Walter Andres
*16.10.1903 in Aplerbeck (später Dortmund) ✡ 30.4.1945
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Josef Andres *1859; ✡1935 in Dortmund
Heirat der Eltern 1897 in Schwerin
Mutter Margarete Schleich *20.4.1868 in Schwerin; ✡1943 in Theresienstadt
Geschwister
Hildegard Andres *2.3.1901 in Dortmund; 1943 in Auschwitz; oo Wollstein
Kurt Andres *1901; ✡1901 nach 20 Tagen
Hertha Andres *31.8.1907 in Dortmund; ✡in Stutthof; oo Artur Katzenstein
Beruf Schneider; Kaufmann, Sportlehrer, Trainer
Adressen Aplerbeck, Köln-Berliner-Straße 13; Dortmund, Lessingstraße 60
Heirat Emmi Apfel geb. Rosenthal *31.10.1915 in Dortmund; 31.7.2011 in New Jersey
Kinder
Weiterer Lebensweg
Walter Andres zog mehrfach aus Dortmund fort und wieder zurück:
1933/34 zweimaliger Umzug ins Saarland über und Rückkehr nach Dortmund zurück.
29.12.1938 Heirat Emmi Rosenthal verh. Apfel *31.10.1915 in Dortmund
17.5.1939 mit Ehefrau Emmi in Dortmund, Lessingstraße 60 bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Schwester Grete mit den Eltern in Dortmund Brambauer, Lessingstraße 60 bei Minderheiten-Volkszählung
1941 Zwangsumzug von Walter und Emmi „Judenhaus“ Stiftstraße 21

November 1941 Deportationsplanungsliste der Gestapo Dortmund
Mitte Jan. 1942 Deportationsbefehl der Gestapo, sich am 23.1.1942 im Saal der Gaststätte Zur Börse am HBF Dortmund einzufinden
27.1.1942 Transport Dortmund nach Riga-Skirotawa
1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Vernehmung von Herbert Schultz, ehem. Leiter des jüdischen Arbeitsamtes im Ghetto Riga am 12.10.1971 im Prozess gegen SS Obersturmführer Gerhard Maywald:
„Maywald kam dann im März 1942 einmal zu mir, weil er den Sportlehrer Angress (sic) aus Dortmund nach Salaspils holen wollte. Wir hatten A. aber versteckt, weil wir ihn nicht hergeben wollen. Maywald trat mir gegenüber durchaus höflich und anständig auf und bemerkte, er wisse wohl, dass wir A. versteckt hätten, das mache aber nichts, denn letztlich kämen wir alle im Laufe der Zeit nach Salaspils.“
Juli bis 2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6.8.-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig
28.9.-1.10.1944 Walter und Emmi Andres auf dem Transport von 3155 Häftlingen aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
Walter Andres vermutlich in einem der Außenlager des KL Stutthof, z.B der Schichau-Werft bei Danzig
Die Tragödie in der Lübecker Bucht, der Judenmord von Neustadt
21.-26.4.1945 10 000 Häftlinge aus dem KL Neuengamme von SS-Wachen nach Lübeck gebracht, dort auf das manövrierunfähige Kreuzfahrtschiff „Cap Arcona“ und die Frachter „Thielbeck“, „Athen“ und „Elmenhorst“ im Vorwerker Hafen.
April 1945 wurden auch aus Außenlagern des KL Stutthof Häftlinge mit Lastkähnen in die Lübecker Bucht verbracht; der Kapitän der ARCONA verweigerte die Übernahme auf das schon überfüllte Schiff; die Lastkähne trieben herrenlos ohne Antrieb an den Strand bei Neustadt. Die Häftlinge, versuchten vom Strand aus, sich Nahrungsmittel zu besorgen
30.4.1945 laut einem pers. Bericht auf einem Schiff während eines „Evakuierungstransport“ verhungert
Laut Notizen auf der Liste der identifizierten Opfer von Neustadt nach Angaben von Überlebenden:
„2.5.1945 Thrown in the water and drowned“


3.5.1945 am frühen Morgen trieben Neustädter Bürger, Angehörige der Kriegsmarine, einer Versehrteneinheit und des Volkssturms in einer sogenannten „Sammelaktion“ die Menschen zusammen und erschossen mindestens 208 Häftlinge aus dem KL Stutthof
3.5. 1945 Britischer Fliegerangriff in der Lübecker Bucht bei Neustadt auf die „Cap Arcona“ und die „Thielbeck“, die nach Treffern Feuer fangen und sinken; über 7000 Häftlinge ertrinken. Tragisch: eine entsprechende Meldung des IRC war nicht weitergeleitet worden und erreichte die Piloten nicht.
Der Weg entlang des Ehrenfriedhofs „Cap Arcona“ erhielt den Namen Stutthof-Weg.
Deportation der Mutter von Berlin nach Theresienstadt
Umzug der Mutter zur Tochter Hildegard Wollstein nach Berlin

16.6.1943 Mutter Margarete auf dem 91. Alterstransport von Berlin nach Theresienstadt
1.8.1943 Tod der Mutter in Theresienstadt „Herzschwäche“
Befreiung der Ehefrau in Chinow


Emmi Andres wohnt mit der Familie von Alfred und Siegfried Kaufmann in Korbach, Prof.-Kümmell-Straße 5

20.3.1945 Befreiung der Ehefrau in Chinow; sie geht zunächst nach Korbach; 1950 Emigration zu ihrem Onkel Max Pins in USA
Gedenken
Stolpersteine in Dortmund für Walter, seine Mutter und Schwestern
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de831544
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006889
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006901
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/84611062
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/80187544
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420127-Dortmund1.jpg
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Chrsitin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008, Seite 127
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017
Korrektur: Überlebende haben angegeben, dass Walter Andres (35 J., Dortmund) „ins Wasser geworfen und ertränkt“ wurde. Ist auch in der „Einwohner-Karte“ vermerkt.
danke für den Hinweis
die Formulierung drowned lässt im Deutschen beide Übersetzungen zu
ertrunken und ertränkt.
Ich lasse es zunächst bei der mit vorliegenden englischen Formulierung;
sichere Angaben zu den Ereignissen in Neustadt sind m.E auch sehr schwierig zu treffen.