Tausig Heinz

Heinz Tausig

*23.2.1940 in Mannheim; ✡ 25.4.1945 in Aholfing/Donau

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Hermann Tausig *24.2.1886 in Edenkoben; ✡ August 1942 in Auschwitz

Mutter Franziska Sondheim *30.1.1877 in Kirtorf, Alsfeld; ✡ August 1942 in Auschwitz

Geschwister

Lisbeth Tausig *4.11.1922 in Mannheim; August 1942 in Auschwitz

Beruf

Adressen Mannheim; Bielefeld;

Heirat

Weiterer Lebensweg

4 Jahre Volksschule, 8 Jahre Realschule

17.5.1939 mit beiden Eltern in bei Minderheiten-Volkszählung

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d zu­nächst ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.

1939 Heinz Tausig kommt mit einer Gruppe von sechs Mannheimern in das Lager Ko­blen­zer Stra­ße:

Bruno Adler, Ludwig Frank, Walter Blum, Ruth Loeb, Max Silbermann, Fritz Ullmann

März/April 1940 wegen der räumliche Enge Wechsel in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a, einen ehemaligen Gutshof

Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.

Ende März/April 1940 verlassen vier Mannheimer Bielefeld Richtung Mannheim wieder; später Walter Blum am 9.6.1940 nach Paderborn, Heinz Tausig am 12.6.1940, Bruno Adler am 29.3.1940 nach Mannheim abgemeldet

Ruth Loeb erst am 20.8.1940 ins Lager „Rittergut Eichow“ bei Krieschow, Cottbus

Die „Bürckel-Wagner-Aktion“ – Internierung in Frankreich

22. 10.1940 Heinz Tausig mit den Eltern und Schwester Lisbeth in das Sammellager Turnhalle der C6-Schule „Kurfürstenschule“

Auf einem von sieben Transporten von 6500 Juden des Saarlandes, der Pfalz und Baden, davon 1972 aus Mannheim in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich transportiert in der „Bürckel-Wagner-Aktion“.

Ebenfalls auf dem Transport die Familien von Ludwig Frank, Fritz Ullmann  und Oskar Althausen aus Lampertheim/Mannheim

März 1941 Verlegung verschiedener Gruppen aus  Gurs in andere Lager: Betagte Menschen kamen nach Noé, Schwerbehinderte nach Récébédou, Familien in das sogenannte  ‚Familienlager‘ Rivesaltes,

August 1942 Deportation nach Drancy

8.-12.8.1942 Deportation von Bruno mit den Eltern und Schwester Lisbeth von Drancy nach Auschwitz; 18. Zug 901-13

Auschwitz, Buchenwald, Todesmarsch

14.8.1942 Eingewiesen zur Zwangsarbeit in Auschwitz;

Tätowierung der „nichtarischen“ Häftlinge, Häftlingsnummer 58991;

Ab Juni 1944 vermutlich in Buna-Monowitz als Pfleger im Häftlingskrankenbau

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge;

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:

Asher Aud:

„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“

Sigmund Kalinski:

„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“

Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück

Isidor Philipp berichtet:

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.

22.1.1945 Ankunft im KL Buchenwald

24.1.1945 Verlegt nach Ohrdruf Code S III; in Ohrdruf, südlich von Gotha, sollte ein unterirdisches Hauptquartier für die deutsche Reichsregierung gebaut werden

2./3.4.1945 Auflösung von Ohrdruf, Todesmärsche zurück nach Buchenwald (51 km)

Das Ende des KL Buchenwald

5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);

6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.

6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt

7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen

10.4.1945 9.280 Insassen haben an diesem Tag Buchenwald in zwei Kolonnen verlassen. Die SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.

Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau

11.4.1945 Befreiung von Buchenwald durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision

Die Todesmärsche aus dem KL Flossenburg nach Dachau (nach Wikipedia)

Am 24. April 1945 erreichte der Todesmarsch Mötzing. Der Zug kam von Roding über Michelskirchen, Rettenbach und Wörth, überquerte bei Aholfing die Donau mit einer Fähre und marschierte weiter über Haimbuch nach Mötzing. Das eigentliche Ziel des von Flossenbürg ausgehenden Marsches war Dachau, doch in Ergoldsbach wurde der Menschenzug von den Amerikanern befreit. Laut Angaben des Archivs Flossenbürg marschierten ca. 500 Häftlinge durch Mötzing, Augenzeugen berichten von 100 – 200 Häftlingen. Aufgrund einer täglichen Strecke von ca. 40 km, miserablen Versorgungszuständen und ständigen Gewalttaten durch die SS-Soldaten waren die Häftlinge in einem sehr schlechten physischen und psychischen Zustand. Häftlinge, die nicht mehr fähig waren, weiterzugehen, wurden von den Soldaten hingerichtet.  

Auf dem Streckenabschnitt zwischen der Donauüberquerung und Aholfing wurden neun Häftlinge ermordet und nur leicht mit Geäst bedeckt am Straßenrand liegen gelassen. Die Bewohner Aholfings begruben die Leichen auf dem Friedhof, später wurden sie nach Flossenbürg umgebettet.

Jegliche Versorgungsversuche der Einheimischen gegenüber den Häftlingen wurden von den SS-Soldaten unterbunden. Bereitgestellte Eimer mit Wasser und Nahrungsmitteln wurden von den Soldaten umgestoßen und die hilfswilligen Bewohner durch Gewaltandrohung eingeschüchtert. In Mötzing übernachtete der Häftlingszug in einem freistehenden Stadel. In der Nacht gelang es dem Bauern, die Häftlinge heimlich mit Brot zu versorgen.

Am 25. April 1945 brach der Zug weiter auf Richtung Sünching. Am Dorfausgang nahe der Laaber wurden weitere Häftlinge ermordet. Seit der Übersetzung der Donau wurden mindestens 21 Menschen ermordet.

Trotz der Bemühungen der SS-Soldaten, niemanden entkommen zu lassen, schafften dies drei Häftlinge. Sie versteckten sich im Stroh und wurden bei der Durchsuchung des Stadels von den Soldaten übersehen, die es schon eilig hatten, denn die Amerikaner waren nicht mehr weit entfernt. Die Mötzinger Bewohner kümmerten sich um die Entkommenen, gewährten Unterschlupf und medizinische Versorgung. Als die Amerikaner im Dorf ankamen, schätzten sie den Einsatz um die Entflohenen und es herrschte eine sehr friedvolle Stimmung.

25.4.1945 Tod auf dem Todesmarsch in Aholfing, Straubing

Gedenken

Mahnmal in Neckarzimmern für die deportierten Jüdinnen und Juden

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

https://de.wikipedia.org/wiki/Todesmärsche _1945_in_Niederbayern

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de981555

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de981558

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de981559

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de981561

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_id=&s_lastName=Dessauer&s_firstName=&s_place=Gelsenkirchen&s_dateOfBirth=&cluster=true

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert