
Flora Jacobs
*14.6.1923 in Nijmegen; ✡ 22.4.2013 in Amstelveen
Staatsangehörigkeit niederländisch
Religion jüdisch
Vater Benjamin Jacobs *12.12.1894 in Utrecht; ✡10.9.1943 in Auschwitz
Heirat der Eltern 18.4.1922 in Nijmegen
Mutter Jet Zadick*25.8.1901; ✡10.9.1943 in Auschwitz
Geschwister

Rebecca Jacobs *14.12.1924 in Nijmegen; ✡11.6.1943 in Sobibor
Beruf –
Adressen Nijmegen; Amsterdam Nieuwe Achtergracht 109; Utrecht;
Heirat
1.Ehe 2.5.1943 in Westerbork mit Emanuel van Praag *16.10.1906 Mönchengladbach
2. Ehe 15.10.1946 in Amsterdam mit Appie Schrijver, dem Verlobten ihrer Schwester Rebecca
Kinder
Tochter Schrijver; oo De Haan
Tochter Schrijver; oo Mouritz
Weiterer Lebensweg
29.9.1929 Umzug der Familie von Nijmegen nach Amsterdam
23.2.1938 Umzug von Amsterdam nach Utrecht
26.11.1938 Emanuel van Praag emigriert in die Niederlande.
30.1.1939 Rückkehr nach Amsterdam
8.8.1942 Emanuel van Praag ins Judendurchgangslager Westerbork
30.3.1943 mit den Eltern ins Judendurchgangslager Westerbork
2.5.1943 Heirat von Flora Jacobs mit Emanuel van Praag in Westerbork
27.5.1943 Schwester Rebecca nach Westerbork, Baracke 61

8.6.1943 kurzfristig auf den Transport nach Sobibor, was für eine „Strafaktion“ spricht wegen irgendeines „Vergehens“

7.9.1943 Flora v. Praag-Jacobs mit den Eltern und Ehemann auf Transport von Westerbork nach Auschwitz
An der Rampe in Auschwitz werden die Eltern in die Gaskammern geführt, Ehemann Emanuel zur Zwangsarbeit nach Auschwitz-Monowitz und Flora nach Auschwitz-Birkenau selektiert.
Ihr wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 61278 in den linken Unterarm tätowiert.
Das Mädchenorchester von Auschwitz
Esther Loewy/Bejarano berichtet über die Aufstellung des Mädchenorchester von Auschwitz im April 1943
„Als dann die Dirigentin, Zofia Czajkowska eines Tages bei den Blockältesten nach Musikerinnen suchte, wurden meine Freundinnen Hilde Grynbaum, Sylvia Wagenberg und ich vorgeschlagen… Auch meine Freundinnen wurden akzeptiert, Hilde als Geigerin, Sylvia als Flötistin, und so zogen wir drei in die Baracke, in der die Musiker schliefen, die sogenannte Funktionsbaracke.“
August 1943 Alma Rose übernimmt die Leitung des Mädchenorchesters, Zofia Czajkowska wird Blockälteste in der „Funktionsbaracke“
Flora van Praag bewirbt sich bei Alma Rose als Klavierspielerin, wird aber, da aber dafür kein Bedarf besteht, als Akordeonspielerin eingestellt.
Eine SS-Wache (SS-Oberaufseherin Maria Mandl ?) zu Flora van Praag als sie sich den Arm verbrannt hat:
„Da hast du aber Glück, dass ich nur zwei Akkordeonspielerinnen habe, sonst hätte ich dich vergasen lassen!“
Bei einem privaten Konzert in der Orchesterbaracke bestimmt Lagerkommandant Josef Kramer sie zu seinem Kindermädchen.
4. 4.1944 Tod von Alma Rose (*3.11.1906 in Wien, 4.4.1944 in Auschwitz)
April 1944 Sonia Winogradowa wird neue Leiterin und verlangt den Ausschluss der jüdischen Musikerinnen
„Als 1944 Tausende von ungarischen Juden in das Lager gebracht wurden und aufgereiht standen, um in die Gaskammern geführt zu werden, mussten wir auch diesen Unglücklichen etwas vorspielen.“

23.7.1944 Tod von Emanuel van Praag in Auschwitz-Monowitz
Ende Oktober 1944 Auflösung des Mädchenorchesters in Auschwitz
1.11.1944 Verlegung des Mädchenorchesters aus dem KL Auschwitz nach Bergen-Belsen
über 30 Musikerinnen werden nach Bergen-Belsen deportiert. Flora van Praag bleibt aber in Auschwitz. Nach der Auflösung des Orchesters wendet sich Flora um Hilfe an den Lagerkommandant von Auschwitz II Birkenau Josef Kramer, der sie zur Kapo machte.
November 1944 Zusammenlegung der KL Auschwitz I und II unter der Leitung von Richard Baer Versetzung von Josef Kramer in das KL Bergen-Belsen. Einen Teil seines bisherigen Personals nahm er mit nach Bergen-Belsen.

2. 12. 1944 Josef Kramer Lagerkommandant in Bergen-Belsen als Nachfolger von Adolf Haas.
Nach ihrem Bericht:
Josef Kramer, stellt sie in Bergen-Belsen als Kindermädchen für seine Kinder ein. An Wochenenden spielt sie Hauskonzerte für den Kommandanten mit der Geigerin Lily Markstein „Máthé“.
Weihnachtsabend 1944 in der Villa des Lagerkommandanten Josef Kramer spielt sie mit anderen Musikerinnen für seine Familie.
Januar 1945 Evakuierung von Auschwitz, weitere ehemalige Mitglieder des Mädchenorchesters kommen ins KL Bergen Belsen u.a. Krystyna Ewa Pryzińska, Stefania Buchalska.
insgesamt kommen über 30 aus dem Mädchenorchester nach Bergen Belsen
14.6.1945 auf der Liste deutscher Jüdinnen in Bergen Belsen die Mitglieder des Mädchenorchesters: Hilde Grynbaum, Charlotte Grunow, Elga Schiessel; Renate und Anita Lasker, Sylvia Wagenberg, Carla Wagenberg;
ebenfalls in Bergen Belsen Regina Kuperberg, Helen Dunicz, Elsa Miller, Flora Jacobs
15.4.1945 Befreiung durch die Royal Army in Bergen Belsen
Rückkehr in die Niederlande
15.10.1946 in Amsterdam Heirat mit Abraham Appie Shrijver, dem früheren Verlobten ihrer ermordeten Schwester Rebecca
Gedenken
1994 Het meisje met de accordeon (Das Mädchen mit dem Akkordeon) von Mirjam Verheijen.
Quellen
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Benjamin%20Jacobs%201894%22%7D
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130311328
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130357970
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130311640
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130357939
https://de.wikipedia.org/wiki/Flora_Jacobs
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/471452/flora-jacobs
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de20037472
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013