Simons Erich

Erich Simons

*16.4.1896 in Olfen; ✡ 12.10.1944 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Aron Simons *16.8.1857 in Olfen; ✡2.2.1933 in Münster

Mutter Helene Eltzbacher *19.1.1867 in Neuenkirchen; ✡ 3.7.1943 in Theresienstadt

Onkel Levy Simons *1854 in Olfen, ✡2.6.1914 in Olfen; oo Julie Löwenstein; sein Tod in Olfen wird von seinem Bruder Aron Simons angezeigt

Tante Laura Eltzbacher *21.3.1863 in Neuenkirchen; überlebt Theresienstadt; ✡ca. 1953 in Hamburg; oo Isidor Heimann (1956-1931)

Geschwister

Albert Simons Dr. med. *22.4.1894 in Olfen; ✡5.12.1955 in Tel Aviv; international anerkannter Strahlentherapeut

Cousine

Anni Simons *20.2.1892 in Olfen; ✡15.5.1945 in Tröbitz; oo Fritz Michel (1888-1950)

Cousin

Max Heimann (Mutter Laura Eltzbacher *21.3.1863 in Neuenkirchen; ✡ca. 1953 in Hamburg)

Beruf Rechtsanwalt, Dr. jur.

Adressen Olfen; Münster, Bahnhofstraße 42 (Adolf-Hitler-Straße), Salzstraße 35, Kanonengraben 4, Ludgeristraße 110

Heirat 1925 Elfriede Abt *18.11.1900 in Lippstadt; ✡ 12.10.1944 in Auschwitz

Kinder

Ernst Simons *20.11.1926 in Münster; ✡9.1.1945 in Dachau-Kaufering Erpfting

Lore Simons *5.5.1933 in Münster; ✡ 12.10.1944 in Auschwitz

Ein drittes Kind stirbt im Kleinkindalter

Weiterer Lebensweg

1915 Abitur in Warendorf

1915 -Mitte 1916 Jura – Studium an der Universität Heidelberg

Mitte 1916 Einberufung, Soldat der 6. Kompagnie des Infanterieregimentes 165

3.11.1916 in den Preußischen Verlustlisten Seite 16026 mit schweren Verwundungen an beiden Beinen gemeldet

1919 Wiederaufnahme des Jura – Studiums an der Universität Münster; Vorstandsmitglied der jüdischen Studentenverbindung Rheno-Bavaria

1923 Promotion in Erlangen

1925 Zulassung als Anwalt und Eröffnung der Kanzlei am Prinzipalmarkt 5 in Münster

1925 Heirat mit Elfriede Abt in Lippstadt

1928 Vater Aron verkauft sein Gerschäft in Olfen und zieht nach Münster

1928 Umzug der Kanzlei in die Salzstraße 35

2.2.1933 Tod des Vaters in Münster; Zuzug der Mutter in die gemeinsame Wohnung

7.4.1933 zunächst Entzug der Anwaltszulassung bei Gericht, der aber auf Grund des Frontkämpfer-Status aufgehoben wird

1933 Entzug des Notariats

1936 Erneuter Umzug der Kanzlei in die Bahnhofstraße 42

26.4.1937 Ankunft von Bruder Albert in Haifa mit „Kapitalisten-Zertifikat A“

Nach dem Novemberpogrom 1938 musste Erich Simons eine Judenvermögensabgabe von 23.000 Reichsmark zahlen.

26.4.1937 Ankunft von Bruder Albert in Haifa mit „Kapitalisten-Zertifikat A“ Zahlung von 1000 Pfund

31.5.1938 beantragt Erich Simons 1.000 Palästina-Pfund zur Emigration nach Palästina

Wie sein Bruder Albert, wollte er sich mit dem „Kapitalisten-Zertifikat A“ an einem Unternehmen beteiligen, was Bedingung für die Erteilung des begehrten britischen Visum war. Nach dem Antrag erfolgte die Zwangsüberweisung seines Sparguthabens auf ein Sperrkonto mit Pfändung von 25 % für die bei einer Auswanderung fällig werdende Reichsfluchtsteuer.

17.5.1939 mit der Ehefrau, der Mutter und Tochter Lore in Münster bei der Minderheiten-Volkszählung

Sommer 1940 Tochter Lore für zwei Woche  in Urlaub bei einer jüdischen Familie mit gleichaltriger Tochter in Ostwestfalen; vermutlich in Lübbecke, da Lore Weinberg 1956 ein Gedenkblatt für sie anlegt

21.10.1941 Nach Beginn der ersten Berliner Deportationen kommt Sohn Ernst nach drei Jahren an der jüdischen Oberschule in Berlin zurück nach Münster, vermutlich die »Privatschule der Jüdischen Gemeinde Berlin (nach dem Lehrplan einer Oberschule)« in Moabit Wilsnacker Straße 3, die von 1937

Familie Simons vor Deportationen zunächst geschützt, da Erich Simons als Vertrauensmann die Zweigstelle der RVJD Westfalen in Münster leitet.

2.2.1942 in der Bahnhofstraße 42 „ausgebombt“; Umzug mit Familie in das letzte münsterische Judenhaus Am Kanonengraben 4, der früheren Marks-Haindorf-Stiftung.

31. 7. 1942 Deportation der letzten Juden aus Münster; die Familie bewohnt allein das jetzt fast leere Gebäude Kanonengraben 4

Dezember 1942 erneuter Umzug in die Ludgeristraße 110

Hilde Friedberger als Begleiterin der Familie Simon bis in den Tod

Im biographischen Lexikon von Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster heißt es über sie: „Im Januar 1940 hatte Hilde Friedberger ihren Wohnsitz in Dortmund und fuhr täglich nach Münster, wo sie für den „Jüdischen Rechtskonsulenten“ Dr. Erich Simons arbeitete. Im Juni 1942 zog sie nach Münster und wohnte im „Judenhaus“ am Kanonengraben 4. Zusammen mit der Familie von Dr. Simons verzog sie im Dezember 1942 noch zur Ludgeristraße 110, Münster, was sie „der Ordnung halber“ der Devisenstelle Münster am 21.12.1942 mitteilte.“

Hilde Friedberger nach Münster als Sekretärin des dortigen Vertrauensmanns Dr. Erich Simons

Juni 1942 Umzug nach Münster, Kanonengraben 4, Judenhaus, ehem. Marks-Haindorff-Stiftung

Dezember 1942 Umzug mit der Familie von Dr. Simons in die Ludgeristraße 110

Hildes Schwester Gerda erinnert sich:

„Hilde war sehr aktiv im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime. Sie versuchte, vielen jüdischen Mitbürgern zur Flucht aus Deutschland zu helfen.“

4.3.1942 Umzug von Hilde Friedberger nach Bielefeld als Sekretärin der Bezirksstelle Westfalen, das Gebäude in der Laerstraße 9 mit den Büros der Bezirksstelle diente auch als Wohnhaus

10.5.1943 Abschluss eines „Schein-Heimeinkaufsvertrages“ durch Erich Simon über 7.677 Reichsmark für das Ghetto Theresienstadt

12.5.1943 auf dem Transport XI/2 der Familie Erich Simons aus Münster nach Theresienstadt wird er begleitet von Hilde Friedberger ; auf diesen Transport XI/2 geht auch Laura Heimann-Eltzbacher aus Bochum, die Schwester seiner Mutter Helene Simons-Eltzbacher

Das Stadtarchiv Bielefeld weiß näheres über diesen Transport:

„Am 12. Mai 1943 wurden aus dem Gestapo-Bezirk Münster 40 Jüdinnen und Juden nach Theresienstadt deportiert, 29 davon aus Bielefeld. Es handelte sich nach den Auswahlbestimmungen vom 20. Februar 1943 um über 65jährige, Inhaber des Verwundetenabzeichens, Kriegsdekorierte und sonstige „Bevorzugte“. 16 der 19 deportierten Juden waren Pfleglinge oder Personal des „Alters- und Siechenheims“ Schloßhofstr. 73a. Sammelpunkt war das Gebäude des Gesellschaftsclubs „Eintracht“.

28.9.1944 Sohn Ernst auf Transport Ek von Theresienstadt nach Auschwitz

9.10.1944 Erich und Elfriede Simons  mit Tochter Lore sowie Hilde Friedberger auf Transport Ep von Theresienstadt nach Auschwitz zusammen mit Moritz Herzberg (JKV Dortmund) und dessen Familie

Oktober 1944 Tod von Erich und Elfriede Simons mit Tochter Lore in Auschwitz

Deportation von Sohn Ernst Simons

28.9.1944 Sohn Ernst auf Transport Ek ohne die Familie von Theresienstadt nach Auschwitz

10.10.1944 Transport von Auschwitz nach Dachau

7.1.1945 Verlegung ins Dachau Außenlager Kaufering VII Erpfting

9.1.1945 Tod von Sohn Ernst Simons in Erpfting

Cousine Anni Michel-Simons auf dem verlorenen Zug in Tröbitz

20.3.1921 Heirat in Köln Friedrich Josef Michel *19.3.1889 in Edesheim

Walter und Lore Michel; Foto Lore Robinson

1938 Sohn Walter Walter Michel (*9.2.1922; ✡22.2.2017) emigriert nach England, Cambridge

Juni 1939 Tochter Lore (*29.1.1924 in Köln) von Köln mit Kindertransport nach London

Anfang 1940 Flucht aus Köln zu Freunden nach Amsterdam mit USA-Visa

10.5.1940 Einmarsch der Deutschen Wehrmacht, die geplante Ausreise wird unmöglich

15.7.1940 Friedrich und Anna Michel offiziell angemeldet in Amsterdam

23.9.1943 Verhaftung in Amsterdam, Einweisung in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork

11.1.1944 Transport als Austauschjuden von Westerbork in das Sternlager (Austauschlager) in Bergen-Belsen

10.4.1945 Ziel Theresienstadt

23.4.1945 erzwungener Halt des „Verlorenen Zuges“ in Tröbitz vor der gesprengten Elsterbrücke

Fleckfieberepidemie in Tröbitz

15.5.1945 Tod von Anni Michel an „Flecktyphus“ im Notlazarett Nordfeld in Tröbitz

September 1945 Witwer Fritz zurück in Amsterdam

Der Weg der Tante Laura Heimann-Eltzbacher

17.5.1939 Tante Laura Heimann bei Sohn Max Heimann in Bochum-Langendreer bei Minderheiten-Volkszählung

1941 nach Kündigung der Wohnung in Bochum zu Sohn Ernst Heimann nach Dortmund

27.2.1942 Sohn Max und Frau Meta Heimann von Bochum über Dortmund mit Transport X/1 nach Theresienstadt deportiert

28.4.1942 Sohn Ernst Heimann mit Frau Regina aus Dortmund deportiert nach Zamosc

Frühjahr 1942 nach Auflösung des Haushaltes ihres Sohn Ernst kommt Laura Heimann in das provisorische jüdische Siechenheim in Dortmund, II. Kampstraße 14 im Gebäude der ehemaligen jüdischen Volksschule; diese war bereits 1930 wegen Platzmangels in die benachbarte Wehrhahnschule in der Lindenstraße 51 ausgewichen; in der II. Kampstraße 14  befand sich auch das jüdische Gemeindehaus, welches bei der Fabrikaktion in Westfalen als Sammelstelle diente.

30.3.1943 Laura Heimann verlegt aus Dortmund nach Bielefeld; Aufnahme von acht betagten Juden aus Westfalen in das „Siechenheim Wickenkamp“ auf dem Gelände des Schloßhofes in Bielefeld, davon vier aus dem Siechenheim in Dortmund, II. Kampstraße 14

12.5.1943 aus dem jüdischen Altenheim Bielefeld, Schloßhofstraße ins Ghetto Theresienstadt mit dem Transport XI/2 Nr. 174; auf diesem kleinen Transport von 40 Juden aus Westfalen befand sich auch ihre Schwester Helene Simons geb. Eltzbacher mit der Familie ihres Sohnes Dr. jur. Erich Simons, Vertrauensmann der RVJD in Münster

3.7.1943 in Theresienstadt Tod ihrer Schwester Helene Simons-Eltzbacher; ärztliche Diagnose: Pneumonie, Darmbluten unklarer Ursache

So blieben den Schwestern in Theresienstadt wohl nur wenige Wochen Zeit zusammenzukommen.

8.5.1945 Laura Heimann in Theresienstadt befreit; sie kommt zur Wiederherstellung in das Israelitische Asyl in Köln, später in ein Altenheim in Hamburg, wo sie 1953 verstorben sein soll.

Gedenken

3.1.1956 Pages of Testimony für Elfriede, Ernst und Lore Simons von Lore Shelley/ Szaldajewska geb. Lore Weinberg aus Lübbecke

Fünf Stolpersteine für die Familie Simons in Münster, Bahnhofstraße 42

2020 Simonsplatz in Münster in Gedenken an die Familie Simons

Quellen

Hartmann, Jürgen, Die Bezirksstelle Westfalen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland in Bielefeld 1939-1943, in: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte, 25/2021, S. 68-151. URL

Preußischen Verlustlisten vom 3.11.1916, Seite 16026

https://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/simonsplatz.html

https://www.jmw-dorsten.de/wp-content/uploads/2019/07/JMW84_final_web.pdf

arlt-archiv.info/html/kurzbio-output.php?ID=342

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001

https://kindertransport-17uhr13.de/?page_id=1671

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962500

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962480

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962580

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962685

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1162190

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1197607

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/131507186

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5081204

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10753704

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Simons%201892%22%7D

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/ad

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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