
Rachela Zelmanowicz
*8.10.1921 in Bedzin; ✡ 17.8.1987 in Tel Aviv
Staatsangehörigkeit polnisch
Religion jüdisch
Vater Jehuda Arie Leibek Zelmanowicz *3.8.1890 in Bedzin; ✡4.8.1943 in Auschwitz
Mutter Jochewed Londner *1893 in Bedzin; ✡ 27.9.1940 in Bedzin
Geschwister

Zalman Dov Beniek Zelmanowicz *5.8.1917 in Bedzin; ✡7.10.1944 in Auschwitz
Beruf Schneiderin
Adressen Bedzin, Małachowskiego 10
Heirat 15.1.1946 in Celle Raphael Olewski *19.3.1914 in Osieciny; ✡1981 in Quiriat Saul
Kinder
Yochewed Jochi Rivka Olewski *15.3.1947 in Bergen Belsen; ✡10.2.1924 ; oo Ritz
Arie Olewski *1950 in Israel
Weiterer Lebensweg
Das Ghetto von Bedzin/Bendsburg
Besuch des hebräischen Fürstenberg Gymnasiums in Bedzin
Mitglied der zionistischen Hanoar Hazioni-Bewegung
1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen
3.9.1939 Besetzung von Bedzin; Eingliederung in das Deutsche Reich, Umbenennung in Bendsburg
9.9. 1939 die Große Synagoge und 50 umliegende Häuser werden niedergebrannt, viele Tote unter den jüdischen Bewohnern
Mai 1942 erste größere Deportation aus Będzin; Selektionsappell mit der ganzen Familie Zelmanowicz auf dem Fußballplatz des jüdischen Sportvereins Hakoah in Bedzin; vor allem Alte und Kinder ins Sammellager jüdisches Waisenhaus
August 1942 weitere Selektionen und Deportationen, 23 000 Juden auf zwei Plätzen in Będzin zusammengezogen und 4700 als nichtarbeitsfähig eingeschätzte Juden nach Auschwitz verbracht;
1942 Rachela Zelmanowicz im Ghetto Kamionka; als Schneiderin in der Bekleidungsfabrik „Gräfin“, Besitzer Rosner; mit einem Passierschein, können sie morgens das Ghetto zur Arbeit verlassen.
Frühjahr 1943 die im Landkreis Sosnowiec und Będzin verbliebenen Juden in werden ein Ghetto verbracht, das aus den zwei kleineren, miteinander verbundenen Ghettos Środula/Klein Srodula und Kamionka bestand.
Juli bis August 1943 Räumung des Ghetto Sosnowitz
22.6.und 6.8 1943, 3. und 4. Deportation, Räumung des Ghetto Kamionka .
6.8.1943 Deportation von Rachela Zelmanowicz mit Masha Piotrwska aus dem Ghetto Bedzin nach Auschwitz.
3.8.1943 Ankunft in Auschwitz; sie wird zur Zwangsarbeit im Auschwitz-Nebenlager Monowitz eingewiesen; Auschwitz-Häftlingsnummer 52816
Das Mädchenorchester in Auschwitz
Auf Betreibender SS-Oberaufseherin des Frauenlagers Maria Mandl beruft Lagerkommandant Rudolf Höss eine Versammlung der Kapo’s von Auschwitz-Birkenau ein, mit dem Auftrag, nach geeigneten Mitgliedern für ein zu gründendes Frauenorchester zu suchen als Pendant zum bereits bestehenden Männerorchester.
Mandl wurde im November 1944 nach Mühldorf versetzt, Außenlager von Dachau. Im Krakauer Auschwitz-Prozess zum Tode verurteilt – 1948 vollstreckt
Esther Loewy/Bejarano berichtet über die Aufstellung des Mädchenorchester von Auschwitz im April 1943
„Als dann die Dirigentin, Zofia Czajkowska eines Tages bei den Blockältesten nach Musikerinnen suchte, wurden meine Freundinnen Hilde Grynbaum, Sylvia Wagenberg und ich vorgeschlagen… Auch meine Freundinnen wurden akzeptiert, Hilde als Geigerin, Sylvia als Flötistin, und so zogen wir drei in die Baracke, in der die Musiker schliefen, die sogenannte Funktionsbaracke.“
Anfang Mai Ruth Basinski und Charlotte Grunow folgen als weitere Musikerinnen aus dem 37. Osttransport
Juni 1943 offizieller Arbeitsbeginn des Orchesters
August 1943 Alma Rose übernimmt die Leitung des Mädchenorchesters, Zofia Czajkowska wird Blockälteste in der „Funktionsbaracke“
Rachela Zelmanowicz versucht ihre Freundin Regina Kuperberg aus Bedzin bei Alma Rose auf der Mandoline vorspielen zu lassen; diese fällt bei dieser Probe aber zunächst einmal durch; Alma Rose nimmt Kuperberg dann aber doch als persönliche Assistentin, da sie Noten schreiben kann; eine andere Freundin im Mädchenorchester ist Hilde Grynbaum; weitere Mitglieder mit Hachschara-Erfahrung waren Karla und Sylvia Wagenberg, Esther Loewy/Bejarano
Anfang September 1943 Aufnahme in das Orchester als Mandolinenspielerin;
4. 4.1944 Tod von Alma Rose (*3.11.1906 in Wien, ✡4.4.1944 in Auschwitz aus ungeklärter Ursache)
April 1944 Sonia Winogradowa wird neue Leiterin und verlangt den Ausschluss der jüdischen Musikerinnen
„Als 1944 Tausende von ungarischen Juden in das Lager gebracht wurden und aufgereiht standen, um in die Gaskammern geführt zu werden, mussten wir auch diesen Unglücklichen etwas vorspielen.“
16.9.1944 Esther Loewy (Bejarano) als „Vierteljüdin“ als einzige aus dem Orchester auf dem „Mischlingstransport“ ins KL Ravensbrück
Aufstand des Sonderkommandos
Vier weibliche Häftlinge, Róza Robota, Ella Gartner, Regina Safir und Estera Wajsblum, die in der Produktion von Zündern für die Weichsel-Union-Metallwerke arbeiteten, hatten Schießpulver nach Birkenau geschmuggelt.
Jakob Zylbersztajn soll das von vier Frauen geschmuggelte Schießpulver zu den Sonderkommandos gebracht haben.
7.10.1944 Tod des Bruders Zalman beim Aufstand des Sonderkommandos in Auschwitz
30.10.-1.11.1944 Verlegung von 31 jüdischen Mitgliedern des Mädchenorchesters aus dem KL Auschwitz nach Bergen-Belsen.
Die „arischen“ Mitglieder des Orchesters bleiben in Auschwitz:
Alla Gres, Jozefa Maria Bielakowska, Henryka Brzozowska, Stefania Buchalska, Zofia Cykowiak, Sofia Czajkowska, Helena Dunicz, Maria Galewa, Jadwiga Kollak, Bronia Labusa, Irena Lagowska, Maria Langenfeld, Olga Losowa, Kazimiera Malys, Maria Mosz, Ewa Stojowska, Irena Walaszczyk, Sonia Winogradowa, Jadwiga Zatorska.
November 1944 die russischen Kriegsgefangenen Alla Gres, Aleksandra Makarova, Bronia Labusa, Bronislawa Wierznik, Maria Galewa, Olga Losowa, Sonia Winogradowa werden aus Auschwitz deportiert mit unbekanntem Ziel
18.1.1945 Hendryka Brzozowska gelingt die Flucht bei Evakuierung
Januar 1945 Ankunft zweier „arischer“ Musikerinnen in Bergen Belsen: Ewa Stojowska, Stefania Buchalska
Ewa Stojowska wird Blockälteste von Block 201
29.4.1945 Befreiung in Ravensbrück von Irena Lagowska, Kazimiera Malys, Maria Mosz
2.5.1945 die Gruppe der „arischen“ polnischen Widerstandskämpferinnen wird befreit im Ravensbrück-Außenlager Neustadt Glewe: Maria Langenfeld, Jadwiga Kollak, Helena Dunicz, Irena Walaszyk, Jozefa Bielakowska, Jadwiga Zatorska, Zofia Cykowiak, Sofia Czajkowska
Charlotte Croner, Julie Stroumsa und Ibolya sterben in Bergen-Belsen
15.4.1945 Befreiung durch die Royal Army in Bergen Belsen
Die Gründung des Jüdischen Komitees in Bergen Belsen
Am 25. April 1945 gründen befreite Häftlinge des Konzentrationslagers Bergen-Belsen ein jüdisches Komitee. Es setzt sich aus Personen zusammen, die Anfang April 1945 aus dem KL Mittelbau-Dora und dessen Außenlagern in das sogenannte Kasernenlager kamen.

Zu den Gründungsmitgliedern gehört Rafael Olewski, der das Ereignis in einem kleinen Notizheft festhält. Der in jiddischer Sprache in hebräischer Schrift verfasste Eintrag listet die Namen aller Initiatoren auf. Unter ihnen befinden sich der spätere Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Heinz Galinski, der spätere Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Celle Israel Mosche Olewski wie auch Josef Rosensaft, der schließlich den Vorsitz übernimmt.
Rafael Olewski, Mitbegründer der DP-Zeitung „Unzer Sztyme“
14.6.1945 Liste deutscher Jüdinnen in Bergen Belsen die Mitglieder des Mädchenorchesters: Hilde Grynbaum, Charlotte Grunow, Elga Schiessel; Renate und Anita Lasker, Sylvia Wagenberg, Carla Wagenberg;
ebenfalls in Bergen Belsen Regina Kuperberg, Helen Dunicz, Elsa Miller, Flora Jacobs, Rachel Zelmanowicz
Rachel Zelmanowicz arbeitet in der Registratur des DP Center Bergen-Belsen

Sie lernt in Bergen Belsen Rafael Olewski kennen
15.3.1947 Geburt von Yochewed Rivka Olewski in Bergen Belsen
April 1949 Einreise der Familie Olewski nach Palästina

Die Ehepaare Rivka Kuperberg und Aharon Bacia sind mit Rachela und Rafael Olewski für ein Leben lang eng freundschaftlich verbunden
Ehemann Rafael langjähriger legendärer Vorsitzender der Irgun Sche’erit HaPletah Bergen-Belsen in Israel (Vereinigung des Restes der Geretteten von Bergen-Belsen in Israel).
1975 Besuch der Gedenkstätte Bergen-Belsen zum 30. Jahrestag der Befreiung
1985 Rachela Olewski zum 40. Jahrestag der Befreiung mit ihren Kindern nach Deutschland und Polen
Gedenken
Grabstein für Rachel Olewski auf dem Qiryat-Saul-Tel Aviv-Israel
Quellen
Aharon Bacia, Eine Lebensgeschichte; 2010
Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994
Zeugnisse aus dem Tal des Todes, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998
https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00001610
Rachela Zelmanowicz Olewski, Weinen hier verboten, Ein jüdisches Mädchen im polnischen Bendzin, im Ghetto von Bendzin und im Versteck, im Frauenorchester von Auschwitz, in Bergen-Belsen und Israel 1921–1987; Konstanz 2018
https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald
https://www.jewiki.net/wiki/Netzer_Sereni
https://de.wikipedia.org/wiki/Netzer_Sereni
Home – Deutsch
Rafael Olewski, Tor der Tränen, Jüdisches Leben im Schtetl Osięciny in Polen, Leiden unter NS-Terror und in Auschwitz, Überleben im KZ Bergen-Belsen, dort im DP-Camp und in Celle, 2014
Gründung des jüdischen Komitees in Bergen-Belsen
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz