Lehmann Theo

Theo David Lehmann

*22.11.1924 in Fürth; ✡1.2.2005 Tod in Israel

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Karl Asriel Lehmann *17.9.1882 in Windsheim; ✡25.11.1941 in Kauen

Mutter Gutta Reiter 28.6.1882 in Hainsfarth; ✡25.11.1941 in Kauen, Litauen

Onkel Hugo Lehmann * 1.2.1884 in Windsheim; ✡6.12. oder 15.12.1944 im Außenlager Burggraben des KL Stutthof bei Danzig

Geschwister

Beruf Koch

Adressen Fürth; München; Ahrensdorf; Neuendorf

Heirat Sara Tepper *10.8.1925; ✡20.10.2012 in Israel

Kinder

Weiterer Lebensweg

10. 11.1938 Novemberpogrom, Vater verhaftet

15.11.-12.12.1938 Vater Karl „Schutzhaft“ in Dachau

Umzug aus Fürth nach München

Abschluß mit der 8. Klasse in einer jüdischen Volksschule

Aushilfe in der jüdischen Konditorei Schwarz

Bis zum Dezember 1938 Umschulungsstätte in München

17.5.1939 mit den Eltern in München bei Minderheiten-Volkszählung

Mai 1940 von München zur Hachschara ins Landwerk Ahrensdorf; kommt am Bahnhof Trebbin zusammen mit Erich Heymann an

Hilde Grynbaum-Zimche berichtet über ihre Ankunft in Ahrensdorf 1940:

„Dann hat man mich eingeteilt – stopfen und flicken und solche Sachen. Und da war Theo Lehmann. Und hat Strümpfe gestopft. Und ich bin gekommen und hab nur gelacht: Ich hatte noch nie einen Mann gesehen, der Strümpfe stopft! Und dann hab ich ihn gefragt: ‚Wo hast du gelernt Strümpfe stopfen?‘ Und ich hab nicht verstanden, was er geantwortet hat. Er ist aus Bayern gewesen.“

Theo Lehmann in der Küche von Ahrensdorf mit Küchenleiterin Alice (Cohn?)

Ende Mai -September 1941 Auflösung des Hachscharalagers Ahrensdorf;

27.5.1941Verlegung in das Lehrgut Neuendorf im Sande;

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager;

Juli 1941 ebenso wird Landwerk Ahrensdorf aufgelöst, werden die noch in Ahrensdorf verbliebenen 48 Chawerim ins Sammellager Neuendorf verlegt;

20.11.1941 Deportation der Eltern von München nach Kauen

25.11.1941 Massenerschießung im Fort IX im Kauen

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

8.4.1943 Verhaftung in Neuendorf; mit 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde ins Sammellager Große Hamburger Straße in Berlin; zusammen mit Mine Winter aus Recklinghausen und Ingeborg Franke aus Herne

19.4.1943 37. Osttransport Berlin Auschwitz

20.4.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; eingewiesen zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 117010; im Hochbau-Kommando eingesetzt

Isidor Philipp berichtet:

„Eines Tages bekam ich einen Hut von jemandem aus der Schneiderstube, man nannte das  „Marengo“ (Hut aus dickem Filz). Als Theo diesen Hut sah, so schwarz wie welliges Haar, (bettelte er): Issy, gib mir den Hut! Ich zögerte einen Moment: Hier nimm den Hut!. Eines Tages eine Schraube mit Mutter fiel herab von 10 Metern Höhe. Sie durchschlug den Stoff des Hutes, aber er ging weg ohne den geringsten Kratzer. Er sagte: Issy ohne deinen Hut wäre ich nicht mehr am Leben.“

1944 in die Lager-Küche von KL Monowitz

18.1.1945 Todesmarsch über 80 km von Auschwitz nach Gleiwitz; Isidor Philipp berichtet:

„Theo Lehmann und ich schleppten einen Häftling, einen schwachen jungen Mann, bis Gleiwitz mit. 8o km im tiefen Schnee. Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern mit Beiwagen fuhren, erschossen.“

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

Außenlager des KZ Buchenwald KL Mittelbau Dora bei Nordhausen, V2-Produktion

Registrierung in Ravensbrück mit Issy Philipp

Nach Auflösung von Dora Irrfahrt über Tschechien, nach Mauthausen und wieder zurück nach Ravensbrück,

zuletzt im KL Außenlager Wöbbelin bei Schwerin;  das Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme, Auffanglager für die Häftlinge der aufgelösten Lager, bestand nur zehn Wochen, vom 12.2. bis zum 2. 5.1945; die SS-Wachen fliehen nach einem Luftangriff.

2. 5.1945 Befreiung

Isidor Philipp berichtet:

„Wir waren jetzt in der Gegend von Hannover (sic), … Wir waren frei Theo und ich. In einem kleinen Dorf fanden wir eine Familie, die uns ein Zimmer mit Betten gab. Es gab aber nichts zu essen.“

Isidor Philipp berichtet:

„Das Glücksgefühl, wir fanden eine Flasche Cognac oder so und wir drei Leute, wir tranken bis zur Intoxikation. Am Tage, wir saßen oben in der Scheune, wir waren betrunken und schliefen ein. Dann gingen wir runter und fanden Unterschlupf bei einer freundlichen Familie, wir drei.“

„Das waren Theo Lehmann (David ) und Unikower, Rechtsanwalt Unikower, schon älter, aber er war mit uns zusammen. Wir lebten hier in Rastow (10 Kilometer südlich von Schwerin). Wir lebten mit der Familie.“

Isidor Philipp berichtet, dass er Esther Loewy, später Bejarano und Miriam Edel zufällig trifft:

“Ich lieh mir von der Familie ein Fahrrad und fuhr eine 30 Kilometer-Strecke nach Rostock. Ich erzählte es schon, dort traf ich die überlebenden Mädchen. Auf dem Rückweg hatte ich zwei Mädchen auf dem Rad, Neomi und Krümel. Eine davon ist heute in Kfar Macabi, im Norden. Vor zwei Monaten haben sie die Hochzeit ihres Sohne gefeiert. Sie waren mit Theo auf Hachschara. Naturlich, als sie Theo sahen und Theo sah sie, eine große Freude.“

Illegal in Uniformen der Jewish Brigade u.a von Aharon Bacia nach Antwerpen geschleust

März 1946 von Marseille mit der SS TEL HAI illegal nach Haifa

Zusammen mit Ernst „Piese“ Zimche und Issy Philipp auf der SS TEL HAI als illegale Einwanderer von Marseille nach Haifa.

Das Schiff wird in Küstennähe von der britischen Marine aufgebracht und übernommen;

Die illegalen Immigranten der SS TEL HAI im Hafen von Haifa März 1946

 28.3.1946 nach Ankunft in Haifa zunächst im Hafengelände

Internierung für zwei Wochen im Camp Athlith

Kibbuz Afikim

7.9.1947 Ankunft einer ersten Gruppe von 16 Chaluzim aus der Kibbuz Buchenwald-Gruppe in Afikim nach Rishon LeZion, da ihnen dort Arbeit im benachbarten Kibbuz Revivim versprochen wurde; Unterkunft im von der Familie Bernstein gemieteten Haus

Dezember 1946 Heirat mit Sara Tepper

14.5.1948 Unabhängigkeits-Proklamation durch David Ben Gurion, Staatsgründung Israel und Beginn des Unabhängigkeitskriegs

Mai 1948 der Schatzmeister des Kibbuz Buchenwald Jehuda Luksenburg wird bei einem ägyptischen Luftangriff auf den Busbahnhof von Tel Aviv getötet.

Mai/Juni 1948 Mitglieder des Kibbuz erhalten den militärischen Auftrag die benachbarte verlassene Spohn-Farm zu verteidigen

20.6.1948 während der ersten großen Waffenruhe („Hafuga הפוגה“)geht die erste Gruppe von 14 Männern und zwei Frauen des Kibbuz Buchenwald, bewaffnet mit tschechischen Gewehren, unter dem Kommando von Simcha Appelbaum auf die Spohn-Farm, die in der vorderen Linie gegenüber der arabischen Legion in Ramlah lag. Zu dieser Gruppe zählten u.a Ohni Ohnhaus, Emanuel Shmulewitz, Shlomo Najman, Theo Lehmann

September 1948 nach drei Monaten Kriegsdienst konnten die Verteidiger der Farm ihre Frauen und Kinder nachziehen; später beantragen sie bei der Sochnuth/Jewish Agency, dass ihnen die Farm in Erbpacht zugesprochen wird.

Kibbuz Netzer Sereni

1961-1963 in der Kibbuz Leitung

1963 Trennung vom Kibbuz, Umzug nach Natanya

1987 Pensionär, ehrenamtlich im Krankenhaus-Labor aktiv

1.2.2005 Tod in Israel

Gedenken

Grabstein für Theo und Sara Lehmann auf dem Beit Halevi Cemetery

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de910286

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de910333

Videointerview mit Issy Philipp, Link: https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn502912

Hilde Zimche im Interview mit Bettina Leder, Mai 2019

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/3768501?s=Lehmann%201924%20Theo&t=1578&p=0

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411120-51.jpg

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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