Jaegers Erich

Erich Heinz Jaegers

*10.10.1920 in Mülheim; ✡ 1942 in Riga „Suschenhof“

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Wilhelm Jaegers *16.2.1894 Mülheim-Saarn; ✡ vor 1945 in Riga

Heirat der Eltern 16.4.1920 „Mischehe“

Mutter Regina Böninger *3.3.1895 in Hörstgen; ✡ vor 1945 in Riga

Regina und Willi Jaegers mit den Söhnen Günther, Rolf und Kurt ca 1937

Geschwister

Kurt Jaegers *19.9.1923 Mülheim-Saarn; ✡ 12.12.1975 Sydney; oo Lily Bermann (1931-1991)

Günther Jaegers *5.8.1926 Mülheim-Saarn; ✡ vor 1945 in Stutthof

Rolf Jaegers *10.2.1937 Mülheim-Saarn; ✡ vor 1945 in Riga

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Mülheim, Düsseldorfer Straße 58, Vorster Straße 5; Gut Skaby Friedersdorf;

Heirat „Verlobte im Ghetto“ Henny Gradus *25.7.1924 in Duisburg Hamborn; ✡25.11.2003 New York; oo 1946 Hans Levy

Kinder –

Weiterer Lebensweg

Ostern 1927 Einschulung in die Volksschule

1934 Umzug der Familie in die Vorster Straße 5

1935 Schulabgang

1935 als Lieferjunge bei der Metzgerei Servos in Mülheim, Hindenburgstraße (Fr.-Ebert-Straße)

1936 Kaufmännische Lehre bei Adolf Brav, Bekleidungsfabrikant in Mülheim, Adolf-Hitler-Straße 9 (Friedrichstraße)

Novemberpogrom – KL Dachau

9./10.11.1938 Verhaftet in Mülheim mit dem Vater

17.11.1938 als „Aktionsjude“ interniert in Dachau; Häftlingsnummer 29975 für Erich und 29976 für seinen Vater

28.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Dachau

2.2.1939 Erich entlassen aus dem KL Dachau

17.5.1939 bei Minderheiten-Volkszählung

Das Hachschara-Gut Skaby in Friedersdorf

Das Hachschara- Lager auf Gut Skaby  in Friedersdorf, Kreis Beeskow bestand ab der Einrichtung im Mai 1939 für 40 Chawerim bis zur Auflösung am 27.2.1943 in der reichsweiten „Fabrikaktion“; alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert, so auch in den benachbarten Lagern Gut Winkel und Groß Breesen.

Erich Jaegers zur Hachschara auf Gut Skaby

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

In Vorbereitung auf die illegale Alija stellen etwa 31 Chaluzim aus Gut Skaby den behördlichen Antrag zur Emigration offiziell nach Paragua

3.6.1940 Erich Jaegers stellt einen Ausreiseantrag („Rotes Papier“) zur Emigration nach Palästina

August 1940 10 Chaluzim aus Skaby zusammen mit Lagerleiter Haim Stern und dessen Frau Hedwig mit dem Sohn Peter offiziell abgemeldet nach „Paraguay“, zunächst Zugfahrt nach Berlin

August 1940 10 Chaluzim aus Skaby zusammen mit Lagerleiter Haim Stern und dessen Frau Hedwig mit dem Sohn Peter offiziell abgemeldet nach „Paraguay“, zunächst Zugfahrt nach Berlin und Wien, dann illegal auf alten Schiffen über die Donauroute.

Die Alija beth endete mit dem Untergang der SS PATRIA im Hafen von Haifa: 254 Chaluzim ertrinken.

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

7.3.42 eine Gruppe von acht Chaluzim verlässt Gut Skaby bei Friedersdorf zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande: Harry Knopf (Madrich?), Bernhard Rausnitz, Walter Salomon, Günter Steinweg, Ursula Kuttner, Hilde Levy, Cilli Scher, Hanna Stern

Deportation nach Riga

November 1941 Deportationsbefehl der Gestapo

Sammellager Viehhallen Schlachthof Düsseldorf

11.12.1941 Erich deportiert mit den Eltern und Brüdern  mit 1007 Juden aus Düsseldorf nach Riga

13.12.1941 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga;

„Die weiße Hölle“ – Aufbau des Lagers Salaspils

13.12. 1941 18 km Fußmarsch von 200 jungen Männern der Kölner Gruppe aus dem Ghetto Riga zum Aufbau des Lagers Salaspils

22.12.1942 500 junge Männer aus den ersten Transporten Köln, Kassel, Düsseldorf, Bielefeld, Hannover vom Ghetto zum Aufbau nach Salaspils, Erich Jäger und Günter Wallhausen aus Schötmar gehörten dazu. Die Aufbauarbeiten sind mörderisch, nur wenige kehren im August 1942 ins Ghetto Riga zurück.

Günter Wallhausen berichtet:

„Die Zustände waren so primitiv und die Behandlung so brutal, dass nur sehr wenige dieses überlebten. Schläge, Erschießungen und Erhängungen war… Tagesordnung, abgesehen von der grausamen Kälte und Hunger.“

Aufbaulager Suschenhof

Erich Jaegers kam zusammen mit Alex Salm aus Köln und Günter Wallhausen zur Zwangsarbeit im SS-Männerlager des Suschenhof, einem alten landwirtschaftlichen Gut; es lag etwas nordöstlich von Riga am Kischsee; es bestand von April 1943 bis zur Schließung im Spätherbst 1943; Lagerleiter war SS-Untersturmführer Rudolf Reese. Hier wurde ein neues SS-Lager aufgebaut; zur Aufbaugruppe gehörten laut einer KAserniertenliste vom September 1943 noch 37 Männer. Diese waren bevorzugt aus den „bewährten“ Aufbauarbeitern aus dem mörderischen Salaspils gewählt worden. Günter Wallhausen berichtet:

 „Suschenhof […] war ein SS-Ausbildungslager, hier habe ich Barracken gebaut und Erdarbeiten verrichtet, von Tagesanbruch bis spät in der Nacht bei Scheinwerferbeleuchtung.“

 Im Lager Suschenhof bei Riga wurde Erich Jägers wegen „Tauschhandel“ exekutiert.

Gegen Rudolf Reese liefen 1979-1982 Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen des Verdachts der Beteiligung an der Erschießung des jüdischen Arbeitshäftlings Erich Jaegers im Sommer 1943. Dazu existiert eine Akte im BUNDESARCHIV, B 162 Nr. 28670. Das Verfahren wurde eingestellt.

Jägers Verlobte Henny Gradus hatte eine staatsanwaltliche Vernehmung abgelehnt.

Alex Salm als Zeuge in diesem Verfahren sieht Lagerkommandant Reese als Entscheidungsträger, aber nicht Ausführenden der Erschießung.

Alex Salm als Zeuge berichtet, dass er von SS-Hauptscharführer Schmidt angewiesen wurde, Paul Berger zu holen, damit dieser ein Grab für Jägers schaufelt. Die Erschießung sei durch russische Hilfstruppen erfolgt. Berger berichtete später, dass er dem entscheidenden Gespräch zwischen Schmidt und Lagerkommandant Reese beigewohnt habe; Schmidt habe von Reese die Erschießung Jägers verlangt. Reese habe später eingewilligt.

1943 Erschießung von Erich Jaegers im „Suschenhof“

10.8.1944 Günther Jaegers noch in Stutthof registriert

6.8.-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

10.8.1944 Günther Jaegers noch in Stutthof registriert

Alija von Bruder Kurt

10.6.1938 -11.9.1939 Ausbildung zum Tischler in der Lehrwerkstätte der Jüd. Gemeinde Köln, Wohnadresse Agrippastraße 10

In der Handwerkerschule der SG Köln ca 1939; Foto „NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln“
Vorne v.l.: A. Voks, Heinz Friedmann, Alex Salm, Wolfgang Jakobs, unbekannt (Artur Kann? Fred Wolf?)
Hintere Reihe v.l.: Siegfried Rothschildt, Karl Heinz Ulmer, Joachim Israel, Karl-Heinz Lichtenstein , Kurt Jaegers

11. September 1939 Umzug in Köln

Die Jugend-Alija-Gruppe vor der Einschiffung in Triest März 1940

25.3.1940 Einschiffung von Bruder Kurt auf der SS MARCO POLO in Triest

4.4.1940 Ankunft von Bruder Kurt in Haifa mit einem Studentenzertifikat des Hechaluz, Kategorie B(III) Palästina.

Eintritt in die Palestinian Coy der British Army, später Jewish Brigade, eingesetzt in Ägypten und Italien

1945 Kurt Jaegers mit der Jewish Brigade in Florenz

1956 Rückkehr nach Mülheim

1956 Emigration nach Australien

Gedenken

7.12.2009 Stolpersteine für Erich seine Eltern und Brüder Günther und Rolf  in Mülheim, Theodor-Heuss-Platz, Eingang Stadthalle, früher Vorsterstraße 5

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/130429743

https://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=2183926

https://www.mappingthelives.org

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4499521

https://www.myheritage.de/research/collection

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de886536

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/886541

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de886536

https://kultur.muelheim-ruhr.de/stadtarchiv/familie-jaegers/589

Akte im BUNDESARCHIV, B 162 Nr. 28670

https://www.rosenland-lippe.de/wp-content/uploads/2021/12/Rosenland-26.pdf

Günter Wallhausen, Verfolgungsschilderung, undatiert; in Besitz der Tochter Betty Sassoon

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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