Ilse Director
*28.3.1921 in Goldap, Ermland; ✡März 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Louis Director *10.2.1888 in Sudeiken, Ebenrode ; ✡ vor 1945
Mutter Jenny Kadaretzki *25.2.1892 in Szczuczyn; ✡ ?
Geschwister
Heinz Director *23.1.1915 in Goldap, ✡7.7.1941 in Johannesburg
Hertha Director *30.5.1917 in Allenstein; ✡?
William Director *5.11.1922 in Goldap; ✡9.8.2010 in Palm Beach; oo Esther Selzer
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Goldap; Groß Breesen;
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 Ilse mit Mutter Jenny in Allenstein, Wartenburg Ost bei Minderheitenzählung
Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen
Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)
1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.
Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.
10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.
1939 Ilse Director zur Umschulung ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen
Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.
31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager
Die Schließung der Arbeitslagers Groß Breesen
Die Grüssau Gruppe
21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner
30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen
Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:
„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“
31.10.1942 Verbringung der 22 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau
Günther Marcuse notiert:
„Im Gegensatz zu früheren Alarmen, denen sofort Reklamationen folgte, verliessen uns heute die Kameraden, die uns in langen Jahren lieb geworden waren. Es sind:
Ehepaare: Wolff (Walter und Hildegard Klein), Löwenstein (Aron und Gertrud Monasch), Ascher (Kurt und Ruth Schwarz mit Rea), Baehr (Heinz und Edith Plessner), Cohn (Alfred „Alco“ und Marlo Levy mit Gideon)
Mädels: Berg (Anneliese), Blume I (Ruth geb. Baehr), Blume II (Anneliese), Cohn (Hannelore), Director (Ilse), Frau Berg (Bertha)
Jungens: Blume (Bernhard), Plessner (Heinz), Levy (Ernst), Wolff (Arthur), Ring (Heinz), Krieger (Otto)
(Ruth Blume und Bernhard Blume waren auch ein Ehepaar.)
25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.
Fabrikaktion Februar/März 1943
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“
Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
22.2.1943 Verhaftung von Ilse Director im Arbeitslager Grüssau, die gesamte Grüssau-Gruppe aus Groß Breesen bis auf Walter und Hildegard Wolff mit Sohn Arthur (Theresienstadt)
23.2.1943 Ankunft des Grüssauer Transports in Auschwitz; von 250 Juden aus Grüssau werden nur sechs Männer (Nr. 104027 bis 104032) in das Lager zur Zwangsarbeit übernommen
28.2.43 Schließung des Lagers im Kloster Grüssau
Deportation der Eltern
9.12.1942 Vater Louis auf dem 24. Osttransport von Berlin nach Auschwitz
Gedenken
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127207581
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html
Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984
Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991
Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966
https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater
https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia