Matylda Czupper
*28.8.1921 in Berlin; ✡ in der UdSSR
Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Leiser Czupper *4.7.1878 in Dobromil; ✡ 1943 in Auschwitz
Mutter Erna Wenig *24.8.1892 in Dobromil; ✡ ?
Onkel Berisch Czupper * 29.5.1888 in Dobromil; ledig; ✡ 29.1.1940 in Sachsenhausen
Geschwister ein Bruder, Umbenennung in Grant
Beruf landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Berlin; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 Matylda Czupper in Steckelsdorf bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Matylda, die Eltern und Onkel Berisch Czupper in Berlin Mitte bei Minderheiten-Volkszählung
Erste und zweite Polenaktion
28.10.1938 Abschiebung des Vaters Leiser Czupper nach Zbaszyn
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
Anfang September Verhaftung von Onkel Berisch Czupper als feindlicher Ausländer in Berlin
13.9.1939 „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen

29.1.1940 Tod von Onkel Berisch Czupper im KL Sachsenhausen
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Matylda Czupper zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
Lagerleiter/Madrichim waren Sigmar Bromberger, Manfred und Schoschana Litten, Dr. Benjamin Abrahamson, Herbert Schönewald, Werner Hoffbauer, Friedrich Löwenthal, ab 1941 Kurt Silberpfennig
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
Matylda Czupper mit Mutter Erna vermutlich noch 1939 nach Tod des Vaters nach Dobromil, gehörte ab September 1939 zum sowjetisch besetzten Teil Galiziens
22.6.1941 Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion Juni 1941 Matylda mit Mutter Erna Czupper in Dobromil, Drohobycz, UdSSR
Keine weiteren Daten bekannt
Gedenken

14.12.1945 Suchanfrage des Bruders für Matylda und Mutter Erna, der offenbar bei Eintritt in die Royal Army den Namen geändert hat, um bei Gefangennahme nicht als Jude erkannt zu werden.
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1024819
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1025083
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/86082189
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra Ben Gershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Joel König (Ezra Ben Gershom), Den Netzen entronnen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1967
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020