Ilse Alice Kraus geb. Fuchs
*1.6.1911 in Berlin; Köln; ✡ ?
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Unbekannt Fuchs
Mutter Unbekannt
Geschwister unbekannt
Beruf Sekretärin
Adressen Berlin; Köln
Heirat unbekannt Kraus
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1939 Ehemann Kraus emigriert nach England
17.5.1939 nicht erfasst bei Minderheiten-Volkszählung
Umzug nach Köln, Venloer Straße 23; in diesem Haus wohnte und praktizierte der jüdische Arzt Max Schönenberg;
Mai 1941 wird es ein Judenhaus.
Dezember 1941 in Köln, Venloer Straße 23 sind insgesamt 20 nach Riga Deportierte, u.a. Erika Gumpert wohnhaft gewesen; es wohnte dort auch Helene Levy geb. Leiser, die Schwester des späteren Ghettoältesten in Riga Max Leiser
5.11.1941 Telefonische Mitteilung der Gestapo Köln an die Jüdische Gemeinde:
… der ursprünglich für den 16. Des Monats angesetzte Transport, der auf den 20. des Monats schon verschoben war, jetzt am 8. nächsten Monatas stattfinden wird.“
30.11.1941 Wechsel der Angab des Zielortes von Minsk auf Riga
6.12.1941 Sammellage Messehallen Deutz

7.12.1941 Transport Köln Deutz in 3. Klasse-Waggons der Reichsbahn nach Skirotawa, Riga
10.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Herbert Schultz Leiter des jüdischen Arbeitsamtes im Ghetto Riga im Gebäude des Gebietskommissariats auf der Ludzas Iela/ Leipziger Straße N. 66 berichtet:
„ … Ilse Kraus aus Köln ist meine Mitarbeiterin beim zentralen Arbeitseinsatz des Gettos gewesen und zwar von Anfang an.“
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6.8.-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig.
Ihre Ankunft in Stutthof ist belegt; dort hat sie vermutlich ein wesentlich jüngeres Geburtsdatum angegeben (1.6.1919), um den Selektionen zu entkommen. In den DP-Akten der jüdischen Gemeinde ist siemit diesem Geburtsdatum registriert (Group B. 1/9, No. 1 DP index 1945-1949)
Herbert Schultz Leiter des jüdischen Arbeitsamtes im Ghetto Riga berichtet 1971:
„“Über ihren jetzigen Aufenthalt kann ich keine näheren Angaben machen, habe jedoch nach dem Kriege gehört, dass sie bei ihrem Mann in England leben soll, dem es noch vor dem Kriege gelungen war zu emigrieren.“
Gedenken

Stolpersteine auf der Venloer Straße 23 für Erika Gumpert, Rosa Unger, Dr. Max Schönenberg und Frau Erna geb. Kaufmann sowie Ursel Hanauer.
Quellen
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411207_21.jpg
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008, Seite 127
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017