
Günther Paul Schwarzschild
*9.7.1920 in Essen; ✡ ?
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Willi Schwarzschild *23.8.1880 in Delkenheim; ✡3.3.1943 in Auschwitz
Mutter Else Cahn *4.1.1894 in Witten; ✡ 3.3.1943 in Auschwitz
Großeltern Samuel Schwarzschild (*1847) und Jettchen Mai
Großeltern Max Cahn und Johanna Meyberg (1870-1912)
Onkel Julius Schwarzschild *22.10.1881 in Delkenheim; ✡14.1.1914; oo Bona Guggenheim *1884
Geschwister ?
Beruf Landwirtschaftlicher Volontär; Kunstschmied
Adressen Essen, Renatastraße 16; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,
Heirat 15.8.1945 in Amsterdam Ingeborg Rosa Rosenberg *6.3.1923 in Amsterdam; 27.6.2010 in Amsterdam
Kinder –
Erster Weltkrieg

14.1.1915 Onkel Julius Schwarzschild, Reservist der 6. Kompagnie des Res. Inf. Reg 80, kriegsgefallen
Weiterer Lebensweg
Novemberpogrom

17.11.1938 Günter Schwarzschild eingewiesen in das KL Dachau; Häftlingsnummer 30124

29.11.1938 Entlassung aus dem KL Dachau, vermutlich weil er bereits im Werkdorp angemeldet war
23.12.1938 Günther Schwarzschild zur Hachschara ins Joodse Werkdorp Wieringermeer
17.5.1939 Eltern in Essen bei der Minderheitenzählung
Werkdorp Nieuwe Sluis
Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)
Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.
Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs
Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.
Anfang 1937 Offizielle Eröffnung der nun fertiggestellten Anlage
2.1.1938 formal bedingte Ummeldung aller Bewohner von der Gemeinde Barsingerhorn nach Wieringermeer
Auflösung des Werkdorp
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.
Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam
Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“
Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“
27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;
11.6.1941 Offizielle Abmeldung der 210 Werkdorper aus der Gemeinde Wieringermeer
1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes
5.9.1941 ausgetragen aus der Einwohnerliste; abgemeldet nach Amsterdam, Geulstraat 3
Zweite große Razzia in Amsterdam
14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard-Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle
Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.
11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“
11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.
Von Dezember 1940 bis August 1941 war SS-Untersturmführer Hans Stöver Kommandant des Camp Schoorl
Der Werkdorper Bernard Natt,, ein Cousin von Lotte Brück, beschreibt die Razzia des 11. Juni 1941:
„Am Mittwochabend, dem 11. Juni 1941, besuchte ich mit Lotti in der Stadsschouwburg eine Aufführung von Griegs Oper „Per Gynt“. Es war eine schöne, angenehme Aufführung. Es war auch das letzte Mal, dass ich mit Lotti ausgegangen bin. Auf dem Heimweg trafen wir einige Freunde vom Werkdorp. Sie waren sehr aufgebracht und teilten uns mit, dass unsere Mitbewohner des Werkdorps noch am selben Abend von der Gestapo festgenommen worden seien.
22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941
Jeugdhuis Plantage Franschelaan 13 in Amsterdam
10.11.1941 Ernst Rosenbaum zusammen mit Gerhard Hirsch, Hans Joseph, Günter Levy, Harald Rosenbach, Norbert Schweitzer, Hans Stern und Gert Herz zur Eröffnung ins Jugendheim des Joodse Raad, Plantage Franschelaan 13
Viele Werkdorper wurden nach der Auflösung des Werkdorps hier untergebracht, vor allem die älteren, später durften auch jüngere Geschwister hier wohnen. Das Gebäude gehörte dem Joodse Raad, ebenso wie das Haus auf der Nicolaas Witsenkade 14, wo auch Werkdorper wohnten. Hier wohnten zwischen November 1941 und April 1943 67 Personen, davon 44 Werkdorper
1.6.1942 Günter Schwarzschild in die Fransche Laan 13
Erste Razzia in der Franschelaan
15.7.1942 in der Dritten Großen Amsterdamer Razzia werden auch die Bewohner des Jeugdhuis verhaftet und nach Hooghalen deportiert; u.a.:
Gert Herz, Günter Levy, Hans Stern, Harald Rosenbach, Horst Levi, Gerhard Hirsch, Erwin Eichengrün,
7 Km zu Fuß ins Kamp Westerbork, Registrierung in der großen Halle und unmittelbar zu Fuß zurück nach Hooghalen
Erst ab November 1942 gab eine eigene Bahnlinie und Station im Kamp Westerbork; Juli-November mussten die Deportierten von und zur Station Hooghalen zu Fuß laufen.
15.7.-17.7.1942 Erster großer Massentransport aus den Niederlanden ab Hooghalen nach Auschwitz
Zweite Razzia in der Franschelaan
26.5.1943 die Bewohner des Jeugdhuis Franschelaan werden bei einer Razzia verhaftet und nach Westerbork deportiert; — eingewiesen in das polizeiliche Judendurchgangslager zusammen mit Martha Eibschütz, Kurt Elias, Ruth Karlsberg, Ernst Rosenbaum, Grete Schramm, Norbert Schweitzer, Martin Uffenheimer, alle Baracke 60
Weitere Bewohner des Jeugdhuis Franschelaan waren:
u.a. Alfred Cohn, Hans Moser, Cäcilie Neumann, Helmut Holzheim, Selma Wahrhaftig
23.3.1944 Holzheim zusammen mit Norbert Schweitzer („vermoedelijk gevlucht“)
Onderduiker
Nach der ersten Razzia in der Franschelaan 13 taucht Günter Schwarzschild unter; er wird mit dem Netzwerk Westerweel nach Frankreich geschleust
Fabrikaktion
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
Im gesamten Reichsgebiet fanden am 26. und 27. Februar 1943 Festnahmen von Frauen und Männern, die in heimischen Unternehmen Zwangsarbeit leisteten, in ihren Wohnungen und in den Betrieben statt.

27. 2.1943 beide Eltern deportiert aus Essen, Judenhaus Hindenburgstraße 88 nach Düsseldorf, Sammellager Schlachthof
1.3.1943 Eltern auf dem Transport Stuttgart – Trier ab Düsseldorf Güterbahnhof über Dortmund nach Auschwitz
3.3.1943 Ankunft und Selektion der ‚Alten Rampe‘ am Güterbahnhof von Auschwitz
3.3.1943 Tod der Eltern in Auschwitz
1945

1945 Rückkehr in die Niederlande als Korporal der First Canadian Army

15.8.1945 in Amsterdam Heirat mit Ingeborg Rosa Rosenberg
Gedenken
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de970734
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de970790
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Schwarzschild%22%7D
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Rosenberg%201923%22%7D
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10750406
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130429748
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938
https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer