Hilde Friedberger
*11.11.1910 in Rheine; ✡
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Julius Friedberger *5.9.1878 in Solingen; ✡3.7.1939 in Dortmund
Heirat der Eltern in Rheine 7.8.1908
Mutter Karoline Baum *28.2.1878; ✡ 4.2.1942 in Dortmund
Großeltern
Aaron Friedberger und Franziska Buseck
Prof. Ludwig Baum und Helene Moy
Onkel Hermann Friedberger *15.6.1880 in Solingen; ✡10.5.1942 im KL Kulmhof
Schwester
Gerda Francesca Friedberger *15.2.1921 in Dortmund; ✡ Sept. 1969 in Stratford up Avon.; oo John Cullen
Cousin/e Kinder von Herman Friedberger (*13.6.1880) und Mina Stern (*19.10.1883 in Geisa, ✡4.9.1938 Solingen); Helene Spanier (*1.4.1883 in Goch) ist die zweite Frau von Hermann Friedberger
Ruth Friedberger *24.9.1922 Solingen; ✡22.7.2011 Paramus NY; oo Salli Heldman (1916-1981)
Gerd Adolf Friedberger *14.1.1925 in Solingen; ✡10.5.1942 im KL Kulmhof
Beruf Kontoristin
Adressen Rheine; Dortmund, Kampstraße 106; Münster, Kanonengraben 4, Ludgeristraße 110; Bielefeld, Laerstraße 9
Heirat ledig
Kinder-
Weiterer Lebensweg
Vor 1921 Umzug der Familie nach Dortmund
Vater eröffnet sein Schuhetagengeschäft in Dortmund, Kampstraße
2.12.1926 Anmeldung am Schillerlyzeum in Dortmund bis zur Untersekunda
26.4.1927 Wechsel auf das Städtische Goethe-Oberlyzeum Dortmund (Goethe-Gymnasium)
31.10.1928 Abgang nach dem ersten Halbjahr aus der Unterprima mit Abgangszeugnis
Schulstammblatt des Goethe-Oberlyzeums Dortmund
1929/1930 Besuch der Höheren Handelsschule in Dortmund.
1930-1933 Hilde im Anschluss an ihre schulische Ausbildung bei der Firma Adrema
Tätigkeiten in Büros verschiedener jüdischer Anwälte zuletzt für den Rechtsanwalt Dr. jur. Erich Simons in Münster. Laut der Beitragsübersicht der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte war Hilde bis 1943 im Angestelltenverhältnis beschäftigt, zuletzt bei der Reichsvereinigung der Juden in Bielefeld.
14.-22.7. 1938 Cousine Ruth Friedberger auf der SS WASHINGTON von Hamburg nach New York
Cousin Gerd Friedberger zur Hachschara ins Lehrgut Schocken „Gut Winkel“, Spreenhagen
7.5.1939 Schwester Gerda mit Domestic Permit, (Arbeitserlaubnis als Hausmädchen) nach England
17.5.1939 Hilde mit Mutter Karoline in Dortmund bei der Minderheiten-Volkszählung
Schwester Gerda erinnert sich:
„Hilde war sehr aktiv im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime. Sie versuchte, vielen jüdischen Mitbürgern zur Flucht aus Deutschland zu helfen.“
Im biographischen Lexikon von Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster heißt es über sie: „Im Januar 1940 hatte Hilde Friedberger ihren Wohnsitz in Dortmund und fuhr täglich nach Münster, wo sie für den „Jüdischen Rechtskonsulenten“ Dr. Erich Simons arbeitete. Im Juni 1942 zog sie nach Münster und wohnte im „Judenhaus“ am Kanonengraben 4. Zusammen mit der Familie von Dr. Simons verzog sie im Dezember 1942 noch zur Ludgeristraße 110, Münster, was sie „der Ordnung halber“ der Devisenstelle Münster am 21.12.1942 mitteilte.“
Hilde Friedberger nach Münster als Sekretärin des dortigen Vertrauensmanns Dr. Erich Simons
Juni 1942 Umzug nach Münster, Kanonengraben 4, Judenhaus, ehem. Marks-Haindorff-Stiftung
Dezember 1942 Umzug mit der Familie von Dr. Simons in die Ludgeristraße 110
Da im Frühjahr 1943 in der Bezirksstelle Westfalen zahlreiche Grundstücksliquidationen zu bearbeiten waren und neben dem Bezirksstellenleiter Adolf Stern nur noch der Sachbearbeiter Karl Heumann und die Sekretärin Anneliese Jonas zur Verfügung standen, stimmte die Gestapoleitstelle Münster der Bitte um eine weitere Schreibkraft und der Übersiedlung der Stenotypistin Hilde Friedberger von Münster nach Bielefeld zu.
4.3.1942 Umzug nach Bielefeld; das Gebäude in der Laerstraße 9 mit den Büros der Bezirksstelle diente für sie und die Familien der Mitarbeiter als „Judenhaus“.
12.5.1943 auf dem Transport XI/2 begleitet sie die Familie ihres früheren Chef Dr. jur. Erich Simons aus Münster nach Theresienstadt; außerdem aus Bielefeld die „Rechtskonsulenten“ Dr. Albert Daltrop und Dr. Gustav Meyer sowie Bewohner des Siechenheims Wickenkamp mit der Leiterin Grete Weisner und ihren Töchtern Ruth und Ellen, sowie aus Minden Vertrauensmann Sally Katzenstein Das Stadtarchiv Bielefeld weiß näheres über diesen Transport:
„Am 12. Mai 1943 wurden aus dem Gestapo-Bezirk Münster 40 Jüdinnen und Juden nach Theresienstadt deportiert, 29 davon aus Bielefeld. Es handelte sich nach den Auswahlbestimmungen vom 20. Februar 1943 um über 65jährige, Inhaber des Verwundetenabzeichens, Kriegsdekorierte und sonstige „Bevorzugte“. 16 der 19 deportierten Juden waren Pfleglinge oder Personal des „Alters- und Siechenheims“ Schloßhofstr. 73a. Sammelpunkt war das Gebäude des Gesellschaftsclubs „Eintracht“.
9.10.1944 Hilde Friedberger auf Transport Ep von Theresienstadt nach Auschwitz zusammen mit Moritz Herzberg (JKV Dortmund) und dessen Familie
Oktober 1944 Tod in Auschwitz
Gedenken
Page of Testimony
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4984918
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de869818
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de869815
https://www.statistik-des-holocaust.de/XI2-1.jpg
http://www.familienbuch-euregio.de/genius/?person=50787
Stadtarchiv Bielefeld
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Hartmann, Jürgen, Die Bezirksstelle Westfalen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland in Bielefeld 1939-1943, in: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte, 25/2021, S. 68-151. URL
Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6186); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013