der SS HILDA
15.1.1940 hinter den Dardanellen von britischer Marine gestoppt und geentert
22.1.1940 Ankunft vor der Dreimeilen-Zone vor Haifa
24.1.1940 Britische Mandatsbehörden verweigern die Landung
29.1.1940 Ankunft Haifa nach Abschluß von Verhandlungen zwischen Sochnut (Jewish Agency) und britischer Mandatsregierung
29.1.1940 mit Bussen in das Internierungslager nach Athlith verbracht
18.2.1940 Entlassung der Frauen aus dem Lager
20.2.1940 Registrierung in Atlith; gibt Josef Radua, Halberstadt als Referenz an (Dokument D/713/40/CHU);
29.7.1940 Entlassung der Männer aus dem Lager Athlith
Die Deportation der Eltern ins Ghetto Warschau
24.3.1942 Onkel Moses mit Frau und Sohn Günther auf der Transportliste nach Lublin
14.4.1942 beide Eltern ab Magdeburg deportiert ins Ghetto Warschau
Keine weiteren Daten bekannt
Gedenken
7.5.1955 Pages of Testimony für die Eltern von Karola Gerson
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.mappingthelives.org
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de966290
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de966298
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5278134
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450535
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://www.mappingthelives.org/bio/bf2561b3-5069-4020-8e35-d63b9ebd9452
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra Ben Gershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Joel König (Ezra Ben Gershom), Den Netzen entronnen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1967
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020