Effenberger Ruth

Ruth Effenberger

*9.10.1919 in Berlin; ✡ 25.11.1940 in Haifa

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Adalbert Josef Effenberger *19.1.1893 in Lüditz bei Karlsbad in Böhmen

Heirat der Eltern 31.8.1917 in Berlin;

Trauzeugen waren Arthur und Hedwig Stillmann (Geschwister der Mutter)

Mutter Jenny Stillmann*12.2.1883 in Stettin; ✡23.11.1951 in Berlin

Großvater Gottschalk Stillmann *12.3.1855 in Löwenberg (Schlesien); ✡20.2.1920 in Berlin

Heirat 27.2.1888 in Berlin

Großmutter Sara Johanna Stillmann geborene Kaufmann *7.4.1867 in Lagiewniki (Lagiewnik) / Posen

Geschwister der Mutter

Hedwig Stillmann *4.5.1884 in Stettin; ✡ Tod in Riga

Arthur Stillmann *11.9.1885 in Stettin; Überlebender

Margarete Stillmann *27.12.1889 in Berlin; ✡ Tod in Riga

Albert Stillmann *17.10.1895 in Berlin; ✡ 28.1.1909

Cousin Albert Stillmann *8.10.1912 in Stettin; gerettet auf Schindlers Liste

Geschwister

Hansi Effenberger *10.10.1917; oo Radtke

Gerda Effenberger *12.12.1923

Beruf Erzieherin

Adressen Berlin; Ahrensdorf

Heirat verlobt in Ahrensdorf mit Ernst Fritz Schäfer

Kinder

Weiterer Lebensweg

Konditorei des Vaters in Berlin Tempelhof, Berliner Straße 38; Postkarte Miklas Weber

Vater Adalbert war katholischer Christ; trotz Drucks seitens der Gestapo wollte er sich nicht von seiner zum katholischen Glauben übergetretenen jüdischen Frau Jenny scheiden lassen („Privileg. Mischehe“), deshalb wurde er in der Mischlingsaktion im September 1944 verhaftet und zur Zwangsarbeit verpflichtet.

Tante Hedwig Stillmann wurde am 19.1.1942 aus Berlin mit dem IX. Transport nach Riga deportiert

17.5.1939 Ruth mit der Mutter in Berlin Schöneberg bei Minderheiten-Volkszählung

Ruth Effenberger zur Hachschara ins Landwerk Ahrensdorf, Pfadfinderbund Makkabi HaZair

Die Sonderhachschara SH-7 und der Untergang der PATRIA

abgemeldet aus Ahrensdorf, zunächst Zugfahrt nach Berlin

16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Reiseleiter war Efraim Frank

30.8.1940 mit einer größeren Gruppe von  Chawerim aus Ahrensdorf offiziell abgemeldet nach „Paraguay“; Bahnfahrt über Berlin nach Wien

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 jüdische illegale Einwanderer auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

Ruth Effenberger gehört zu den ertrunkenen Opfern des Sprengstoff-Anschlag der Haganah.

Gedenken

Grabstein Hof HaCarmel Haifa, Haifa District, Israel

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1168304

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9968513

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V

Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004

http://www.hachschara-ahrensdorf.de/html/body_anfang.html

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Urs Faes, Ein Sommer in Brandenburg, Suhrkamp 2015

https://objekte.jmberlin.de/person/jmb-pers-12574/Herbert+Sonnenfeld?se=Suche&qps=q%3DSonnenfeld

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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