
Henryka Brzozowska-Czapla
*3.1.1912 in Zawiercie; Tod ?
Staatsangehörigkeit polnisch
Religion röm.-katholisch
Vater Wawrzyniec Brzozowski; Tod?

Mutter Konstancja Ciszewska; Tod 1972
Geschwister
Zdzislaw Brzozowski *1914; Tod 1939 „ermordet“
Jadwiga Brzozowska *1918; Tod 7.7.2003; oo Wykurz
Janusz Brzozowski *1922; Tod 1983
Witold Brzozowski
Beruf –
Adressen Zaglębia
Heirat 1941 Stanislaw Czapla; Tod im KL Sachsenhausen
Kinder
Weiterer Lebensweg
Henryka Brzozowska Gruppenleiterin bei des katholischen Pfadfinderbanners Z.H.P. Zwiazek Harcestwa Polskiego
1937/38 Studium mit Abschluss in Englisch an der Pädagogischen Hochschule als Lehrerin
Leiterin der ZHP Abteilung Frauen
1.9.1939 Einmarsch der Wehrmacht in Polen
Sie meldet sich freiwillig zur Armee, wird aber nicht eingezogen und kehrt nach Zawierce zurück.
Mitarbeit an der Widerstandszeitung „Nasze S p r a w y “ (Unsere Sache) des ZHP
1940 Gründung einer eigenen Widerstandszeitung für die Region Zawierce „Płomień“ (Die Flamme), an der auch ihr Mann und ihre Mutter mitarbeiten
September 1940 die Gestapo deckt die Gruppe auf ; Ehemann Stanislaw verhaftet
1.10.1940 Verhaftung von Henryka in Zaglębia wegen der patriotischen Widerstandsaktivitäten
Dezember 1941 Henryka verurteilt vom Gericht Kattowitz zu sechs Monaten Zuchthaus wegen Hochverrat
Verlegung in das Zuchthaus Fordon
Frühjahr 1942 Entlassung aus dem Gefängnis ins Zwangsarbeitslager Stammlager Sosnowiec
17.12.1942 aus dem Zwangsarbeitslager Sosnowiec nach Auschwitz
18.12.1942 Transport mit 330 Zwangsinternierten nach Auschwitz; an der Rampe in Auschwitz wird sie zur Zwangsarbeit selektiert und bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 27578 in den linken Unterarm tätowiert.
Sie schließt sich dem Lagerwiderstand an.
Das Mädchenorchester in Auschwitz
Auf Betreiben der SS-Oberaufseherin des Frauenlagers Maria Mandl beruft Lagerkommandant Rudolf Höss eine Versammlung der Kapo’s von Auschwitz-Birkenau ein, mit dem Auftrag, nach geeigneten Mitgliedern für ein zu gründendes Frauenorchester zu suchen, als Pendant zu dem bereits bestehenden Männerorchester.
Mandl wurde im November 1944 nach Mühldorf versetzt, Außenlager von Dachau
Im Krakauer Auschwitz-Prozess zum Tode verurteilt – 1948 vollstreckt
Maria Mandl, beauftragt Zofia Czajkowska weitere Mitglieder zu suchen, ihr gelingt es aber nur, vier weitere Musikerinnen zu rekrutieren: Stefania Baruch, Danuta Kallakova, Maria Mos, Jadwiga Zatorska
Ab April 1943 dürfen auch jüdische Musikerinnen aufgenommen werden
Esther Loewy/Bejarano berichtet über die Aufstellung des Mädchenorchester von Auschwitz im April 1943, die ersten jüdischen Mitglieder
„Als dann die Dirigentin, Zofia Czajkowska eines Tages bei den Blockältesten nach Musikerinnen suchte, wurden meine Freundinnen Hilde Grynbaum, Sylvia Wagenberg und ich vorgeschlagen… Auch meine Freundinnen wurden akzeptiert, Hilde als Geigerin, Sylvia als Flötistin, und so zogen wir drei in die Baracke, in der die Musiker schliefen, die sogenannte Funktionsbaracke.“
Der Block trug die Nummer 12, ab Herbst 1943 Nummer 7 im Frauenlagerblock BI
Anfang Mai Ruth Basinski und Charlotte Grunow folgen als weitere Musikerinnen aus dem 37. Osttransport
Juni 1943 offizieller Arbeitsbeginn des Orchesters
Juni 1943 Henryka wird in das Orchester als Violinistin aufgenommen
August 1943 Alma Rose übernimmt die Leitung des Mädchenorchesters, Zofia Czajkowska wird Blockälteste in der „Funktionsbaracke“
4. 4.1944 Tod von Alma Rose (*3.11.1906 in Wien, ✡4.4.1944 in Auschwitz aus ungeklärter Ursache)
April 1944 Sonia Winogradowa wird neue Leiterin und verlangt den Ausschluss der jüdischen Musikerinnen
„Als 1944 Tausende von ungarischen Juden in das Lager gebracht wurden und aufgereiht standen, um in die Gaskammern geführt zu werden, mussten wir auch diesen Unglücklichen etwas vorspielen.“
18.8.1944 Henryka steht nicht auf der Liste „Laboruntersuchungen des SS-Hygiene-Instituts Auschwitz, betreffend Urin-, Blut-, Stuhl- und Sputumproben sowie Rachenabstriche von Häftlingen des Konzentrationslagers Auschwitz“
Insgesamt 23 Orchestermitglieder, u.a.:
Helene Dunicz, Jadwiga Zatorska, Fanny Kornblum, Lilly Mathe, Kazimiera Malistowa (Malys), Christa Budzinska, Maria Mosa, Regina Kuperberg, Eva Benedek, Lotte Lebeda, Fanny Rubak, Charlotte Grunow, Olga Losowa, Lola Croner, Helene Rounder, Bronia Labusa, Sonia Winogradowa, Maria Galewa.
Diese Tests erfolgen vermutlich vor einer geplanten Verlegung der Frauen in die Kleiderkammer im Lagerbereich „Kanada“.
30.10.-1.11.1944 Verlegung von 31 jüdischen Mitgliedern des Mädchenorchesters aus dem KL Auschwitz nach Bergen-Belsen.
Die „arischen“ Mitglieder des Orchesters bleiben in Auschwitz:
Jozefa Maria Bielakowska, Henryka Brzozowska, Stefania Buchalska, Sofia Cykowiak, Sofia Czajkowska, Helena Dunicz, Jadwiga Kollak, Irena Lagowska, Maria Langenfeld, Kazimiera Malys, Maria Mos, Ewa Stojowska, Irena Walaszyk, Jadwiga Zatorska.
Todesmarsch
15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten
18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca. 60 000 Häftlinge; 10000 Männer aus Monowitz
18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau
Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:
Zofia Posmysz:
„Der letzte Tag in Auschwitz war der 18. Januar. Nach drei Tagen und drei Nächten zu Fuß wurden wir in offenen Güterwagen nach Ravensbrück gebracht.“
Asher Aud:
„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“
Isidor Philipp berichtet:
„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“
19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück, Sachsenhausen
Januar 1945 Hendryka Brzozowska gelingt die Flucht auf dem Todesmarsch
Januar 1945 Ankunft zweier „arischer“ Musikerinnen in Bergen Belsen: Ewa Stojowska, Stefania Buchalska
Ewa Stojowska wird Blockälteste von Block 201
4.12.1974 Hendryka Brzozowska schreibt zum Abschluss ihres Augenzeugen-Berichtes, in dem sie aber ihre Mitwirkung im Orchester verschweigt:

„Ich wurde allein gelassen. Ich bin Rentner und Kriegsveteran der ersten Gruppe.“

27.2.1975 schreibt sie einen ergänzenden Bericht
Gedenken
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Quellen
https://kpbc.umk.pl/dlibra/publication/196764/edition/198562/content
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81967955
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/555609
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/555610
Serie eines autobiografischen Berichts von Lili Bernstein 1960 in der Zeitung „News of the World“
http://thegirlsintheauschwitz.band/
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939