Hamacher Frieda

Frieda Hamacher geb. de Vries

*20.5.1904 in Leer; ✡5.5.1944 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Isaak de Vries *28.11.1873 in Leer; ✡3.6.1943 in Theresienstadt

Mutter Mirjam Schulenklopper *11.2.1874 in Norden; ✡ 16.5.1944 in Auschwitz

Geschwister

Ludwig de Vries *18.6.1899 in Leer; ✡26.2.1941 im KL Buchenwald

Menni de Vries *24.2.1901 in Leer; ✡ 31.3.1944; oo Rosa Winter *22.6.1916

Sophie de Vries *20.11.1902 in Leer; ✡ Überlebende; „Mischehe“ mit Herbert Zietz *22.11.1904

Sohn Jonathan Hamacher *5.5.1939 in Berlin

Beruf

Adressen Leer; Berlin, Metzer Straße 28, Lippehner Straße 35, Raumer Straße 22

Heirat Karl Hamacher *17.3.1902 in Haltern; Auschwitz-Überlebender

Schwägerin

Hertha Anna Maria Hamacher *21.7.1903 in Recklinghausen; ✡22.10.1942 in Riga-Bikernieki; oo Kurt Wundermacher *1.6.1887 in Danzig

Sohn Jonathan Hamacher *5.5.1939 in Berlin; ✡5.5.1944 in Auschwitz

Weiterer Lebensweg

Vor 1929 Frieda de Vries in Berlin-Charlottenburg in Stellung (möglicherweise bei Dr. jur. Siegfried Bieberfeld Mommsenstraße 14)

1929 Rückkehr nach Leer

1929 Abmeldung nach Wesermünde

11.11.1931 erneute Anmeldung in Leer

Haftstrafen für Bruder Ludwig

20.12.1934 Bruder Ludwig wegen abfälliger Äußerungen zur Haftstrafe verurteilt („Heimtückegesetz“)

16.6.1938 Ludwig wegen „Betrugs“ zu 6 mal 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.

16.6.1938 Bruder Ludwig aus der eingewiesen in das KL Buchenwald in der ASR-Aktion („Arbeitsscheu Reich“); später gibt er als Kontakt die Adresse seiner Schwester an.

26.2.1941 Tod von Bruder Ludwig de Vries im KL Buchenwald, letzte Meldeadresse Metzer Straße 28 bei Schwester Frieda Hamacher

1941 Umzug von Frieda Hamacher zur Familie Bieberkopf in der Invalidenstraße 127, (Max Bieberfeld *29.3.1880 oo Julie Burin *25.2.1888 in Köslin; Julie Burin war die Schwester von Max Burin aus Recklinghausen-Süd)

Max Burin‘s fünf jüngere Geschwister v.re. Erich, Alfred, Julie, Siegfried, Jenny Burin
Atelier A. Sarnow, Gruppenbild der Geschwister Burin, Wollin ca. 1904; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2014/130/202, Schenkung von Martin Oppenheimer
An diese Adresse werden auch die letzten Habseligkeiten des Bruders Ludwig aus der Effektenverwaltung des KL Buchenwald verschickt (handschriftliche Adressänderung nach dem Tode)

Bruder Menni im Werkdorp Wieringermeer – Westerbork – Auschwitz

26.4.1934 Bruder Menni de Vries zur Hachschara im Werkdorp Wieringermeer

November 1934 Rosa Winter mit ihrem Bruder Kurt Winter und einer Chaluzim Gruppe aus Köln ins Werkdorp Wieringermeer

24. 12.1937 Menni heiratet die hochschwangere Rosa Winter

25.2.1938 Geburt der Tochter Mia de Vries

24.9.1939 Geburt von Sohn Frits Ino in Amsterdam

August 1941 Schließung des Werkdorps; Bruder Menni mit Familie nach Zwolle

9.4.1943 Bruder Menni mit Familie in das KL Vught

3.7.1943 Bruder Menni mit Familie aus Vught in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork

31.8.1943 Bruder Menni mit Frau Rosa und den Kindern Fritz und Mia ins KL Auschwitz

31.3.1944 Tod des Bruders Menni in Auschwitz

Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau

1.6.1936 abgemeldet aus Leer zur Hachschara im Landwerk Steckelsdorf,  Rathenow bei Berlin

Frieda de Vries zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.

Lagerleiter/Madrichim waren Sigmar Bromberger, Manfred und Schoschana Litten, Dr. Benjamin Abrahamson, Herbert Schönewald, Werner Hoffbauer, Friedrich Löwenthal, ab 1941 Kurt Silberpfennig

Madrichim 1939/40 Chaim Grosz, Joachim Lippmann und Richard Heymann

28.10.1938 4 Chaluzim mit polnischem Pass verhaftet in Steckelsdorf, ausgewiesen in der ersten Polenaktion und nach Zbaszyn deportiert

10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.

21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald

1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD

Vermutlich ist Frieda de Vries nach der Verwüstung von Steckelsdorf nach Berlin gegangen.

17.5.1939 Karl Hamacher und Ehefrau und Sohn in Berlin, Metzer Straße 28 bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Frida Hamacher noch mit Sohn Jonathan in Berlin, Iranische Straße, Jüdisches Krankenhaus bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Schwester Sophie mit Ehemann Herbert Zietz in Hamburg St. Pauli Marktstraße 45 III  bei Minderheiten-Volkszählung

1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen

Judenvertreibung aus Ostfriesland/Oldenburg

Januar 1940 Anordnung der Gestapo-Leitstelle Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940.

Umzug der Eltern Isaak und Mirjam de Vries, geb. Schulenklopper zur Tochter Frieda nach Berlin Prenzlauer Berg in die Metzer Straße 28

26.2.1941 Tod von Bruder Ludwig de Vries im KL Buchenwald, letzte Meldeadresse Metzer Straße 28 bei Schwester Frieda Hamacher

1941 Umzug von Frieda Hamacher zur Familie Bieberkopf in der Invalidenstraße 127, (Max Bieberfeld *29.3.1880 oo Julie Burin *25.2.1888 in Köslin; Julie Burin war die Schwester von Max Burin aus Recklinghausen-Süd)

An diese Adresse werden auch die letzten Habseligkeiten des Bruders aus der Effektenverwaltung des KL Buchenwald verschickt.

Januar 1942 Umzug der Eltern in die freigewordene Wohnung Lippehner Straße 35, Vorderhaus, 3. Obergeschoss als neue Hauptmieter, nachdem zuvor die Vormieter, das Ehepaar Willi und Clara Abraham, geb. Abraham, am 14.11.1941 nach Minsk deportiert worden waren.

In dieser Wohnung lebten weitere sechs Untermieter:

Carl und Fanny Hartogsohn aus Emden, bereits ab 1940;

Ludwig und Else David, geb. Zlotnicki, bereits ab 1940

Marianne und Isaac Cohen aus Ostfriesland bei Leer Januar 1942; 3.2.1943 nach Auschwitz

Der Zuzug von Frieda und Jonathan Hamacher erfolgte vermutlich nach Trennung vom Ehemann Karl

3.2.1943 Frieda de Vries mit Sohn Jonathan und den Mitbewohnern Karl und Fanny Hartogsohn sowie Ludwig und Else David auf dem 28.Osttransport von Berlin nach Auschwitz

Gedenken

Stolpersteine für Bruder Menni und Familie in Zwolle Waterstraat 12

Quellen

http://zwangsraeume.berlin/de/houses/kaethe-niederkirchner-strasse-35

http://www.werkdorpwieringermeer.nl/de/menni-de-vries-3/

https://www.joodsmonument.nl/en/page/226296/menni-de-vries

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12677357

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7355105

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130394162

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1184414

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/127207386?s=Wundermacher%201903&t=228856&p=1

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/127207386?s=Wundermacher%201887&t=228856&p=1

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11659223&ind=1

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=4141168&ind=2

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127213233

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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