Hans-Julius Auerbach
*9.1.1936 in Altschermbeck; ✡1.12.2013 in Texas
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Leo Auerbach*1900; ✡ 1964 in Chile
Mutter Rosa Auerbach geb. Auerbach*3.6.1903 in Wuppertal-Langerfeld; ✡ ?
Geschwister
Ruth Auerbach *15.4.1934 in Gelsenkirchen
Heirat Carmen Auerbach *8.6.1939
Kinder
Jacobo Andres Auerbach *3.11.1960;
Lucy Auerbach *20.8.1969
Enkel
Joyce R. Auerbach
Beruf Kaufmann
Weiterer Lebensweg
1934 Eltern als Verwalterehepaar, Vater Leo als Hausmeister,

Mutter Rosa für die Hauswirtschaft und Garten zuständig im Ferienheim „Haus Berta“ am Freudenberg bei Alt-Schermbeck in Trägerschaft des Reichsbund jüdischer Frontsoldaten RjF

9.6.1936 Hans in Alt-Schermbeck geboren
Die Hachschara Bewegung
In den ersten acht Jahren der Nazi-Diktatur bis zum Beginn des Russland-Feldzuges 1941 wurden Auswanderungsaktivitäten jüdischer Organisationen nicht nur geduldet, sondern sogar gefordert.
Am 25. August 1933 wurde nach dreimonatigen Verhandlungen zwischen der Jewish Agency, der Zionistischen Vereinigung für Deutschland und dem deutschen Reichsministerium für Wirtschaft zur Erleichterung der Emigration und Förderung des deutschen Exports „Ha’avara-Abkommen“ geschlossen.
Im gesamten „Deutschen Reich“ entstanden überwiegend landwirtschaftliche Ausbildungsstätten für jüdische Mädchen und Jungen, sogenannte Hachschara-Stätten (Hachschara hebräisch für Ertüchtigung).
So bestanden 1935 31 Hachschara-Lehrbetriebe für Landwirtschaft und Gärtnerei in Deutschland, in denen sich die „Chaluzim“ (hebräisch für Pioniere) durch Erlernen eines landwirtschaftlichen Berufs für ihre Auswanderung nach Palästina (Alija) vorbereiteten.
Der entsprechende Nachweis durch die jüdische Dachorganisation Hechaluz bildete die Voraussetzung für die Ausstellung eines Einreisevisums durch die britischen Behörden auf der Basis eines sogenannten „Arbeiterzertifikats der Kategorie C“. Von den ab 1933 nach Palästina auswandernden deutschen Juden gehörten „etwa 36 % zur »Mittelstandseinwanderung«, über das Kapitalisten-Zertifikat (Kategorie A), die 1.000 Palästina-Pfund (LP) mitbringen mussten. Die „Jugend-Alijah“ brachte Jugendliche mit dem „Studentenzertifikat (Kategorie B(III)) zur Ausbildung nach Palästina. Etwa 32 % der Einwanderer waren Arbeiter der Kategorie C.
Zwischen 1933 und 1938 konnten mehr als 18.000 jüdische Jugendliche aus Deutschland emigrieren, überwiegend zur Alija nach Palästina. Das war etwa jeder vierte aus der Generation der 6- bis 25-jährigen.
Haus Berta am Freudenberg bei Alt-Schermbeck
Auf Betreiben von Leo Gompertz, Vorsitzender der RjF-Ortsgruppe Gelsenkirchen entstand 1934 auf dem Heide und Waldgelände des Julius Goldschmidt ein Jugend-und Ferienheim, Haus Berta, benannt nach der Mutter des Julius Goldschmidt. Die feierliche Eröffnung fand am 29.7.1934 im Beisein von reichsweiter RjF- und Rabbinats-Prominenz statt. Heimleiter wurde Dr. jur. Willi Stern, 1933 von den Nazis außer Dienst gestellter Amtsgerichtsrat aus Recklinghausen. Madrich für das erste Landsommerhalbjahr 1935 war Heinz Kahn (HaKa)aus Eschwege.
Die geistliche Betreuung übernahm der zuständige Bezirksrabbiner Dr. Selig Auerbach aus Recklinghausen. Das Ehepaar Leo und Rosa Auerbach war für die Hauswirtschaft zuständig, Ruth Stamm für den Jugendsport und die Gymnastik. Die vom Hamburger Oberrabbiner Dr. Joseph Carlebach empfohlene Edith Möller aus Hamburg-Altona führte die streng koschere Küche.
9. 12.1934-2.1.1935 BDJJ-Ortsgruppe Köln mit insgesamt 58 Jungen und Mädchen in das Winterlager in das Jugendheim Haus Berta in Schermbeck, eine Gründung des RjF Gelsenkirchen
20.1.1935 Delegierten-Tagung Jugend-Obleute von BDJJ und RJF aus Rheinland und Westfalen im „Haus Berta“ befasste sich mit der Zukunftsgestaltung in Deutschland, mit der Verbindung der Werten des Judentums und dem deutschen Kulturkreis wie auch insbesondere mit den beruflichen Perspektiven.
29.7.-18.-8.1935 Sommerlager des BdjJ in Haus Berta
Vom 10.5.-31.10.1935 fand das bereits an einer Hachschara ausgerichteten erste Landhalbjahr statt; Madrich war Heinz Kahn (HaKa) aus Eschwege.
Als vermutlich bewusste Provokation wurde Haus Berta 1937 während eines wie immer besonders festlich begangenen Freitagabend-Gottesdienst zum jüdischen Schabbat von der Gestapo geschlossen.
Aus dem Lagebericht von 1937 der Staatspolizeidienststelle für den Regierungsbezirk Münster:
„Die polizeiliche Schließung des jüdischen Ferienhauses (…) hat nach dem vorliegenden Bericht des Landrats in Recklinghausen in der Bevölkerung lebhafte Befriedigung ausgelöst.“
Emigration nach Chile
Emigration mit den Eltern und der Schwester nach Santiago de Chile

1958 von Santiago de Chile Einreise als Kaufmann nach Brasilien
1991 in Miami wohnhaft
2008 in Houston, Texas
1.12.2013 Tod von Hans Auerbach in Texas
Gedenken
Beisetzung auf dem Forest Park The Woodlands Cemetery, Conroe, Texas
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://archives.cjh.org/repositories/5/archival_objects/785194
https://archive.org/details/leogompertzcolle01gomp/page/n59/mode/1up?view=theater
http://www.holstina.de/history/hausberta.html
https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345341#id20
Carolin Huber, Jüdische Kindheit und Jugend im nationalsozialistischen Deutschland, Eine vergleichende Studie für die Städte Düsseldorf und Essen, Dissertation 2009