Alter Moshe

Moshe Maniek Alter

*1911 in Lodz; ✡ 2007 in Netzer Sereni

Staatsangehörigkeit polnisch

Religion jüdisch

Vater Israel Jakov Alter *1.2.1882 in Lodz; ✡ 1942 in Auschwitz

Mutter Dobra Meierowicz *1884 in Wielun; ✡ 1943 in Auschwitz

Geschwister

Niutka Genia Gitel Alter *1913

Bernard Dov Beniek Alter *10.11.1914 in Lodz; ✡4.10.2013 in Israel; ooJagolnizer

Hanna Halinka Alter *1918

Isik Jitzhak Alter *Juni 1920; ✡10.9.1939

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen ; Hattenhof Nr. 36;

Heirat

1.Ehe Malka Marysia Broder *24.12.1918 in Nowe Miasto; ✡24.8.1944 in Auschwitz

Kinder aus erster Ehe

Jehuda Jecheskel Alter *16.6.1939; ✡24.8.1944 in Auschwitz

Batshewa Perach Alter *1940 ; ✡24.8.1944 in Auschwitz

Kinder aus zweiter Ehe

vier

Weiterer Lebensweg

Jüdische Schule bis zur 7. Klaasse, dann Hebräisches Gymnasium Lodz, Abschluss Abitur; jeweils abgebrochenes Studium Jura und Biologie

Aktivist des Hechaluz

Moshe Alter  Angestellter bei der Lodzki Bank Dpozitowi und Sekretär der Gewerkschaft der Bankangestellten

Das Ghetto Lodz (Litzmannstadt)

1.9.1939 Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen

Die jüdischen Männer werden per Radio angewiesen, Richtung Warschau zu marschieren.

5./6.9.1939 Die Marschkolonne von Moshe Alter wird von Wehrmachtseinheiten in Rawa Mazowieka festgenommen. Die Juden unter ihnen wurden in die bald überfüllten Synagoge von Brzeziny verbracht, die übrigen, darunter auch Moshe Alter an eine Wand gestellt und bis auf wenige, die in der Mitte standen, exekutiert. Unerwartet wird der Befehl zur Einstellung der Erschießung gegeben. 8.9.1939 Besetzung von Lodz (700 000 Einwohner, davon 233 000 Juden)

10.9.1939 Bruder Izzy von der Wehrmacht ermordet auf dem Weg in die Sowjetunion

Moshe Alter kehrt nach Lodz zurück. Mit einem Passierschein kann er seine Tätigkeit in der Bank wieder aufnehmen, muss sie aber nach 2-3 Monaten wiederaufgeben

2.11.1939 Reichspropagandaminister Joseph Goebbels nach dem Besuch von Lodz:

„In Lodz herrschen noch tolle Zustände. Die Judenplage wird allmählich unerträglich. … Warum nur muss dieser Dreckhaufen eine deutsche Stadt werden! Es ist ja eine Sisyphosarbeit, Lodz germanisieren zu wollen. Und wir hätten diese Stadt so gut als Abladeplatz benützen können.“

Februar 1940 Einrichtung des Ghetto Lodz

Die Familie wird ins Ghetto Lodz eingewiesen

Mai 1940 Absperrung des Ghetto Lodz

Chaim Rumkowski, der ein enges Verhältnis zu seinem Vater Israel hatte, wird zum Judenältesten des Ghetto ernannt. Moshe Alter wie auch alle verbliebenen Bankangestellten werden als „Ghetto -Ordnungsdienst“ rekrutiert.

Chaim Rumkowski mit zwei Ghettopolizisten ca 1942

Moshe Alter wird nicht im Straßendienst sondern als Verwalter des Lagers des Ordnungsdienst eingesetzt.

Die Liquidierung des Ghetto Lodz

24.8.1944 Moshe Alter schreibt:

„Die Liquidierung des Ghettos dauerte Wochen. Es waren etwa 100.000 Menschen im Ghetto, und jeden Tag fuhr ein Transport von tausend Menschen ab, so ging es monatelang weiter.

Meine Frau, meine Kinder und ich verließen das Ghetto am 24. August 1944. Mit drei Kindern.“

Bei der Ankunft in Auschwitz wird er mit seinem Schwager bei der Selektion von seiner Frau und den Kindern getrennt, die direkt in die Gaskammern geführt werden.

7.9.1944 (Sukkot) nach der Quarantäne werden sie ins Außenlager Waldenburg/Wałbrzych des KL Groß-Rosen verlegt, Moshe Alter mit seinem Schwager in das Lager Kaltwasser in Oberschlesien, welches erst  im August 1944 eröffnet wurde.

Lagerkomplex Riese, Außenlager von KL Groß Rosen

Kaltwasser gehörte wie Schotterwerk Erlenbusch, Dörnhau, Tannhausen, Wüstegiersdorf zum Lagerkomplex Riese, hier sollte ein neues „Führerhauptquartier“ entstehen. Die Häftlinge werden im Gleisbau (Lorenbahn ins naheliegende Schotterwerk) und bei Rodungsarbeiten für Telegrafenmasten eingesetzt. Teils müssen sie in tiefem Schlammwasser stehen.

Moshe Alter erkrankt und kommt in Krankenrevier Tannhausen in Blumenau. Dort bleibt er bis Weihnachten 1944.

Verlegung in den Nachbarort Wüstegiersdorf, wo sie in einer ehemals jüdischen Fabrik interniert sind.

Februar 1942 wird er erneut krank.

Danach im Arbeitskommando zur Liquidierung des Lagers „Erlenbusch“

Februar 1942 Zwei SS-Männer aus der Hundezucht von Sachsenhausen kommen und suchen zwei Zimmerleute zum Bau einer neuen Zuchtstation vor Ort. Moshe Alter und Shmuel Lichtmann melden sich, trotz völliger Inkompetenz, werden aber akzeptiert.

Zuletzt im Arbeitslager Dörnhau in einer Fabrikantenvilla. Zu der Zeit waren auch Ohny Ohnhaus und Ephraim Horst Goldschmidt dort.

10.5.1945 Befreiung durch die eintreffende „Rote Armee“

Auf abenteuerlichen Wegen nach Hause nach Lodz.

Dort unterstützt er zionistische Gruppen; von einem Bankdirektor, der ihn einstellen möchte, bekommt er „arische  Papiere“. Er nutzt diese stattdessen als Tarnung für die „Bricha“, um erfolgreich Gruppen nach Tschechien zu schleusen;  bevor seine Tarnung auffliegt, geht er mit der letzten Gruppe selber nach Prag, wo er erstmals auf Soldaten der Jüdischen Brigade trifft.

In einem Bricha- Bahntransport wird die Idee NOHAM (Vereinigte Pionierjugend) geboren. Der Transport wird aber österreichischen Grenze abgewiesen und in das DP Lager Landsberg in der alten Saarburg-Kaserne bei München geleitet.

25.7.1945 Zionistische Konferenz mit 94 Vertretern der Kibbuz-Gruppen aus den einzelnen DP-Lagern  in St. Ottilien, US-DP-Lager, ehemaliges Benediktinerkloster bei Landsberg, davon 5 Vertreter des Kibbuz Buchenwald: Yehezkel Tydor, Alex GrynbaumSimcha Dymant, Paltiel Rosenfrucht (Ben Haim) und Leib Grynfeld . Teilnehmer sind auch David Furman und Sophie Manela später Pur.

Gemeinsamer Weg mit Itka Londner

22.11.1945 Beratung auf dem Gehringshof mit Aharon Bacia von der NOHAM-Zentrale in Bergen Belsen und vier Soldaten der Jewish Brigade (u. a. Naftali Unger, Chaim Ben Asher) mit dem Ergebnis: die illegale Ausschleusung von 60 Ma’apilim über Bergen-Belsen, Eindhoven nach Antwerpen; in Absprache mit NOHAM-Zentrum in Bergen Belsen wird beschlossen, Delegationen in eine Reihe von DP-Camps zu entsenden, um weitere NOHAM-Mitglieder in den Kibbuz Buchenwald zu holen.

Hilde Grynbaum, Rivka Kuperberg mit anderen fahren als Abgesandte in das jüdische DP-Camp Landsberg

Dezember 1945 kommt eine dritte NOHAM-Gruppe aus dem DP-Lager Landsberg auf den Gehringshof

Aus dem Tagebuch der dritten NOHAM-Gruppe:

„Landsberg/Inn: Dezember 1945. Abgesandte kommen aus dem Kibbuz Buchenwald, Gehringshof, Hilde Grynbaum, Rivka Kuperberg und anderen, mit der frohen Nachricht: Sie wandern in den kommenden Tagen nach Israel aus (Alija Bet) aus und müssen sofort eine große Gruppe von Leuten aus den Reihen von NOHAM schicken, um sie zu ersetzen. Mehrere Tage lang bereiten wir uns auf die Abreise vor. Wir fahren mit vielen Gegenständen, die wir vom Komitee in Landsberg erhalten haben, zum Gehringshof.“

Itka Londner kommt aus dem DP-Camp Bergen Belsen zur Hachschara auf den Gehringshof

2.7.1946 Heirat von Moshe Alter und Itka Londner auf dem Gehringshof.

Ende 1946 Ein von der jüdischen Brigade organisierter illegaler Grenzübertritt nach Eindhoven scheitert an der niederländischen Grenze. Kurze Zeit später gelingt 40 Chawerim die „Bricha“ ab Frankfurt über Österreich nach Italien. Zu dieser Gruppe gehörten auch Mordechai Forscher und Benjamin Weichselbaum

Über Mailand und Turin kommen sie in das DP-Camp Via Unione in Rivoli bei Turin; Camp-Leiter ist Ari Avisar aus Jerusalem.

13.2.1947 Verlegung in ein Lager in Acqua Santa in den Abruzzen

13.2.1947 die NOHAM-Gruppe wird nach Acqua Santa verlegt

Anfang Mai 1947 Verlegung der 40 Buchenwalder in den kleinen Adriahafen Mola di Bari

13.5.1947 Alija beth, Einschiffung von 1457 Ma’apilim in Mola di Bari auf dem Frachtschiff AGHA ORIETTA/MORDEI HA GETAOT ( auch „Ghetto Rebels“)

Insgesamt gingen  80  Mitglieder des Kibbuz Buchenwald vom Gehringshof und Gersfeld an Bord des Schiffes MATAROA (September 1945), mehr als sechzig auf die „Tel Hai“ (März1946), etwa ein Dutzend auf die  „Biria“ (Juli1946), neunzehn auf der „Katriel Yaffe“ (August1946) sowie etwa 40 weitere auf der „Ghetto Rebels“ (Mai1947) und 20 auf der „Aliya“ (November1947)

Britisches Internierungslager auf Zypern

23.5.1947 wird die GHETTO REBELS vor Rafah von britischer Marine aufgebracht, nach Haifa geleitet und nach Zypern in das Sommerlager Nr. 55 verbracht.

Die fünf „ Sommercamps“ (Nr. 55, 60, 61, 62, 63)  bestanden aus Zeltstädten in Kraolos bei Famagusta, die sieben „Wintercamps“ (Nr. 64-70) in Dekalia aus Nissen -huts (Wellblechhütten)

Die Briten führten die Detentioncamps auf Zypern wie POW-Camps: Umzäunung, Wachtürme, ständige Bewachung.

Moshe Alter eröffnet hier zusammen mit Mordechai Forscher eine Schule, Benjamin Weichselbaum fungiert als „Hausmeister“.

1948 eröffnet Moshe Alter eine weitere Schule für das Lager Nr. 62

14.5.1948 Unabhängigkeits-Proklamation durch David Ben Gurion, Staatsgründung Israel und Beginn des Unabhängigkeitskriegs

20.8.1948 Ankunft der Buchenwald Gruppe aus Zypern auf der SS THEODOR HERZL in Haifa

Sie kommen als Einzelpersonen in das Einwandererlager Binyamina, da die NOHAM-Gruppe inzwischen auseinandergefallen ist; zunächst nach Haifa und Tel Aviv, dann gehen sie in den Kibbuz Buchenwald. Itka Alter berichtet:

„Wir kamen später in Israel an… Wir haben uns mit den Menschen im Kibbuz Buchenwald in Verbindung gesetzt.

Zuerst lebten wir in Zelten in der Nähe von Beit Allenby. Ich komme in mein Land, in die Wärme, in die Schönheit – und auch hier lebe ich in einem Zelt.

Als ich schwanger war, haben sie uns in einem Zimmer bei MK Berliner-Blau wohnen lassen. Er war Single und hatte ein kleines Zimmer, also schlief er auf der einen Seite im Bett und ich auf der anderen im Bett. Mein Mann blieb zum Schlafen im Zelt.“

Moshe Adler erinnert sich:

„Ich bin über Zypern nach Israel ausgewandert, zuerst kam ich nach Haifa und war Bauarbeiter. Von Haifa zogen wir nach Tel Aviv. L. hatte Freunde von der Bank, die mir Arbeit vermittelten, aber ich wollte zu den Buchenwaldern, die in Israel einen Kibbuz gegründet hatten.

Pisa holte uns mit einem Van ab.

Zuerst war ich Jugendberater und Sozialkoordinator. Ich war ihr Führer, Vater und Freund.“

Bruder Beniek‘s lange Flucht

Beniek war bei Kriegsausbruch Soldat in der polnischen Armee;

Moshe Alter schreibt:

„Er wechselte seine Armeekleidung in Zivilkleidung, warf seine Waffe weg und lebte einige Zeit in Wilna. Nach dem Pogrom, das dort stattfand, floh er nach Russland. Er reiste mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Chabarowsk, einer Sandhafenstadt. Das war im Mai 1941, am Vorabend des Einmarsches Deutschlands und seiner Satelliten in die Sowjetunion. Dort bestieg er ein Schiff nach Japan, von Japan nach China und kam nach dem Krieg von China in Israel an. Heute lebt er in Ra’anana.“

1943 Bruder Beniek heiratet in Shanghai Helene Jagolnizer

Insgesamt gingen  80  Mitglieder des Kibbuz Buchenwald vom Gehringshof und Gersfeld an Bord des Schiffes MATAROA (September 1945), mehr als sechzig auf die „Tel Hai“ (März1946), etwa ein Dutzend auf die  „Biria“ (Juli1946), neunzehn auf der „Katriel Yaffe“ (August1946) sowie etwa 40 weitere auf der „Ghetto Rebels“ (Mai1947) und 20 auf der „Aliya“ (November1947)

Gedenken

Quellen

https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/photo/mordechai-chaim-rumkowski-1

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/66415873

Nurit Cohen Bacia, Die Geschichte eines Ortes, 1948-2009; O-Sonic-Press, 2009

Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994

Zeugnisse aus dem Tal des Todes, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998

https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald

https://www.jewiki.net/wiki/Netzer_Sereni

https://de.wikipedia.org/wiki/Netzer_Sereni

Home – Deutsch

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://www.mappingthelives.org

http://www.dpcamps.org/listDPCampsbyTeamNo.pdf

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert