Käthe Fellner geb. Abraham
*25.7.1889 in Wriezen; ✡25.11.1940 Untergang der PATRIA
Staatsangehörigkeit polnisch
Religion jüdisch
Vater unbekannt Abraham✡ ?
Mutter Jenny Salomon *17.12.1860 in Wriezen; ✡20.2.1941 in Wriezen
Schwester
Dora Abraham *12.9.1895 in Wriezen; oo Hersch Hermann Fellner *22.6.1885 in Landshut; beide ✡ 1943 in Auschwitz
Neffe Günther Fellner*7.6.1925 in Wriezen; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Beruf Hausfrau
Adressen Wriezen, Oberbarnim, Bahnhofstraße 8; Berlin;
Heirat Leo Leib Arie Fellner *15.6.1884 in Landshut; ✡ ? in Israel
Kinder
Benno Fellner *11.8.1912 in Wriezen; ✡16.1.1943 in Auschwitz
Alfred Fellner *25.3.1914 in Wriezen;
Heinz Fellner *12.6.1915 in Wriezen; ✡22.1.2011; oo Szeindla Spiwak
Werner Fellner *29.10.1918 in Wriezen; ✡ 17.3.2012 in Philadelphia; oo Gabriele Heinzheimer
Herbert Fellner *6.1.1921 in Wriezen
Gerd Gershon Fellner*2.6.1923 in Wriezen; ✡ ?
Weiterer Lebensweg
1929 Ehemann Leo Fellner Mitglied der örtlichen Chewra Kaddisha, Schwager Hersch im Vorstand
17.5.1939 Leo, Käthe und Benno Fellner in Wriezen bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 die Söhne Werner und Gerd in Schniebinchen, Sorau bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Mutter Jenny Fellner in Wriezen bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Schwester Dora und Mann Hersch mit Sohn Günther in Wriezen bei Minderheiten-Volkszählung
Hachschara und Alija von Sohn Gerd
Januar 1939 die Söhne Werner und Gerd Fellner zur Hachschara nach Schniebinchen
Oktober 1939 Gerd Fellner Wechsel nach Ahrensdorf „strafversetzt“;
März 1940 in der letzten legalen Alija mit einem Zertifikat der Jugend Alija über Triest auf der SS MARCO POLO nach Haifa
4.4.1940 Ankunft in Haifa
Sohn Benno verurteilt wegen „§175, Homosexualität“
2.10.1939 Sohn Benno in Untersuchungshaft angeklagt wegen „§175 Homosexualität“
1940 Ehemann Leo in Untersuchungshaft wegen „Falschaussage“ in diesem Verfahren
2.3.1940 Sohn Benno vom Landgericht Prenzlau verurteilt zu 10 Jahren Zuchthaus
16. 4.1940, Berlin-Moabit, Gefängnis
11.2.1942 verlegt ins Zuchthaus Coswig
1. 4.1942 Rückverlegung aus Coswig ins Zuchthaus Görden Brandenburg a. d. Havel
29.12.1942 Verlegung aus dem Zuchthaus Görden in das KL Auschwitz
16.1.1943 Tod des Sohnes Benno in Auschwitz II-Birkenau
Neffe Günther im jüdischen Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Günther Fellnerzur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
11.7.1942 Günther Fellnerdeportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, Auschwitz, vermutl. Magdeburg – Leipzig/Chemnitz
Alija Beth mit Ehemann Leib auf der SS PACIFIC – Untergang der PATRIA
16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer der „Sonderhachschara VII“ war Ephraim Frank
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.
3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden
4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
zunächst zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca. 200 von 1771)
Tod von Käthe Fellner beim Untergang der SS PATRIA
Ehemann Leib überlebt; er gibt im Internierungscamp Athlit Sohn Heinz Fellner in Hadar Hakarmel Hakichon Street 10 als Referenz an
Deportation der Schwester Dora
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
2.3.1943 geplante Deportation des Schwagers Hersch für den 32. Osttransport nach Ausschwitz
17.5.1943 gemeinsame Deportation von Schwester Dora und Mann Hersch auf dem 38. Osttransport von Berlin nach Ausschwitz
Gedenken
Page of Testimony für seine Mutter Käthe von Schwager Abraham Fellner
Page of Testimony für seine Mutter Käthe von Cousin Gerson Fellner
1992 Sohn Gerson Fellner zu Besuch in Wriezen
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11229641
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12653140
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12653141
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450688
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212551
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212918
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212926
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1015746
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1015640
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1015472
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de864751
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020