Goldenberg Hermann

Hermann Helmut Goldenberg

*16.10.1901 in Oberhausen; ✡ 29.10.1982

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Josef Goldenberg *11.7.1869 in Oberhausen, Kreis Mülheim; ✡ nach 3.5.1942, Zamosc

Mutter Julie Herrmanns *20.9.1867; ✡ 21.11.1938 in Bochum

Geschwister

Gustav Adolf Goldenberg *15.4.1892 in Mülheim Dümpten; ✡3.2.1915 im 1. WK

Rosa Goldenberg *12.7.1893 in Mülheim Dümpten; ✡2.2.1943 an Herzversagen; oo Valentin Bauer

Johanna Goldenberg *24.2.1895 in Mülheim Dümpten; oo Wilhelm Menzel* 25.5.1895

Heinrich Goldenberg *19.7.1896 in Mülheim Dümpten; ✡16.9.1916 im 1.WK

Wilhelm Goldenberg *5.4.1898 (?) aus Bochum; ✡ vor 2.5.1918 gefallen

Henriette Goldenberg * 16.7.1898 in Mülheim-Dümpten; ✡ ; oo Völker

Siegfried Goldenberg *12.8.1900 in Mülheim Dümpten; Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Münster; Riga-Überlebender; ✡21.3.1980 in Münster; oo Else Wertheim *30.8.1903 aus Nottuln

Amalie Goldenberg *4.11.1903 in Mülheim Dümpten; oo Hans Altmann; ✡30.9.1942 in Auschwitz

Alfred Goldenberg *29.5.1906 Mülheim Dümpten; ✡21.8.1970 in Münster

Helene Goldenberg *23.5.1908 in Bochum oo Fritz Backhaus *24.5.1906 (kath.)

Geschwister Goldenberg (v.l.) Alfred, Hermann, Helene, Johanna, Siegfried, Henriette; Foto privat; Hubert Schneider

Nichten/Neffen

Ruth Menzel *13.6.1918 in Bochum; ✡ in Auschwitz

Karl-Heinz Menzel *23.9.1922 in Bochum; ✡4.7.2006 in Bochum

Margot Menzel *1.2.1925 in Bochum; ✡ca 1975; oo Ernst Frankenthal

Mirjam Goldenberg *11.4.1937 in Münster; ✡22.4.1944 Riga (Kinderaktion)

Beruf

Adressen Oberhausen; Dümpten III 7/6(Mülheim); Gelsenkirchen, Brakestraße 24, Schalker Straße 51

Heirat Trude Cohn*13.10.13 in Gelsenkirchen ; ✡26.3.1942 in Riga Bikernieki

Schwiegereltern Siegfried Cohn (*21.9.1877 in Stolp), Lina Löb (*29.7.1877 in Mogendorf)

Kinder

Josef-Peter Goldenberg *7.1.1950 in Gelsenkirchen; ✡17.4.1987 in Gelsenkirchen

Weiterer Lebensweg

1908 Umzug der Familie des Anstreichermeisters Josef Goldenberg nach Bochum in die Maxstraße 16

3.2.1915 Tod des Bruders Adolf, Musketier der 9. Kompagnie, 3. Bataillon, Infanterieregiment 68

1915 Bruder Heinrich schwer verwundet, 2. Landwehr-Pionier-Kompagnie des XVIII. Armeekorps

16.9.1916 Tod des Bruders Heinrich,7. Kompagnie, Reserveinfanterieregiment 3

Jüdisches Waisenheim Paderborn ca 1900
Belegungsliste des jüdischen Waisenheims Paderborn

15.3.1914- 3.4.1916 Hermann Goldenberg im jüdischen Waisenheim Paderborn,

Die Geschwister Alfred und Amalie sogar sieben Jahre bis 1921.

24.10.1928 Schwester Amalie emigriert nach Amsterdam

1926- 29.3.1933 Bruder Siegfried betreibt am Moltkemarkt eine Metzgerei bis zur Vertreibung vom Wochenmarkt in Bochum. Er zieht nach Münster.

25.4.1937 Bruder Alfred flieht in die Niederlande

14.1.1942 Heirat von Amalie in Amsterdam mit Hans Altmann (*21.12.1905)

Novemberpogrom in Bochum

10.11.1938 Vater Josef und Neffe Karl Heinz Menzel verhaftet im Novemberpogrom, im Polizeigefängnis Bochum, vor der Deportation über Dortmund nach Sachsenhausen freigelassen

1939 Hermann Goldenberg zur Zwangsarbeit bei der Regulierung der Steinfurter Aa im Arbeitslager Dumte

17.5.1939 Familie Goldenberg bei Minderheiten-Volkszählung

Hermann Goldenberg im Arbeitslager Aufbaulager Dumte bei Borghorst, Steinfurt

Vater Josef in Bochum, Moltkemarkt 29

Schwester Henriette und Paul Völker mit Sohn Franz in Bochum, Königstraße 19 II

Schwester Rosa und Valentin Bauer in Bochum, Moltkemarkt 13

Schwester Johanna und Wilhelm Menzel, Tochter Ruth in Bochum, Maxstraße 12 a

Schwester Helene Backhaus mit Mann und Tochter in Bochum, Deinsloh 27 I

Bruder Siegfried und Frau Else mit Tochter Mirjam in Münster, Wermelingstraße 1

Nach der Heirat mit Trude Cohn zieht Hermann Goldenberg zu ihren Eltern nach Buer-Erle, Gelsenkirchen, Bismarckstraße 126

Deportation nach Zamosc

28.4.1942 Verbringung des Vaters in die Turnhalle des Sportvereins „Eintracht“ in Dortmund

30.4.1942 Deportation mit 791 Juden vom Sammellager zum Dortmunder Südbahnhof am Heiligen Weg deportiert nach Zamosc

3.5.1942 Ankunft in Zamosc

Die Deportationen nach Riga

15.12.1941 Bruder Siegfried und Frau Else mit Tochter Mirjam vom Sammellager Gertrudenhof in Münster über Bielefeld nach Riga Skirotawa

4.1.1942 Hermann Goldenberg mit Ehefrau Trude sowie die Schwiegereltern Cohn aus Buer mit LKW in das Sammellager Ausstellungshalle am Wildenbruchplatz verbracht

Die Chronik der Stadt Gelsenkirchen verzeichnet für den 27. Januar 1942:

„In den städtischen Ausstellungshallen ist ein Judensammeltransport zusammengestellt worden. Es handelt sich um 506 Juden aus dem Präsidialbezirk Recklinghausen, die heute nach den Ostgebieten evakuiert werden. Unter ihnen befinden sich 350 Personen aus Gelsenkirchen. Vorerst verbleiben in unserer Stadt noch 132 meist alte und kränkliche Juden“.

27.1.1942 Transport ab Gelsenkirchen über Dortmund nach Riga-Skirotawa

1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Bericht von Hermann Voosen über in Riga umgekommene Gelsenkirchener

26.3.1942 Tod der Ehefrau bei Massenerschießung im Wald von Bikernieki bei der „Dünamünde-Aktion“ in Riga, da sie ihre bereits ausortierten Eltern nicht allein zu dem fiktiven Ort Dünamünde fahren lassen wollte.

Hermann Goldenberg zur Vorbereitung der Massenerschießungen

1942 Notiz im Arbeitseinsatzbuch des Ghetto Riga zu Hermann Goldenberg:

„Wurde vom Kommando zum Kasseler Hof herangezogen“

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und 12 verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald war Sturmbannführer Albert Sauer

3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga mit großer Selektion

Aussage Hermann Goldenberg aus Gelsenkirchen am 9.1.1969 im Verfahren gegen Bovensiepen u.a.:

November 1943 Hermann Goldenberg in der Außenkasernierung Lenta

Bruder Siegfried, Else und Tochter Miriam in der Außenkasernierung METEOR, eine Gummifabrik

22.4.1944 „Kinderaktion“, in allen Außenkasernierungen des KL Kaiserwald in Riga mussten die Kinder gesondert antreten und wurden zur Tötung weggefahren; Tod der Nichte Mirjam Goldenberg

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8.-9.8.1944 Bruder Siegfried und Frau Else auf dem 1. Großen Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig; Else kommt ins Außenlager Lauenburg und wird dort von der Roten Armee befreit. Bruder Siegfried am 13.-16.8.1944 nach Buchenwald und nach Quarantäne in das Außenlager Tröglitz Codename „Wille“; nach Todesmarsch nach Theresienstadt erlebt er dort am 8.5.1945 die Befreiung.

Die letzten zehn in Libau

29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter von der Lenta mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland

13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau

SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen

22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen

22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 13 Lagerinhaftierte kommen um

19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;

10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau von der Roten Armee befreit.

Hermann Goldenberg berichtet über seinen gescheiterten Fluchtversuch:

„…beim Übertreten der litauisch-deutschen Grenze von den Russen festgehalten und mit den Deutschen zur Arbeit getrieben.“

Mischlingsaktion in Bochum

17.9.1944 in der „Mischlingsaktion“ werden die Schwestern Henriette Völker, Johanna Menzel mit Tochter Margot und Helene Backhaus mit Tochter Doris verhaftet bei Mischlingsaktion und deportiert ins Arbeitslager Salzmann in Kassel Bettenhausen, Sandershäuser Straße 34

Nach der Befreiung treffen sich die Mitglieder der Familie wieder in Bochum bei den durch „Mischehe“ überlebenden Schwestern.

Schwester Henriette Völker mit Sohn Franz nach Recklinghausen; Mitglied der jüdischen Gemeinde

Ende Oktober 1948 Rückkehr von Hermann Goldenberg nach Münster zu Bruder Siegfried

Gedenken

Beisetzung der Mutter und der Schwestern Rosa Bauer und Johanna Menzel auf dem jüdischen Friedhof in Bochum

Grabstein für Wilhelm und Johanna Menzel jüdischer Friedhof Bochum, Grabstelle X73/74

4.11.2004 Stolperstein für Schwester Ruth Salomon, Maxstraße 13 in Bochum

14.10.2020 Stolperstein für Karl-Heinz Menzel, Maxstraße 13 in Bochum

Quellen

Preußische Verlustlisten vom 1.3.1915, 6.9.1915 und 7.10.1916

http://www.denkmalprojekt.org/2024/vl_gedenkbuch-rjf_wk1_a-h.html

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Goldenberg%201903%22%7D

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411213-Muenster3.jpg

Arbeitseinsatzbuch im Rigaer Ghetto 1942, LVVA P-132, t. 28ap.

https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/staedtegeschichte/5_publikationen/handbuecher/band_muenster_auszug.pdf

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010

Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000

https://www.bochum.de/C125830C0042AB74/vwContentByKey/W287J9BG321BOLDDE/$FILE/002_Salomon_Ruth.pdf

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Menzel%201922%22%7D

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de957564

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_id=&s_lastName=Menzel&s_firstName=Ruth&s_place=Bochum&s_dateOfBirth=&cluster=true

Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

https://www.dropbox.com/scl/fo/3dw6b308kwbbr0cy0sdix/AF3ljEwgbofYRE1nk0i3nh8?e=1&preview=TR+19-065+Ghetto+Riga+Aussagen+-+Geschichte.pdf&rlkey=nb9pbph7b7f9j5uunae2f5a87&dl=0

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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