Dessauer Arthur

Art(h)ur Dessauer Deßauer

*21.3.1916 in Gelsenkirchen; ✡ vermutlich bereits am 3.3.1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Gustav Deßauer *10.9.1879 in Warendorf; ✡18.3.1942 in Frankfurt

Mutter Selma Regine Heymann *14.8.1875 in Wattenscheid; ✡ in Gelsenkirchen nach 1939

Onkel Alfred Heymann *24.8.1888 in Wattenscheid; nach Jan. 1942 in Riga

Großvater August Dessauer *11.8.1851 in Warendorf; ✡10.6.1935 Bielefeld, Niedernsteraße

Großmutter Henriette Gumprich *1853 in Borghorst; ✡17.1.1919 in Bielefeld, Niedernsteraße

Arthur, Regine, Irma und Gustav Dessauer ca 1926

Geschwister

Irma Dessauer *24.11.1910 in Gelsenkirchen; ✡1962 Palästina; oo 1931 Max Fernheimer (*1906)

Beruf

Adressen

Heirat Dezember 1940 in Gelsenkirchen mit Johanna Paßmann *9.12.1921 in Werne (jetzt Bochum); ✡3.3.1943 in Auschwitz

Tochter

Mathel Dessauer *24.2.1942 in Gelsenkirchen; ✡ 3.3.1943 in Auschwitz

Weiterer Lebensweg

1931 Schwester Irma heiratet in Gelsenkirchen

17.5.1939 mit beiden Eltern in Gelsenkirchen bei Minderheiten-Volkszählung

1939 Zwangsarbeiterlager in Borghorst, Dumte, Regulierung der Steinfurter Aa

Nach Mai 1939 Vater nach Frankfurt, Grüne Straße 36

Umzug von Schwester Irma mit Mann und Sohn Kurt (*1931) nach Wörth a.M.,Göttingen;

Emigration der Familie Fernheimer, Schwester und Schwager nach Palästina

Erster August 1939 Ankunft von Schwester auf der SS מריאט-פשה in Haifa mit Ehemann

1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Bielefeld zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers zunächst Koblenzer Straße 4, dann Schloßhofstraße 73 a;

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Bielefeld“

18.3.1942 Vater Gustav stirbt im Krankenhaus der israelitischen Gemeinde in Frankfurt, Gagernstraße 36; Diagnosen Lungenentzündung, Herzschwäche, Schenkelhalsbruch

24.2.1942 Geburt der Tochter Mathel in Gelsenkirchen (Vorname aus der Liste der vorgeschriebenen Mädchennamen gemäß Runderlaß des Reichsminister des Inneren vom 18. August 1938)

8.9.1942 Artur und Ehefrau nach Bielefeld (Umschulungslager Schloßhofstraße)

8.9.1942 Familie Dessauer kommt mit drei weiteren jungen Familien aus Gelsenkirchen ins Umschulungslager Bielefeld, Schloßhofstraße: Familien Dessauer, Hess, Levy, Windmann, jeweils mit einem in Gelsenkirchen geborenen Baby. Vorherige Adresse der Familien Dessauer, Hess, Levy war das Judenhaus, Bahnhofstraße 39

Herbst 1942 Errichtung von Baracken für junge Familien auf dem Gelände.

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 Schwägerin Dorothea und Ehemann Bruno Achtermann bereits ab Dortmund, Stauffenstraße 13 deportiert; sie befinden sich auf demselben Transport über Bielefeld nach Auschwitz

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion der ‚Alten Rampe‘ am Güterbahnhof von Auschwitz;

Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Arthur nicht eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, auf LKW in die Quarantäneblöcke des „Arbeitslager Buna“ gebracht; Tätowierung der „nichtarischen“ Häftlinge, Häftlingsnummer ;

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

Gedenken

10.6.1999 Page of Testimony für seine Großeltern Gustav und Selma Dessauer von Enkelsohn Abraham Nave Fernheimer

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de851573

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de942509

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1578336

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/76728735

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_id=&s_lastName=Dessauer&s_firstName=&s_place=Gelsenkirchen&s_dateOfBirth=&cluster=true

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert