Helmuth Mayer
*29.11.1924 in Köln; ✡ 11.7.2009 in Delray Beach, Florida
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Berthold Mayer *5.7.1883 in Meimbressen; ✡ 19.9.1936 in Köln-Ehrenfeld
Mutter Berta Sörensen* 26.3.1882; ✡ ?
Tante Emma Mayer *17.10.1880 in Oberwesel; ✡10.9.1962 in Los Angeles; oo Julius Perlstein
Cousin Fritz Perlstein *28.3.1904 in Kassel; 17.3.1979 USA; oo Steffi Freimark, Bochum
Geschwister
Kurt Mayer *1921; ✡?
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Köln; Groß Breesen;
Heirat Gertrud Kraus
Kinder –
Weiterer Lebensweg
25.5.1935-10.11.1938 Cousin Diplom-Landwirt Fritz Perlstein, Leiter des Hachschara-Landgutes in Halbe
19.9.1936 Tod des Vaters im Israelitischen Asyl in Köln-Ehrenfeld
Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen
Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)
1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.
Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.
10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.
1939 Helmuth Mayer zur Umschulung ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen
Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.
17.5.1939 Helmuth Mayer in Groß Breesen bei Minderheitenzählung
31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager
Die Schließung der Arbeitslagers Groß Breesen
Die Grüssau Gruppe
21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner
30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen
Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:
„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“
31.10.1942 Verbringung der 14 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau
Günther Marcuse notiert:
„Im Gegensatz zu früheren Alarmen, denen sofort Reklamationen folgte, verliessen uns heute die Kameraden, die uns in langen Jahren lieb geworden waren. Es sind:
Ehepaare: Wolff (Walter und Hildegard Klein), Löwenstein (Aron und Gertrud Monasch), Ascher (Kurt und Ruth Schwarz mit Rea), Baehr (Heinz und Edith Plessner), Cohn (Alfred „Alco“ und Marlo Levy mit Gideon)
Mädels: Berg (Anneliese), Blume I (Ruth geb. Baehr), Blume II (Anneliese), Cohn (Hannelore), Director (Ilse), Frau Berg (Bertha)
Jungens: Blume (Bernhard), Plessner (Heinz), Levy (Ernst), Wolff (Arthur), Ring (Heinz), Krieger (Otto)
(Ruth Blume und Bernhard Blume waren auch ein Ehepaar.)
25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.
Fabrikaktion Februar/März 1943
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“
Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
22.2.1943 Verhaftung der Juden im Arbeitslager Grüssau, die gesamte Grüssau-Gruppe aus Groß Breesen bis auf Walter und Hildegard Wolff mit Sohn Arthur (Theresienstadt)
23.2.1943 Ankunft des Grüssauer Transports in Auschwitz; von 250 Juden aus Grüssau werden nur sechs Männer (Nr. 104027 bis 104032) in das Lager zur Zwangsarbeit übernommen
28.2.43 Schließung des Lagers im Kloster Grüssau
Fabrikaktion im Arbeitslager Groß Breesen
26.2.1943 Das Tagebuch von Günther Marcuse endet mit dem Hinweis, dass bis zum 1.3.1943 mit einer Gestapoentscheidung zum Abtransport der „Volljuden“ zu rechnen ist, während die „Halbjuden“ in Groß Breesen verbleiben sollten.
1.3.1943 Anordnung der Verbringung der „Volljuden“ aus Groß Breesen
Deportation in ein Sammellager nach Breslau, als Leiter der Gruppe Meister Max Kiwi mit Frau und 21 jungen Männern; vier „Halbjuden“ bleiben zurück (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer)
5.3.1943 Deportation der Groß-Breesener mit dem Breslauer Transport nach Auschwitz; eine Transportliste ist nicht überliefert.
6.3.1943 Ankunft des Breslau-Transportes in Auschwitz; 16 der 21 deportierten Männer aus Groß Breesen bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, sind somit zu Zwangsarbeit in BUNA Monowitz vorgesehen.
Deportation der letzten vier „Halbjuden“ aus Groß Breesen nach Theresienstadt
31.3.1943 die zunächst bei der Auflösung von Groß-Breesen in der Fabrikaktion (nur „Volljuden“) zurückgebliebenen vier „Halbjuden“ (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer) werden vier Wochen später verhaftet
2.4.1943 Helmuth Mayer mit den letzten vier Breesenern auf Transport IX/4 von Breslau nach Theresienstadt
5.5.1945 die SS übergibt das Ghetto Theresienstadt an das IRK/Intern. Rotes Kreuz
8.5.1945 Eintreffen der Roten Armee in Theresienstadt; Befreiung
1.1.1946 im DP Camp Deggendorf
8.1.1947 auf der USS MARINE MARLIN von Bremen nach New York
Gedenken
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/68235900
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5011893
Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984
Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991
Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966
https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater
https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia