Edith Willner
1914 in Oedt, Kempen; ✡ 2.5.1945 in Neustadt/Holstein
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Bernhard Willner *31.8.1877 in Oedt✡28.12.1940 in Krefeld
Heirat der Eltern 1909 in Lüdinghausen
Mutter Hedwig Pins *31.7.1883 in Lüdinghausen; ✡10.1.1945 in Stutthof
Geschwister
Meta Willner *15.11.1909 in Gladbeck; ✡27.12.1944 in Stutthof; oo Albert Joseph
Irma Willner *12.8.1911 in Oedt; ✡16.7.1943 in Sobibor; oo de Vries
Lieselotte Lilo Willner *31.12.1912 in Oedt; 1962 in Bulawayo, Zimbabwe; oo 1938 Walter Voß (1913-1957)

Onkel Jakob Willner, Metzger; *1875 in Oedt; ✡1926
Cousine Ruth Willner * 11.9.1920 in Oedt; ✡25.11.2001 in New York
Beruf Friseuse; Köchin
Adressen Oedt; Krefeld, Oelschläger Straße 63; Krefeld, Stadtgarten 13
Heirat ledig (laut Fred Voss soll sie 1938 Erich Kahn aus Aachen geheiratet haben)
Kinder –
Weiterer Lebensweg
26.7.1938 Schwester Lilo nach Heirat am 17.5.1938 in Oedt mit Ehemann Walter Voss nach Rhodesien
1941 Edith Willner als Köchin im in die Cäcilienstraße ausgelagerten, jüdischen Kinderheim Köln; das 1876 vom Rabbiner Abraham Frank gegründete Waisenhaus in der Aachener Straße 443 war im Frühjahr 1941 aufgelöst und die verbliebenen Kinder und Mitarbeiter/innen in die Ghettohäuser Cäcilienstraße und St.-Apern-Straße gebracht worden.
November 1941 Deportationsbefehl der Gestapo
Anfang Dezember Verbringung in die Viehhallen des alten Schlachthof Düsseldorf


11.12.1941 deportiert mit der Mutter Hedwig, Schwester Meta und Mann Albert, insgesamt 1007 Juden aus Düsseldorf nach Riga
Gestapoliste „Deportation von Jüdinnen und Juden aus dem Gestapobereich Düsseldorf nach Riga am 11.12.1941“
13.12.1941 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga;
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6.8.-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
1.10.1944 Ankunft von Edith, Mutter Hedwig und Schwester Meta im KL Stutthof

Irma bekommt die Häftlingsnummer 94168
27.12.1944 Tod der Schwester Meta Joseph in Stutthof
10.1.1945 Tod der Mutter Hedwig in Stutthof
Verlegung in eines der Außenlager des KL Stutthof in der Region Danzig
Die Tragödie in der Lübecker Bucht, der Judenmord von Neustadt
21.-26.4.1945 10 000 Häftlinge aus dem KL Neuengamme von SS-Wachen nach Lübeck gebracht, dort auf das manövrierunfähige Kreuzfahrtschiff „Cap Arcona“ und die Frachter „Thielbeck“, „Athen“ und „Elmenhorst“ im Vorwerker Hafen.
April 1945 Edith Willner mit Häftlingen aus den Stutthof-Außenlagern um Danzig werden mit Lastkähnen und Schuten in die Lübecker Bucht gebracht. Der Kapitän der ARCONA verweigert die Übernahme auf das schon überfüllte Schiff;
2.5.1945 die Lastkähne mit den Stutthof-Gefangenen treiben herrenlos ohne Antrieb an den Strand von Pelzerhaken bei Neustadt. Die Häftlinge versuchten vom Strand aus, sich Nahrungsmittel zu besorgen.
3.5.1943 am frühen Morgen treiben SS Männer und Marinesoldaten in einer sogenannten „Sammelaktion“ die Menschen zusammen und erschossen mindestens 208 Häftlinge aus dem KL Stutthof; die Überlebenden des Massakers werden auf die „ATHEN“ gebracht, die am Marinehafenkai lag, wo weitere bei den britischen Luftangriffen umkamen.
3.5.1945 Britischer Fliegerangriff in der Lübecker Bucht bei Neustadt auf die „Cap Arcona“ und die „Thielbeck“, die nach Treffern Feuer fangen und sinken; über 7000 Häftlinge ertrinken. Tragisch: eine entsprechende Meldung des IRC war nicht weitergeleitet worden und erreichte die Piloten nicht.
Laut überlebenden Augenzeugen soll Edith Willner zu den 208 am Strand Erschossenen zählen.
Edith Willner wird in einem Massengrab beigesetzt, das am heutigen Stutthof-Weg in Neustadt am Strand lag.

Identifizierung als Tote in Neustadt/Holstein
23.11.1945 Suchanzeige für Edith, Josef, Julia und Alfred Willner von L. Willner New York
4.4.1949 Suchanzeige von Schwester Lilo Voss
Tod in Sobibor
8.4.1938 Schwester Irma heiratet den Niederländer Max de Vries
4. 1.1939 Schwester Irma ins Untersuchungsgefängnis D‘dorf-Derendorf „Devisenvergehen“ 27.3.1939 in das Gerichtsgefängnis Krefeld
20.3.1939 Ehemann Max in das Krefelder Gerichtsgefängnis
8. 9. 1939 „Aufenthaltsverbot für das Reichsgebiet“ für das Ehepaar de Vries

9.10.1939 Emigration nach Amsterdam
4.10.1940 Geburt der Tochter Ingrid
In Amsterdam wird Irma vom Joodse Raad in der Kranken- und Kinderpflege eingesetzt
20.6.1943 Einweisung von Schwester Irma in die Strafbaracke Nr. 65 im polizeilichen Judendurchgangslager Westerbork

20.6.1943 Ehemann Max ebenfalls in Westerbork inhaftiert, aber in Baracke 62
Unmittelbare Überstellung auf den nächsten am 13.7. abgehenden Transport nach Sobibor: dieses rücksichtslose Vorgehen wurde gewöhnlich bei gefassten „onderduikern“ praktiziert
16.7.1943 in Sobibor Tod von Schwester Irma, Max und Ingrid de Vries nach Ankunft in Sobibor
Gedenken
1940 Beisetzung des Vaters Neuer Jüdischer Friedhof, Krefeld
20.8.2000 Page of Testimony für Tante Bertha Willner geb. Salm von Alex Salm
12.10.2000 Page of Testimony für Cousine Ruth Willner von Alex Salm
Stolpersteine für Edith, ihre Mutter und Schwestern in Krefeld, Oelschlägerstraße
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1561263
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006699
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1661926
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de889306
https://www.mappingthelives.org
http://spurenimvest.de/2021/05/18/willner-ruth/
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4684998
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/82492227
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/84611162
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11199073
https://gisdata.krzn.de/files/stolpersteine/krefeld/88.pdf
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.yadvashem.org/en/names
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411211-49.jpg
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Willner%22%7D
Fred Voss, Miracles, Milestones, and Memories, 2007
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008, Seite 127
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Anita
Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017