Gelles Margarethe

*14.2.1921 in Mattersburg Nagymarton, Sopron, Ungarn

Staatsangehörigkeit Österreich

Vater David Hersch Gelles *24.4.1887 in Mattersburg; ✡ in Belzec

Mutter Hermine Schlesinger *6.3.1887 in Sigraben; ✡ in Belzec

Tante Martha Gelles *20.10.1885 in Mattersburg; ✡ in Belzec

Geschwister

Egon Gelles *21.12.1914 in Mattersburg

Robert Gelles *13.8.1919 in Mattersburg

Gustav Gelles/Jehuda Glas *3.11.1922 in Mattersburg; Riga-Überlebender ✡ ?

Leo Gelles *3.11.1922 in Mattersburg, Zwilling; 30.7.1940 in Josefow

Josef Gelles *28.2.1925 in Mattersburg; ✡ in Belzec

Martha Gelles *18.11.1927 in Mattersburg; ✡ in Belzec

Beruf landwirtschaftliche Praktikantin

Adressen Mattersburg, Judengasse 27

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

Vater ist Bäckermeister in Wien

20.5.1938 in Wien bei der Auswanderungsabteilung der Fürsorgezentrale Antrag auf Unterstützung zur Emigration für die ganze Familie (Eltern und alle sieben Geschwister)

17.5.1939 Margarethe Gelles auf dem Gehringshof bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Familie Gelles in Stettin bei Minderheiten-Volkszählung

Das jüdische Umschulungslager Gehringshof

Margarethe Gelles zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash

 Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen bei, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.

Alija beth auf der SS HILDE

19.11.1939 Margarethe Gelles abgemeldet aus Hattenhof zur Emigration nach Palästina

12.10.1939 Bahnfahrt von Berlin über Frankfurt und Passau nach Wien; die zweite Hälfte des Transportes kam von Breslau nach Wien

14.10. 1939 Ankunft in Wien, über die Schwarzmeerroute Bratislava, Budapest, Belgrad, Bukarest

6.11.1939 Ankunft in Sulina, Schwarzmeer-Hafen

26.11.1939 Abfahrt mit 729 Passagieren auf der SS HILDA

15.1.1940 hinter den Dardanellen von britischer Marine gestoppt und geentert

22.1.1940 Ankunft vor der Dreimeilen-Zone vor Haifa

24.1.1940 Britische Mandatsbehörden verweigern die Landung

29.1.1940 Ankunft Haifa nach Abschluß von Verhandlungen zwischen Sochnut (Jewish Agency) und britischer Mandatsregierung

29.1.1940 mit Bussen in das britische Internierungslager nach Athlit verbracht.

18.2. 8.2.1940 Entlassung der Frauen aus dem Lager Athlit

Bruder Gustav auf dem Gehringshof

19.11.1939 Bruder Gustav Gelles folgt am Tage der Abmeldung von Schwester Margarethe auf den Gehringshof

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nungen in „Jü­di­sches Arbeitseinsatzlager“ oder „Forst-und Ernte­ein­satz­lager“; der Einsatz erfolgte auf Weisung lokaler Behörden/Arbeitsämter.

Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager  z.B von Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Landwerk Neuendorf und Steckelsdorf oder in Westfalen die Arbeitseinsatzlager Paderborn und Bielefeld.

Die Auflösung des Gehringshofs erfolgte im Verlauf des Sommers 1941 auf Druck der Behörden. Die letzten Chaluzim zumeist Madrichim wurden am 5. Oktober 1941 abgemeldet

Deportation der Restbelegschaft nach Riga

Es bleiben aber einzelne wie ihr Bruder Gustav Gelles auf dem Hof zurück; außerdem noch Alfred Fuchs, Max Goldschmidt, Otto Hahn, Hans Jacobs, Berta Sipper, Siegfried Strauss; Fritz Nussbaum

27.11.1942 Ankündigung der Gestapo für den Regierungsbezirk Kassel über den anstehenden Transport in den Osten von 1035 Juden, „der für die Evakuierung in Frage kommende Personenkreis“

Ende November 1941 Verbringung der 7 bzw. 6 noch auf dem Gehringshof verbliebenen Juden nach Fulda, Hans Jakob war von der Transportliste gestrichen. Es erfolgte keine offizielle Abmeldung mehr

8.12.1942 Verbringung der Juden aus den örtlichen Sammellagern in Personenzügen nach Kassel in das Sammellager Turnhalle an der Wörthschule.

9.12.1941 nachmittags mit 1024 Menschen aus dem Regierungsbezirk Kassel nach Riga

12.12.1941 Ankunft in Riga Skirotawa; Fußmarsch ins Ghetto

Bruder Gustav ist Riga Überlebender

1954 in Wien notiert

12.2.1940 Eltern und Geschwister Josef, Martha sowie Tante Martha Gelles ab Stettin ins Ghetto Belzec

Die Deportation der Juden aus Stettin und Schneidemühl am 13.2.und 21.2.1940

13.2.1940 Deportation von 1107 Stettiner Juden nach Lublin. Die dänische Zeitung „Politiken“ berichtet am 17.2.1940:

„In den Nachtstunden des 12. zum 13. Februar wurden in Stettin sämtliche Juden abtransportiert… Zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen des 13. Februar wurden die Juden mit Frauen und Kindern ohne Rücksicht auf ihr Alter und ihren Gesundheitszustand durch je zwei Posten der SS und der SA aus ihren Wohnungen geholt und zum Güterbahnhof Stettin gebracht, von wo aus der Abtransport nach Ostpolen in den frühen Morgenstunden des Dienstag erfolgte. Auch die Insassen der beiden jüdischen Altersheime in Stettin, ca. 82 Personen, darunter Frauen und Männer über 90 Jahre, wurden deportiert. Soweit sie nicht mehr zu gehen imstande waren, wurden sie auf Tragbahren zum Güterbahnhof gebracht… Bereits auf der Durchfahrt durch Schneidemühl – etwa 24 Stunden nach dem Abtransport – mussten die ersten Leichen aus dem Deportationszug entfernt werden. Es handelte sich zunächst um eine Frauenleiche, der später die Leichen von zwei Kindern folgten. Einige andere Personen lagen im Sterben, wie Zurufe aus den Wagenfenstern des Zuges an den Stationsvorsteher des Bahnhofs besagten.“

Gedenken

11.10.1955 Pages of Testimony für seinen Vater und die Geschwister Joseph, Leo und Martha von Gustav Jehuda Gelles

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Österreich, Wien, jüdische Auswanderungsanträge, 1938-1939

https://www.mappingthelives.org/bio/6947e69d-e459-405b-92e6-411ecf1f79c2

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/67145042

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de873265

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de873272

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de873323

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de998262

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de998331

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de873279

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Joseph Walk, Kurzbiografien zur Geschichte der Juden, Leo Baeck Institute

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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