Josef Oppenheimer
*27.3.1924 in Stuttgart
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Moses Oppenheimer *22.3.1874 in Gemmingen; ✡ 16.1.1940
„Privilegierte Mischehe“
Mutter Maria Kuhn/Fuchs; ✡ ?
Geschwister unbekannt
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Stuttgart; Groß Breesen;
Heirat Rhoda Oppenheimer *26.7.1937
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Übersee-Gruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen
Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)
1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.
Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.
1939 Josef Oppenheimer zur Umschulung ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen
10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.
Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.
17.5.1939 Josef Oppenheimer in Groß Breesen bei Minderheitenzählung
31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager
Die Schließung der Arbeitslagers Groß Breesen
Die Grüssau Gruppe
21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner
30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen
Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:
„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“
31.10.1942 Verbringung der 14 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau
Günther Marcuse notiert:
„Im Gegensatz zu früheren Alarmen, denen sofort Reklamationen folgte, verliessen uns heute die Kameraden, die uns in langen Jahren lieb geworden waren. Es sind:
Ehepaare: Wolff (Walter und Hildegard Klein), Löwenstein (Aron und Gertrud Monasch), Ascher (Kurt und Ruth Schwarz mit Rea), Baehr (Heinz und Edith Plessner), Cohn (Alfred „Alco“ und Marlo Levy mit Gideon)
Mädels: Berg (Anneliese), Blume I (Ruth geb. Baehr), Blume II (Anneliese), Cohn (Hannelore), Director (Ilse), Frau Berg (Bertha)
Jungens: Blume (Bernhard), Plessner (Heinz), Levy (Ernst), Wolff (Arthur), Ring (Heinz), Krieger (Otto)
(Ruth Blume und Bernhard Blume waren auch ein Ehepaar.)

25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.
Fabrikaktion Februar/März 1943
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“
Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
22.2.1943 Verhaftung der Juden im Arbeitslager Grüssau, die gesamte Grüssau-Gruppe aus Groß Breesen bis auf Walter und Hildegard Wolff mit Sohn Arthur (Theresienstadt)
23.2.1943 Ankunft des Grüssauer Transports in Auschwitz; von 250 Juden aus Grüssau werden nur sechs Männer (Nr. 104027 bis 104032) in das Lager zur Zwangsarbeit übernommen
28.2.43 Schließung des Lagers im Kloster Grüssau
Fabrikaktion im Arbeitslager Groß Breesen
26.2.1943 Das Tagebuch von Günther Marcuse endet mit dem Hinweis, dass bis zum 1.3.1943 mit einer Gestapoentscheidung zum Abtransport der „Volljuden“ zu rechnen ist, während die „Halbjuden“ noch in Groß Breesen verbleiben.
1.3.1943 Anordnung der Verbringung der „Volljuden“ aus Groß Breesen
Verbringung in ein Sammellager nach Breslau, als Leiter der Gruppe Meister Max Kiwi mit Frau und 21 jungen Männern; vier „Halbjuden“ bleiben zurück (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer)
5.3.1943 Deportation der Groß-Breesener mit dem Breslauer Transport nach Auschwitz; eine Transportliste ist nicht überliefert.
6.3.1943 Ankunft des Breslau-Transportes in Auschwitz; 16 der 22 deportierten Männer aus Groß Breesen bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, sind somit zu Zwangsarbeit in BUNA Monowitz vorgesehen.
Deportation der letzten vier „Halbjuden“ aus Groß Breesen nach Theresienstadt
31.3.1943 die zunächst bei der Auflösung von Groß-Breesen in der Fabrikaktion (nur „Volljuden“) zurückgebliebenen vier „Halbjuden“ (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer) werden vier Wochen später verhaftet

2.4.1943 Josef Oppenheimer mit den letzten vier auf Transport IX/4 von Breslau nach Theresienstadt

20.2.1945 Josef Oppenheimer von der Gestapo in Theresienstadt verhaftet
5.5.1945 die SS übergibt das Ghetto Theresienstadt an das IRK Rotes Kreuz
8.5.1945 Eintreffen der Roten Armee in Theresienstadt; Befreiung
27.6.1945 in Lübeck erfasst
29.6.1945 im DP Camp Lübeck P12, Walderseestraße 61 Assembly Center Nr. 1216; er will zu Angehörigen nach New York

26.9.1946 in Stuttgart-Lederberg, Heumadener Straße 235
27.4.1949 in Stuttgart-Lederberg, Rosenbusch 6
27.7.1949 mit dem HIAS über New York nach Baltimore
20.4.1950 in Baltimore als Untermieter bei Fam. Heller bei US Census
17.4.2008 mit Ehefrau Rhoda in Miami Beach
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Volkszählung 1950 der Vereinigten Staaten – Joseph Oppenheimer
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5108896
https://www.statistik-des-holocaust.de/IX4-10.jpg
Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985
Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984
Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991
Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966
https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater
https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia