De Vries Menni

Menni de Vries

*24.2.1901 in Leer; ✡ 31.3.1944 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Isaak de Vries *28.11.1873 in Leer; ✡3.6.1943 in Theresienstadt

Mutter Mirjam Schulenklopper *11.2.1874 in Norden; ✡ 16.5.1944 in Auschwitz

Geschwister

Ludwig de Vries *18.6.1899 in Leer; ✡26.2.1941 im KL Buchenwald

Sophie de Vries *20.11.1902 in Leer; ✡ Überlebende; „Mischehe“ mit Herbert Zietz *22.11.1904

Frieda de Vries *20.5.1904 in Leer; ✡5.5.1944 in Auschwitz; oo Karl Hamacher *17.3.1902 in Haltern; Auschwitz-Überlebender

Beruf Landarbeiter

Adressen Leer; Werkdorp in Barsingerhorn; Zwolle, Waterstraat 12

Heirat Rosa Winter *22.6.1916 in Köln; ✡3.9.1942 in Auschwitz

Kinder

Mia de Vries *25.2.1938 in Amsterdam; ✡3.9.1942 in Auschwitz

Frits Ino de Vries *24.9.1939 in Amsterdam; ✡3.9.1942 in Auschwitz

Weiterer Lebensweg

Haftstrafen für Bruder Ludwig

20.12.1934 Bruder Ludwig wegen abfälliger Äußerungen zur Haftstrafe verurteilt („Heimtückegesetz“)

16.6.1938 Ludwig wegen „Betrugs“ zu 6 mal 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.

16.6.1938 Bruder Ludwig aus der eingewiesen in das KL Buchenwald in der ASR-Aktion („Arbeitsscheu Reich“); später gibt er als Kontakt die Adresse seiner Schwester an.

26.2.1941 Tod von Bruder Ludwig de Vries im KL Buchenwald, letzte Meldeadresse Metzer Straße 28 bei Schwester Frieda Hamacher

1941 Umzug von Frieda de Vries-Hamacher zur Familie Bieberkopf in der Invalidenstraße 127, (Max Bieberfeld *29.3.1880 oo Julie Burin *25.2.1888 in Köslin; Julie Burin war die Schwester von Max Burin aus Recklinghausen-Süd)

An diese Adresse werden auch die letzten Habseligkeiten des Bruders Ludwig aus der Effektenverwaltung des KL Buchenwald verschickt.

Menni de Vries  im Werkdorp Wieringermeer

März 1934 die ersten Praktikanten beginnen mit dem Aufbau

26.4.1934 Menni de Vries zur Hachschara im Werkdorp Wieringermeer; er gehört somit zur ersten Generation und kümmerte sich bis zur Schließung als Vorarbeiter um die Viehhaltung im Werkdorp

Das erste Vieh bei Ankunft in der Scheune mit dem Leiter Kemmeren und Menni de Vries

November 1934 Rosa Winter mit ihrem Bruder Kurt Winter und einer Chaluzim-Gruppe aus Köln ins Werkdorp Wieringermeer

24. 12.1937 Menni heiratet die hochschwangere Rosa Winter

25.2.1938 Geburt der Tochter Mia de Vries

24.9.1939 Geburt von Sohn Frits Ino in Amsterdam

Auflösung des Werkdorp und die zweite große Razzia in Amsterdam

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

20.3.1941 Razzia durch den SD Menno 5. v.l. im Overall, rechts von ihm in weiß Werner Meyer, der Brotbäcker im Werkdorp

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Menni, seine Frau Rosa und die Kinder können noch bis August 1941 im Werkdorp bleiben.

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

Menni de Vries in Zwolle – Vught – Westerbork – Auschwitz

August 1941 Schließung des Werkdorps; Bruder Menni mit Familie nach Zwolle

3.9.1941 Umzug nach Zwolle, Waterstraat 12

Menni bis November 1941 beim Bauern Slingerland in Olst; danach nur noch Gelegenheitsarbeiten; die Familie wird vom örtlichen Jüdischen Komitee unterstützt

22.10.1941 Rosas Mutter aus Köln deportiert in das Ghetto Lodz

7.5.1942 Rosas Mutter aus dem Ghetto Lodz in das Vernichtungslage Kulmhof

2.12.1942 Rosa de Vries erfasst von der Polizei Zwolle als Patientin im Sophia Ziekenhuis

6.4.1943 Anordnung der Besatzer, dass alle Juden die Provinzen Overijssel und Gelderland bis zum 10. April 1943 zu verlassen haben

9.4.1943 Menni mit Familie von Zwolle in das KL Vught

6.6.1943 Transport von Ehefrau Rosa mit den Kindern ins Judendurchgangslager Westerbork; Rosa in Baracke 62, die Kinder in der Lagerkrankenbaracke

Juni 1943 Menni de Vries ebenfalls nach Westerbork

31.8.1943 Deportation von Menni mit Frau Rosa und den Kindern von Westerbork nach Auschwitz

3.9.1943 Tod von Rosa und den Kindern nach Ankunft in Auschwitz

31.3.1944 Tod von Menni de Vries in Auschwitz

Schwester Frieda im jüdischen Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau

1.10.1936 Schwester Frieda abgemeldet aus Leer zur Hachschara im Landwerk Steckelsdorf, Rathenow bei Berlin

10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.

21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald

1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD

Vermutlich ist Frieda de Vries nach der Verwüstung von Steckelsdorf nach Berlin gegangen.

17.5.1939 Frida Hamacher noch mit Sohn Jonathan in Berlin, Iranische Straße, Jüdisches Krankenhaus bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Frieda nach Heirat mit Karl Hamacher und Sohn in Berlin, Metzer Straße 28 bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Schwester Sophie mit Ehemann Herbert Zietz in Hamburg St. Pauli Marktstraße 45 III  bei Minderheiten-Volkszählung

1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen

Judenvertreibung aus Ostfriesland/Oldenburg

Januar 1940 Anordnung der Gestapo-Leitstelle Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940.

Umzug der Eltern Isaak und Mirjam de Vries, geb. Schulenklopper zur Tochter Frieda nach Berlin Prenzlauer Berg in die Metzer Straße 28

26.2.1941 Tod von Bruder Ludwig de Vries im KL Buchenwald, letzte Meldeadresse Metzer Straße 28 bei Schwester Frieda Hamacher

1941 Umzug von Frieda Hamacher zur Familie Bieberkopf in der Invalidenstraße 127, (Max Bieberfeld *29.3.1880 oo Julie Burin *25.2.1888 in Köslin; Julie Burin war die Schwester von Max Burin aus Recklinghausen-Süd)

An diese Adresse werden auch die letzten Habseligkeiten des Bruders aus der Effektenverwaltung des KL Buchenwald verschickt.

Januar 1942 Umzug der Eltern in die freigewordene Wohnung Lippehner Straße 35, Vorderhaus, 3. Obergeschoss als neue Hauptmieter, nachdem zuvor die Vormieter, das Ehepaar Willi und Clara Abraham, geb. Abraham, am 14.11.1941 nach Minsk deportiert worden waren.

In dieser Wohnung lebten weitere sechs Untermieter:

Carl und Fanny Hartogsohn aus Emden, bereits ab 1940;

Ludwig und Else David, geb. Zlotnicki, bereits ab 1940

Marianne und Isaac Cohen aus Ostfriesland bei Leer Januar 1942; 3.2.1943 nach Auschwitz

Der Zuzug von Frieda und Jonathan Hamacher erfolgte vermutlich nach Trennung vom Ehemann Karl

3.2.1943 Frieda de Vries mit Sohn Jonathan und den Mitbewohnern Karl und Fanny Hartogsohn sowie Ludwig und Else David auf dem 28.Osttransport von Berlin nach Auschwitz

Gedenken

Stolpersteine für Menni und Familie in Zwolle Waterstraat 12

Quellen

http://zwangsraeume.berlin/de/houses/kaethe-niederkirchner-strasse-35

https://www.joodsmonument.nl/en/page/226296/menni-de-vries

http://www.werkdorpwieringermeer.nl/de/menni-de-vries-3/

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12677357

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7355105

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130394162

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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