Horowitz Mary

Mary Horowitz – Bonom

*19.9.1919 in Detmold; ✡ 10.6.2000 in Petah Tikwa

Staatsangehörigkeit polnisch

Religion jüdisch

Vater Max Meier Bonom *25.2.1883 in Dolina; ✡26.10.1942 im Ghetto Lodz

Fotos Stadtarchiv Detmold

Mutter Regina Rachel Horowitz geb. Glattstein Fruchter *15.5.1883 in Rozniatow; ✡ in Reichshof Rzeszów

Großeltern Bernhard Glattstein und Paula Fruchter

Geschwister

Paula Bonom *22.10.1912 in Hannover

Klara Bonom *14.9.1914 in Detmold; ✡11.12.2003 in Israel; oo Hellinger, oo Miolic

Beruf Praktikantin

Adressen Detmold, Weinbergstraße; Paderborn; Jessen, Ellguth

Heirat Rosenblatt

Kinder –

Daten zur Familie

1904 Zuzug der Mutter Rachel Glattstein aus Galizien

1908 Heirat der Eltern

1.5.1920 Vater Meier Bonom in Westerholt gemeldet, Geschwisterstraße 44, dort hatte der galizische Jude Salomon Zwiebel ein Textilgeschäft; Zwiebel wurde in der Polenaktion nach Zbaszyn abgeschoben

7.6.1920 Vater wieder in Detmold

17.8.1920 Vater nach Bochum

1921 Scheidung der Eltern

Das jüdische Waisenheim Paderborn

8.5.1921 Die Schwestern Klara und Paula Bonom ins jüdische Waisenheim mit integrierter Schule nach Paderborn

1.4.1927 Schwester Paula nach Schulentlassung zurück nach Detmold

13.9.1927 Maria Bonom ins jüdische Waisenheim

31.3.1929 Schwester Klara nach Schulentlassung zurück nach Detmold

1.4.1930 Maria Bonom zurück nach Detmold

Weiterer Lebensweg

1932 wird die konzessionierte Pfandleihe der Mutter an der Weinbergstraße 15 verwüstet und geplündert von einem SS-Mann und einem antisemitischen Theologiestudenten.

1.5.1938 Mary Horowitz abgemeldet aus Detmold, vermutlich nach Ellguth

Polenaktion

28.10.1938 Abschiebung der Mutter mit Josef Leib Vogelhut aus Detmold nach Zbaszyn

9. 11. 1938 Beschwerdeschreiben der Mutter gegen ihre Ausweisung und Antrag auf Wiedereinreise in das Reichsgebiet „zwecks Regelung der wirtschaftlichen Angelegenheiten“ wird am 15. November 1938 vom lippischen Polizeiführer mit der Begründung abgelehnt: „Die von dem Beschwerdeführer gegebene Begründung ist durch die Ereignisse der letzten Tage hinfällig geworden.“

Registrierung von Rachel Horowitz in Zbaszyn; Ihr Geburtsdatum gibt sie mit dem 8.6.1881 an; Ausreise aus Rozniatow 1909; Adresse Zbaszyn, Senatorska Hotel Fellerosa (?)

28.10.1938 bis Juli 1939 Mutter in Zbaszyn

29.10.1941 Rote-Kreuz-Brief der Mutter aus dem Ghetto Reichshof/Rzeszow

Vater auf Transport 13 von Düsseldorf nach Lodz

Das Lehrgut Ellguth

Die Eröffnung des Lehrgutes Ellguth in Steinau bei Falkenberg/Klein-Schnellendorf erfolgte in Trägerschaft des Hechaluz am 19.12.1937. Die Leitung wurde Edgar und Elly Freund von der „Jüdischen Jugendhilfe Berlin“ übertragen. Zur Eröffnung kam als Madrich für die Landwirtschaft Georg Josephsthal, zuvor Generalsekretär des Hechaluz und im Merkas des Habonim. Seine Frau Senta übernahm die Milchwirtschaft des Gutes. Als landwirtschaftlicher Inspektor wurde der Nichtjude Bless eingestellt.

Im August 1938 mussten Georg und Senta Josephthal, das Ehepaar Freund im September nach Warnungen vor der Gestapo das Gut verlassen. Nachfolger wird Fritz Wolff.

Polenaktion

28.10.1938 Bei der „Polenaktion“ wurden auch aus Ellguth wie in anderen Hachscharalagern polnischstämmige Chaluzim abgeschoben. Diese konnten aber oftmals illegal wieder zurückkehren.

Novemberpogrom

10. 11.1938 zwei Jugendliche aus Breslau mit Motorrad berichten über die Pogromexzesse. 10.11.1938 nachmittags erscheint ein örtlicher Polizist, um Waffen zu suchen

10.11.1938 Mob aus Bauern und SA überfällt das Gut, alle Bewohner werden auf LKW in das Polizeigefängnis Oppeln gebracht; die erwachsenen Männer werden nach Buchenwald transportiert, Frauen und Jungen wieder entlassen.

Nach der Entlassung flüchten einige in die Niederlande in Werkdorp

17.5.1939 Mary Bonom-Horowitz im Jüdischen Lehrgut Ellguth, Klein Schnellendorf bei der Minderheitenzählung

Alila beth Sonderhachschara VII – der Paraguaytransport

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

Für die SH 7 sollen etwa 30.000 Anmeldungen vorgelegen haben, zum großen Teil aber nur fiktiv, um gegenüber der Gestapo die geplante Auswanderung belegen zu können

August 1940 große Gruppe aus Ahrensdorf zum Vorbereitungskurs des Paraguay-Transports nach Ellguth/Steinau

August 1940 offiziell abgemeldet nach „Paraguay“, zunächst Zugfahrt nach Berlin

16.8.1940 mit dem Zug aus Berlin, Bahnhof Friedrichstraße fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, deren Kinder bereits Palästina-Pioniere in Palästina waren, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

Zweiter Transportführer Hans Wendel

Leiter des Ordnungsdienst war Paul Jentes

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3.9.1940 Mary Bonom mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau; in Pressburg für eine Woche in einem Lager im Stadtteil Patronka; Josef Nussbaum berichtet bei der Registrierung in Atlith, „The Camp was taken over as store for Heavy Opel trucks.“

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz ihre Schwestern Klara Olshavitz und Paula Hochmann an, Adressen unbekannt

Mary Bonom zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1941 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Düsseldorf – Litzmannstadt

Vater Meier Bonom, wohnhaft in Hannover, Detmold, Westerholt, Bobum, Düsseldorf, Essen

27.10.1941 Deportation des Vaters in das Ghetto Lodz; Adresse Blattbinder 3/1

25.10.1942 Tod des Vaters in Lodz

Gedenken

10.1.1957 Page of Testimony für die Mutter von Tochter Mary Rosenblatt

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de846355

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1440166

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_rhl_411027.html

https://www.zbaszyn1938.pl/uploads/documents/Lista_Deportowanych/GK_166_1141_Cala_lista.pdf

https://www.mappingthelives.org

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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