Elga Berta Schiessl geb. Blumenreich
*9.6.1907 in Köln- Lindenthal; ✡ 6.5.1982 in Winnipeg, Kanada
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Lerner Blumenreich *24.6.1875 in Magdeburg; ✡7.3.1918 in Berlin
Mutter Hedwig Goldschmidt *28.12.1874 in Bochum
Zweite Ehe der Mutter am 4.12.1912 in Berlin Wilmersdorf mit Dentist Hans Behrendt *31.12.1884
Großeltern Max Goldschmidt und Emilie Rose (beide verstorben in Köln)
Onkel
Ludwig Goldschmidt *30.12.1873 in Bochum; oo Herta Drucker *7.7.1889 Berlin
Hermann Goldschmidt *18.3.1876 in Bochum; oo Gertrud Rehfeld *5.5.1891 Berlin
Geschwister unsicher
Milli Blumenreich ✡29.2.1904 in Köln, jüdischer Friedhof
Familienmitglieder Blumenreich in Köln
Fanny Blumenreich *26.7.1869 in Berlin; ✡ Theresienstadt
Emma Blumenreich *22.1.1876 in Berlin; Theresienstadt; ✡22.9.1942 Treblinka
Beruf Musikerin, Sängerin; Hausfrau
Adressen München Boosstraße 18 I; Wilramstraße 57 II
Heirat mit George Schiessl *17.9.1903 in München ( Mischehe mit „Arier“)
Kinder Elga Johanna Schiessl *28.4.1928 in München; „Halbjüdin“; oo Sima Laks
Weiterer Lebensweg
Scheidung der Eltern
Mutter Hedwig zieht nach Berlin
4.12.1912 zweite Ehe der Mutter in Berlin Wilmersdorf mit Dentist Hans Behrendt
1936-1941 lebt die Familie Schiessl in München, Ehemann George ist Kapellmeister, sie spielt Schlagzeug in seiner Jazz-Band und ist Sängerin
1941-1942 Ehemann als Soldat in Mitau in Lettland; 1942 entlassen (unehrenhaft?)

3.9.1942 -6.3.43 Zwangsarbeit bei A. & R. Kammerer, Telefon- und Apparatebau in München

29.3.1943 Elga Schiessl aus München mit einem Gefangentransport in das KL Auschwitz;

Häftlingsnummer 39960, die im März 1943 vergebenen Nummer für Frauen sind 36 515 – 39 836, für April sind dies 39 837- 43665
Daraus folgt, dass Sie Anfang April mit einem kleinen „Gefangenentransport“ als Gefangnishäftling transportiert und registriert wurde.
Diese Transporte unterscheiden sich erheblich von den 1000er Sammeltransporten. Sie wurden für kleine Gruppen unter Bewachung in regulären Linienzügen durchgeführt.
Sehr wichtig: In Auschwitz erfolgte auch keine Selektion an der Rampe!!
Dieselbe Konstellation „Gefangenentransport“ bestand auch bei Anita Lasker!

März 1943 bis Oktober 1944 in Auschwitz-Birkenau
Das Mädchenorchester in Auschwitz
Esther Loewy/Bejarano berichtet über die Aufstellung des Mädchenorchester von Auschwitz im April 1943
„Als dann die Dirigentin, Zofia Czajkowska eines Tages bei den Blockältesten nach Musikerinnen suchte, wurden meine Freundinnen Hilde Grynbaum, Sylvia Wagenberg und ich vorgeschlagen… Auch meine Freundinnen wurden akzeptiert, Hilde als Geigerin, Sylvia als Flötistin, und so zogen wir drei in die Baracke, in der die Musiker schliefen, die sogenannte Funktionsbaracke.“
August 1943 Alma Rose übernimmt die Leitung des Mädchenorchesters, Zofia Czajkowska wird Blockälteste in der „Funktionsbaracke“
August 1943 bis Oktober 1944 Elga Schlagzeugerin im Mädchenorchester; Nachfolgerin von Danuta Kallakova, die noch von Zofia Czajkowska für die Erstbesetzung ausgesucht worden war
4. 4.1944 Tod von Alma Rose (*3.11.1906 in Wien, 4.4.1944 in Auschwitz)
April 1944 Sonia Winogradowa wird neue Leiterin und verlangt den Ausschluss der jüdischen Musikerinnen
„Als 1944 Tausende von ungarischen Juden in das Lager gebracht wurden und aufgereiht standen, um in die Gaskammern geführt zu werden, mussten wir auch diesen Unglücklichen etwas vorspielen.“
Sommer 1944 Elga mit Typhusverdacht in das „Frauenrevier“, der sich aber nicht bestätigt
Ende Oktober 1944 Verlegung des Mädchenorchester aus dem KL Auschwitz nach Bergen-Belsen
15.4.1945 Befreiung durch die Royal Army in Bergen Belsen

14.6.1945 auf der Liste deutscher Jüdinnen in Bergen Belsen die Mitglieder des Mädchenorchesters: Ruth Basinski, Hilde Grynbaum, Charlotte Grunow, Elga Schiessl; Renate und Anita Lasker, Sylvia Wagenberg, Carla Wagenberg;
aus dem Mädchenorchester, ebenfalls in Bergen Belsen:
Regina Kuperberg, Helen Dunicz, Elsa Miller
1946-1949 Ehemann betreibt einen Musikverlag; arbeitet gelegentlich als Musiker
Juli-September 1949 mit dem Ehemann zur Kuraufenthalt in Weesen am Walensee, Schweiz
21.10.1950 Antrag auf Unterstützung zur Auswanderung nach Kanada; Adresse München Wilramstraße 57/II
21.2.1951 Scheidung von Georg Schiessl

25.6.1951 Elga Schiessl – aus dem DP Camp Ludwigsburg Nr. 245, Luitpold-Kaserne kommend – auf der SS ANNA SALEN von Bremen-Grohn nach Kanada
6.5.1982 Tod in Winnipeg, Kanada
Gedenken
–
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12672197
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11194687
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70044760
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81747753
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/79704459
Gestapo-Verzeichnis zu Jüdinnen und Juden aus München, Blatt 15-64
https://thegirlsintheauschwitz.band
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4dchenorchester_von_Auschwitz
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883