Friedberg Kurt Julius

Kurt Julius Friedberg

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Emil Friedberg *1874; ✡ 1934

Mutter Ida Hammel *1879; ✡ 1937 Kwuzat Jawne

Geschwister sieben

Erna Friedberg *13.7.1903 in Miehlen; 4.3.1943 in Auschwitz; oo Grünewald

Alfred Friedberg *1907-1978 USA

Alma Freidberg*1907- 1978 USA; oo Neuhaus

Rosel Friedberg *1911-1983; oo Richard Greenold

Lotte Friedberg *1912-1985; oo Rees

Hilde Friedberg *30.5.1914in Miehlen; ✡Mai 1967; oo Moses

Max Mordechai Friedberg *in Miehlen; ✡?; oo Ida Flum*19.9.1917, ✡3. 9.2001 in Givat Brenner

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen  ; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;

Heirat Ester Metzger *2.12.1920; ✡22.5.2009 in Kwuzat Jawne

Kinder

Miriam Friedberg *3.11.1949 ; ✡2015; oo Detz

Weiterer Lebensweg

Vater Emil Friedberg betrieb in Miehlen ein Kaufhaus für Lebensmittel, Konfektionen, Stoffe allerArt, Betten mit Matratzen und Fahrräder mit Ersatzteilen. Bruder Alfred Friedberg beschrieb das Kaufhaus später:

„Nach hiesigen ländlichen Maßstäben hatte das Geschäft einen bedeutenden Umfang. Der Kundenkreis bestand nicht nur aus den Einwohnern von Miehlen, sondern auch aus einer

größeren Anzahl der Einwohner von Orten aus der Umgebung.“

1.4.1933 April-Boykott; ein Bett, das von einem Miehlener Bürger im Kaufhaus des Vaters Emil Friedberg gekauft wurde, wurde von einem NSDAP-Mann in den Mühlbach geworfen.

16.10.1933 Bruder Max Friedberg verlässt als erster jüdischer Bürger Miehlen.

1933/34 erste Judenaktionen in Miehlen, die Fensterscheiben bei Vater Emil werden eingeschlagen.

6.7.1936 Max Friedberg von Diez abgemeldet nach Palästina

9.!10.11.1938 Ausschreitungen in der Pogromnacht in Miehlen; der Befehl zur Durchführung der Judenaktion im Kreis St. Goarshausen wurde am 9. November nachmittags durch die Kreisleitung in

St. Goarshausen an die örtlichen Stellen durchgegeben.

November 1938 jüdische Bürger noch in Miehlen: die Familie Strauß sowie die Geschwister Alfred und Hildegard Friedberg, die aber in Stuttgart bei US-Botschaft waren, um ein Einreisevisum für die USA zu erhalten. Im Kaufhaus Friedberg wurden die Lagerbestände des Geschäftes sowie auch persönliches Eigentum der Familie zu einem großen Teil zerstört bzw. geplündert.

Eine Zeitzeugin berichtet:

,,mehrere Personen sah ich im Kaufhaus von Friedberg dauernd mit Taschenlampen umhergehen. Sie warfen Gegenstände aus dem Fenster, die von außenstehenden Frauen fortgetragen wurden. Die Personen waren bis morgens um 3.30 Uhr im Hause“

Ein weiterer Zeuge:

„am Geschäft und Wohnhaus Friedberg die Fensterscheiben eingeschlagen, die Straße lag voller Scherben und Einrichtungssachen..“

Bruder Alfred emigriert in die USA, Schwester Hilde nach Palästina.

17.5.1939 Kurt Julius Friedberg in Steckelsdorf bei Minderheiten-Volkszählung

29.9.1939 Ester Metzger bei britischen Census in Hendon als Haushilfe

Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau

Lagerleiter/Madrichim waren Sigmar Bromberger, Manfred und Schoschana Litten, Dr. Benjamin Abrahamson, Herbert Schönewald, Werner Hoffbauer, Friedrich Löwenthal, ab 1941 Kurt Silberpfennig

Madrichim 1939/40 Chaim Grosz, Joachim Lippmann und Richard Heymann

10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.

21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald

1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD

1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen

Kurt Julius Friedberg emigriert – vermutlich noch 1939 nach England und nach dem Krieg –  nach Palästina

Fabrikaktion in Westfalen

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

1.3.1943 Schwester Erna Grünewald wohnhaft in Neheim, mit Mann und Kindern ab Dortmund nach Auschwitz

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion der ‚Alten Rampe‘ am Güterbahnhof von Auschwitz;

Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

Gedenken

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de880689

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.mappingthelives.org

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20400/Nastaetten%20Miehlen%20Sachor%201-97.pdf

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.

<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]

Ezra Ben Gershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989

Joel König (Ezra Ben Gershom), Den Netzen entronnen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1967

Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328

Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988

Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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