Fliess Suse

Suse Fliess

*16.11.1924 in Stettin

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater unbekannt

Mutter Ilse Sabatzky *23.9.1898 in Stettin; ✡ Mai 1842 in Piaski

Geschwister

Peter Max Fliess *9.10.1923 in Stettin; ✡ 1943 in Auschwitz

Beruf Landwirtschaftliche Praktikantin

Adressen Stettin; Berlin; Jesen-Mühle

Heirat ledig

Kinder  –

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 Suse mit Mutter Ilse in Stettin bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Bruder Peter in Berlin Mitte bei Minderheiten-Volkszählung

1939 Zur Hachschara ins Landwerk Havelsdorf

1939 Bruder Peter zur Hachschara nach Jessen-Mühle

27.5.1941 Suse Fliess vom Landwerk Havelberg  ins Landwerk Neuendorf im Sande

27.5.1941 in Folge der Auflösung von Havelberg kommen insgesamt sieben Chawerim nach Neuendorf: Willi Ansbacher, Erich Wallach, Suse Fliess, Inge Frank und Carla Wagenberg

18.6.1941 Johanna David aus Havelberg zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande

31.8.1941 Susanne Rosenthal aus Havelberg zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf

27.5.1941 Bruder Peter von Jessen Mühle ins Landwerk Neuendorf im Sande

27.5.1941 Madrich Hans Cohn mit den acht Chawerim Benjamin Feingersch, Peter Fliess, Walter Keschner, Assi Lerner, Gerhard Maschkowski, Roman Neger, Jako Rosenbaum und Peter Sieburth sowie drei Chaweroth Rita Fränkel, Jutta Kleczewski und Inge Wolff (insgesamt 12) aus Jessen in das Lehrgut Neuendorf im Sande;

2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder

3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

31.3.1943 Die Belegschaftsliste des Landwerk Neuendorf enthält 96 Männer (drei abwesend) und 66 Frauennamen

7.4.1943 Zustellung der Transportlisten

10. 4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)

19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. Schimschon und Esther hatten sich getrennt, sie hatte inzwischen ein Auge auf Eli Heymann geworfen, an dessen Seite sie den Transport in die Hölle überstand.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Auschwitz- Häftlingsnummer  ?

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge;

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

Der Verlauf des Weges ist unklar, vermutlich über Ravensbrück, DP Schwerin; Buchenwald; Schweizer Kindertransport des SRK

August 1945 auf der RMS MATAROA von Marseille nach Haifa zusammen mit 173 Jewish überlebenden Kindern und Jugendlichen, die bereits zur Aufnahme bereite Familienangehörige in Palästina hatten, organisiert von der OSE (Œuvre de secours aux enfants)

8.9.1945 Ankunft von Susi Fliess in Haifa auf der SS MATAROA von Marseille kommend

Viele Passagiere waren mit gefälschten duplizierten Zertifikaten ausgestattet. Deshalb bei Ankunft in Haifa ins britische Internierungscamp Atlith zusammen mit Esther Loewy (Bejarano)

Schicksal der Familie

12.2.1940 Mutter Ilse deportiert von Stettin nach Piaski

3. 3.1943 Tante (?) Hertha Fliess 33. Osttransport Berlin nach Auschwitz

Gedenken

25.3.1990 Page of Testimony für Peter Fliess von Eli Heimann

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1013441

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1013686

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de866762

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://yvng.yadvashem.org/ad

Walter Keschner/Ze’ev Keschet,in: Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010

Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2

Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Video-Interview mit Issy Philipp 1994

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert