Betty Baars/Stranders/Jochewed Canna
*7.11.1919 in Watergraafsmeer; ✡15.5.2014 in Rehovot, Israel
Staatsangehörigkeit Niederlande, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Mozes Hartog Baars *22.10.1869 in Amsterdam; ✡?
Heirat der Eltern 20.10.1909 in Amsterdam
Mutter Heintje de Vries *4.7.1883 in Amsterdam; ✡ 5.12.1942 in Amsterdam
Geschwister
Sara Baars *4.3.1911 Amsterdam ; ✡ 11.11.1994 in Amsterdam
Julie Baars *15.3.1912 Amsterdam ; ✡6.11.1987; oo Abraham Wijnschenk
Henrietta Baars *12.2.1913 Amsterdam; ✡ 2.6.2012 in Israel; oo Fritz Weinberg, Wien
Frederika Baars *2.7.1914 Amsterdam ; ✡ 16.7.1943 Sobibor
Hartog Mozes Baars *1917 Watergraafsmeer; ✡ 28.7.1917 in Watergraafsmeer
Beruf Hauswirtschaftliche Praktikantin; Lehrerin
Adressen Watergraafsmeer; Amsterdam; Velsen; Elden

Heirat 28.2.1942 in Amsterdam mit Emil Stranders *25.5.1917 in Amsterdam; ✡ 2.2.1945 im KL Buchenwald

2.Ehe Oktober 1947 in Beth-Hakerem mit Uri Cohen/ Canna
Kinder
zwei in Israel adoptierte Kinder
Alle 5 Schwestern waren Mitglied in der zionistischen Gruppe „Zichron Jaakov“, benannt nach der ersten Stadtgründung in Palästina durch Baron Edmund Rothschild.
Besuch der Grundschule („lagere school“) und der jüdischen Mittelschule MULO („Meer en Uitgebreid Lager Onderwijs“)
Mit 14 Jahren ins Büro der Fa. Frederik Polak
Durch ihre Mitgliedschaft in der religiös-zionistischen Misrachi-Jugend „Dath we Eretz“ lernen sich Betty Baars und Emil Stranders kennen. Die beiden verloben sich 1940.
17.1.-1.4.1941 Betty Baars im Kibbuz der religiösen Zionisten „Dath we Eretz“ in Beverwijk/Velsen, sie arbeitet in der Hauswirtschaft

7.5.1941 in Amsterdam Heirat mit Emil Stranders
Kibbuz Elden
Im Jahre 1941 wechselten 16 ältere Chaluzim mit abgeschlossener Hachschara von Loosdrecht nach Elden, davon 10 bereits im April
4.4.1941 Emil Stranders nach Abschluss der Umschulung in Loosdrecht in den Kibbuz Elden im „Huize Voorburg“. Huize Voorburg, Drielse Dijk war im Besitz der Familie Kahn.
Juni 1941-Oktober 1942 für Chaluzim mit abgeschlossener Hachschara und Palästinazertifikat als gemeinsames Projekt der „Deventer Vereniging tot vakopleiding“ und der religiösen Misrachi- Dath WaEretz
31.3.1942 Betty Baars aus Amsterdam in den Kibbuz Elden; sie ersetzt Marcel de Vries als Leiter der Hauswirtschaft im Huize Voorburg; Emil übernimmt die religiöse Leitung. Die allgemeine Leitung hatte Linny H.R.R.de Bruin, Köchin war Marie Feingersch; Ferry und Batja Rosenberger arbeiten im Obstgarten; Penina Carmi aus Palästina gab Hebräisch-Unterricht

Oktober 1942 Auflösung aller jüdischer Arbeitslager
3.10.1942 Razzia im Huize Voorburg, Verhaftung von 36 der 40 Chaluzim in Elden, zunächst ins Gefängnis in Arnheim
4.10.1942 Verbringung ins „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“, dazu zählen auch der Leiter von Huize Voorburg Ernst Cosmann, Kurt Pollack aus Bochum, Rosa Kratzer aus Dortmund und ihr Verlobter Gerd Sternlicht (*16.7.1924). Vier Chaluzim bleiben zum Aufräumen zurück
Kamp Westerbork
4.10.1942 Transport nach Hooghalen. Zu Fuß ins polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork. Die Bahntrasse Hooghalen-Westerbork wurde erst im November 1942 fertiggestellt.
In Westerbork blieb die gesamte Elden-Gruppe nach Intervention von Josef Samson („oude kampbewooner“) zunächst von den Deportationen zurückgestellt; dessen Sohn Manfred Shlomo Samson war ebenfalls Mitglied der Elden- Hachschara.
Vater Josef Samson, Leiter der Arbeitsverwaltung in Westerbork, Innendienst-Abteilung 5, arrangiert mit dem SS-Kommandanten Gemmeker, die Chaluzim als qualifizierte Landarbeiter auf Feldern außerhalb des Lagers einzusetzen. Neben dem Lager befand sich ein Bauernhof, genannt Schattenberg, den sie bewirtschafteten und dies Hachschara Westerbork nannten. Diese Pioniere, nicht nur aus Elden, wurden nach ihrem Leiter Josef Klijnkramer als „Kleinkramer-groep“ bezeichnet.
Emil und Betty Stranders arbeiten zunächst auf den Feldern, werden dann aber als Lehrer in der Schule des Lagers eingesetzt.
Die meisten waren im „Hachschara-Block Nr. 64 untergebracht.

28.1.1943 Betty Stranders Aufnahme im „Ziekenhuis“ Baracke 5/Frauenabteilung
14.9.1943 Deportation von Emil und Betty Stranders mit der Gruppe der über 20-jährigen Chaluzim nach Auschwitz; auf diesem Transport befanden sich mehrere orthodoxe Chaluzim u.a. Ernst Cosmann, Heinz Friedländer, Arnold Erlanger, Karl Elias und Erwin Moses. Nur Betty Stranders und Erlanger kamen zurück.
Die Chaluzim unter 21 Jahren mit Palästina Zertifikat nach abgeschlossener Hachschara erhielten eine Palästina-Verklaring als „Austauschjuden“; sie sollten gegen Deutsche, die in Palästina („Templer“) oder einem anderen Staat des Britischen Empire lebten.
Auschwitz
14.9.1943 Deportation von Emil und Betty Stranders mit der Gruppe der über 20-jährigen Chaluzim nach Auschwitz; auf diesem Transport befanden sich mehrere orthodoxe Chaluzim u.a. Ernst Cosmann, Heinz Friedländer, Arnold Erlanger, Karl Elias und Erwin Moses. Nur Betty Stranders und Erlanger kamen zurück.
An der Rampe in Auschwitz werden Emil und Betty Stranders zur Zwangsarbeit selektiert; Emil Stranders bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 150796 in den linken Unterarm tätowiert.
Betty Stranders kommt mit 10-12 Frauen in einen Experimentenblock, wo sie gut versorgt werden.
Todesmarsch
15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten
18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca. 60 000 Häftlinge; 10000 Männer aus Monowitz
18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau
Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:
Zofia Posmysz:
„Der letzte Tag in Auschwitz war der 18. Januar. Nach drei Tagen und drei Nächten zu Fuß wurden wir in offenen Güterwagen nach Ravensbrück gebracht.“
21./22.1. 1945 Ankunft der Frauen in Loslau
22.1.-27.1.1945 Transport in offenen Kohlewaggons über KL Groß-Rosen und KL Sachsenhausen (jeweils wegen Überfüllung abgewiesen) bis ins KL Ravensbrück; dort zunächst ins „Jugendlager“,
Betty Stranders kommt nach Bergen-Belsen, wo sie ihre Schwester Sara wiedertrifft
26.1.1945 Ankunft von Emil Stranders in Buchenwald
2.2.1945 Tod Emil Stranders in Buchenwald im Block 52, Kleines Lager, „allgemeine Eschöpfung“ laut Obduktionsprotokoll
Der Verlorene Zug
10.4.1945 Evakuierung der Austauschjuden von Bergen-Belsen mit dem Ziel Theresienstadt; Schwester Sara Baars auf dem dritten, dem „Verlorenen Zug“
23.4.1945Irrfahrt des verlorenen Zuges endet an der gesprengten Elsterbrücke; Ankunft Tröbitz
Schwester Sara in Tröbitz befreit nach Eintreffen der 1. Ukrainischen Front der Roten Armee, General Tschukow
Nach der Befreiung
15.4.1945 Befreiung von Bergen Belsen durch britische Truppen

April/Mai 1945 Betty Stranders im Britischen Hospital Bergen Hohne
Sie darf den ersten Rücktransport von Kindern nach Eindhoven begleiten.
Sommer 1945 Krankenhausbehandlung wegen TBC in Eindhoven
26.9.1945 in Amsterdam Sarphatistraat 195 bei ihrer Schwester Julie Wijnschenk
Alija Beth auf der SS TEL HAI
März 1946 großer Militär-LKW-Konvoi von Antwerpen nach Marseille. Mitten in der Nacht erreichte der Konvoi ein Feld in der Nähe von Marseille, wo Mitglieder der „Bricha“ und Abgesandte des „Mossad für Aliyah Bet“ warten. Nach Erhalt des Befehls fahren die Lastwagen in die Stadt ein und setzten die illegalen Einwanderer in einem französischen Flüchtlingslager ab, von wo aus sie mit französischen Armeebooten zum Hafen von
Von „La Ciotat“ transportiert wurden, 30 km östlich von Marseille. Dort gingen sie an Bord der von der Haganah gecharterten SS TEL HAI.
17.3.1946 am Abend Abreise auf der SS TEL HAI mit 743 Menschen an Bord, davon 736 illegale Einwanderer darunter etwa 300 NOHAM Mitgliedern, etwa 60 vom Gehringshof und aus Bergen-Belsen Die Überfahrt ist stürmisch, das Schiff muss in Bonifacio/Korsika und auf Kreta einen schützenden Hafen suchen

28.3.1946 Ankunft in Haifa auf der SS TEL HAI
Nach wenigen Tagen werden die internierten Ma’apilim aus Athlit entlassen, nachdem sich die Britische Protektoratsbehörde ein letztes Mal überreden lässt, die Zahl der Ma’apilim auf die ausstehenden Zertifikatskontingente anzurechnen.
28.3.1946 Ankunft von Betty Stranders auf der SS TEL HAI in Haifa
2. Ehe mit Uri Canna
14.5.1948 Unabhängigkeitserklärung durch Ben Gurion; Unabhängigkeitskrieg
Februar 1948 -Februar 1950 Uri Cohen in der Armee IDF
Gedenken
Grabstein für Betty Canna auf dem Friedhof in Yesodot, Rehovot
Quellen
https://www.joodsmonument.nl/en/page/168165/emil-stranders
Mirjam Pinkhof, De Jeugdalijah van het Paviljoen Loosdrechtsche Rade, 1998
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130253235
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Stranders%20Emil%22%7D
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Baars%201919%22%7D
https://www.gfh.org.il/eng/Archive
Frans van der Straaten, Om nooit te vergeten. Herinneringen en belevenissen aan/van Palestina-Pioniers in Nederland gedurende de oorlogsjaren 1939-1945
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7204048
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130382059
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130382043
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316