Goldstein Ernst

Ernst Goldstein

*6.6.1914 in Atzgersdorf bei Wien; ✡ 28.4.1944

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater unbekannt

Mutter Rosa Goldstein * 26.5.1878 in Atzgersdorf; ✡ 1942 nach Izbica

Geschwister

Beruf Landarbeiter

Adressen Wien, Siebenhirtenstraße 1; Wien 2, Grosse Pfarrgasse 23; Augsburg, Beth Chaluz in der Armenhausgasse B 121 a; Werkdorp Nieuwesluis

Heirat

Kinder –

Weiterer Lebensweg

Volksschule

5 Jahre Handelsschule und höhere Handelsschule

Mitarbeit im Lebensmittelgeschäft der Mutter

Hachschara in Augsburg

Zur Hachschara als Gärtnerpraktikant nach Augsburg, Beth Chaluz in der Armenhausgasse B 121 a (21), Träger war der Hechaluz; das Beth Chaluz befand sich bis 1937 in der Bernheimer-Villa in der Friedberger Straße 9; von Augsburg gingen viele Jugendliche auf das Hachschara Gut Bannacker in Augsburg-Bergheim; der Hechaluz betrieb hier in „Haus drei“ eine landwirtschaftliche Ausbildungsstätte für 14 Chaluzim

Novemberpogrom

10.11.1938 33 Chaluzim verhaftet in Augsburg im Novemberpogrom,

Ernst Goldstein mit den 14 über 18- Jährigen -zwei Gärtnern und 11 weiteren Gärtnerpraktikanten – aus dem Wohnheim für jüdische Auszubildende in der Armenhausgasse, „Schutzhaft“ in Dachau; Häftlingsnummer

8.12.1938 Entlassung aus dem KL Dachau mit der Auflage, Deutschland zu verlassen

Aufbau des Werkdorp Nieuwe Sluis

Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija).

Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.

Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs

Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.

Anfang 1937 Offizielle Eröffnung der nun fertiggestellten Anlage.

Januar 1939 Ernst Goldstein erhält einen Ausreisepass

März 1939 Anmeldung von Ernst Goldstein zur Hachschara im Werkdorp

Auflösung des Werkdorp und die zweite große Razzia in Amsterdam

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Ernst Goldstein gehört zur Gruppe der 60 Aufräumer.

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;

1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes. Ernst Goldstein geht nach Gouda, jüdische Gartenbau-, Vieh- und Molkereizubereitung am Ridder van Catsweg 61; arbeitet auf dem Hof Catarinahoeve.

1942 arbeitet er im Altenheim Centraal Israëlitisch Oude Mannen- en Vrouwenhuis. Er lebt bei der Familie van Monnikendam in Gouda.

Anfang Oktober 1942 Auflösung der jüdischen Werkkampen und noch bestehender Hachscharalager

Internierung im polizeilichen Judendurchgangslager Westerbork

3.-5.10.1942 Registrierung der in das Lager Westerbork eingewiesenen jüdischen Zwangsarbeiter; innerhalb weniger Tage wächst die Belegung des Lagers von 3000 auf über 15000.

Die aufgeführten Frauen sind vermutlich Pflegende aus dem Centraltehuis

Unterbringung in den Baracke 61 und 64

Durch seine Hachschara ist Ernst Goldstein im Besitz eines Palästina-Zertifikates

3./5.10.1942 Internierung im polizeilichen Judendurchgangslager Westerbork

Foto angefertigt von Rudolf-Werner Breslauer aus einer Serie von 80 Aufnahmen orthodoxer Zionisten, vermutlich für gefälschte Papiere, um untertauchen zu können

14. 9.1943 Deportation von Ernst Goldstein mit der Gruppe der über 20-jährigen Chaluzim nach Auschwitz; auf diesem Transport befanden sich mehrere orthodoxe Chaluzim u.a. Ernst Cosmann, Heinz Friedländer, Arnold ErlangerKarl Elias und Erwin Moses.16.9.1942 Ankunft und Selektion der ‚Alten Rampe‘ am Güterbahnhof von Auschwitz; eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, auf LKW in die Quarantäneblöcke des „Arbeitslager Buna“ gebracht; Tätowierung der Auschwitzhäftlingsnummern, Arnold Erlanger bekommt die 150645, Karl Elias die  150646 in den linken Unterarm

28. 4.1944 Tod im KL Monowitz, Auschwitz III

Gedenken

Stolpersteine für Ernst Goldstein und seine Vermieter van Monnikendam in Gouda, Komijnsteeg 9

Quellen

http://www.werkdorpwieringermeer.nl/ernst-goldstein/

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130429448

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130295035

https://yvng.yadvashem.org/ad

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.mappingthelives.org

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://www.joodsmonument.nl/en/page/137623/haimer-s-esch

https://infocenters.co.il/gfh/list.asp

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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