
Werner Ernst Ze‘ew Hirschfeld
*26.4.1920 in Breslau; ✡ 16.3.1986 im Kibbuz Gal-Ed
Staatsangehörigkeit deutsch,staatenlos
Religion jüdisch
Vater Willy Hirschfeld *20.3.1881; ✡1925 in Breslau

Mutter Erna Peiser *19.10.1891 in Bunzlau; ✡1943 in Auschwitz
Geschwister
Heinz Hirschfeld *13.8.1915 in Breslau; oo Helena Henrietta Mokotow
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Breslau, Kurfürstenstraße 28; Spreenhagen; Havelberg; Kibbuz Gal-Ed
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1931-1934 Mitglied im deutsch-jüdischen Wanderbund „Kameraden“ (Greifen), ab 1932 Abspaltung in „Habonim“ (Werkleute) und „Hechaluz“
Jüd. Volksschule, Jüdisches Realgymnasium bis Obertertia, 1 Jahr Oberrealschule
Waldgehöft Havelberg
20.11.1936 Werner Hirschfeld mit sechs weiteren Chaluzim zur landwirtschaftlichen Hachschara ins Waldgehöft, auch Jagdgehöft Barella, Damlacker Weg, nördlich von Havelberg (1934-1941), Träger bis zum Pogrom November 1938 war der Hechaluz, dann die RVJD. Die frühere Jagdpacht gehörte dem jüdischen Rechtsanwalt Siegfried Freund, er war zunächst auch der Leiter. Es umfasste acht Hektar Land, eine kleine Villa, zwei Wohnhäuser, eine Werkstatt, einen Stall, Gewächshäuser und Schuppen. Bis zu 50 Chaluzim waren hier untergebracht.
16.11.1936 Richard Horn eingestellt als Betriebsleiter in Havelberg; in dieser Funktion bleibt er bis September 1939.
30.6.1937 Werner Hirschfeld auf der Belegschaftsliste von Havelberg; es finden sich neben den angestellten Leitern Horn und Hans Cohn 13 Chaluzim und sieben Chaluzoth.
Im Novemberpogrom 1938 wird das Gehöft verwüstet. Die jungen Männer über 17 Jahre ins örtliche Polizeigefängnis gebracht.
31.12.1937 Werner Hirschfeld noch auf der Havelberg-Belegschaftsliste, aber nicht mehr am 30.6.1937.
Gut Winkel, Spreenhagen

Wechsel mit Horst Elias zur Hachschara ins Lehrgut Schocken/Gut Winkel bei Spreenhagen
8.3.1939 mit einer Gruppe Chaluzim aus Spreenhagen von Bielefeld zum Sammelpunkt der DEVENTER Vereniging in der Vliegschool Teuge; Werner Hirschfeld wird Mitglied der „Deventer-Vereeniging“, Leiter Ru Cohen.

1939-1941 Er arbeitet als Gruppenleiter für die Volontäre in Almelo

1.Reihe Albert Berger, Ernst Cosmann, Harald Simon, Heinz Feldmann, Lilli Dreyfus aus Bochum
2.Reihe Leni Rosen, Herbert Levy, ? , Bubie Pinkus, hinter ihm Hedwig Gotthelf-Strauss
3.Reihe ?, Schraga Engel, Schmuel Rotschild, ?? Werner Bendorf, Norbert Klein
4.Reihe Heinz Meierstein, Werner Hirschfeld, Isak Leuvenberg; Max Windmüller rechts , halbverdeckt
17.5.1939 Mutter Erna in Breslau, Kurfürstenstraße 28 bei Minderheitenvolkszählung
März 1939- Januar 1940 Einzelhachschara in Hengelo
1.12.1939 zum Stützpunkt Weerselo der Deventer Vereniging, Klein Driene 8
31.1. 1940 -1941 nach Velp, Zutphenschestraatweg 5

Febr.1941-November 1942 Einzelhachschara bei einem Bauern in Almelo
November 1942 Seine Arbeitserlaubnis wird eingezogen; er soll zur Zwangsarbeit in eines der „werkkampen“, stattdessen lässt er sich zur Blinddarmentfernung in ein katholisches Hospital einweisen
November 1942 sein Bauer in Almelo nimmt ihn für einige Wochen wieder auf

Er stiehlt den Personsbewijs (ID-Karte) eines Knechts und übergibt ihn Norbert Klein, um ihn fälschen zu lassen.
3.1.1943 Wechsel in ein Versteck bei einem Bauern in Friesland
Januar 1944 Werner Hirschfeld muss das Versteck verlassen; mit gefälschten Papieren nach Amsterdam, ein Schleuser-Transport wird verraten, die Gruppe -Leiter Heinz Fränkel, Werner Hirschfeld, Franz Polak, Hans Stein, Bubi Pinkus, Menachem Pinkhof – wird im Zug in Utrecht verhaftet und zum Verhör in das SS-Gefängnis „Oranje Hotel“ in Scheveningen (nicht „Haagse Veer“, das ist in Rotterdam) gebracht.

5.2.1944 die Gruppe als Strafgefangene mit einem „S“-Stempel in den Papieren wird in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork überstellt; Werner kommt deshalb in die Strafbaracke 67 und wird auf den Transport vom 3.3.1944 nach Auschwitz gestellt. Die Chaluzim können aber erreichen, dass der Lagerkommandant Gemmecker das „S“ aus ihren Einweisungspapieren streicht und sie die Strafbaracke wieder verlassen dürfen.
Am 3.3.1944 konnten zwei Dreiergruppen fliehen; die erste Gruppe mit Werner Hirschfeld, Lotte Wahrhaftig und Franz Pollak verlässt noch am Abend mit gefälschten „Roten Passierscheinen“ das Lager, die zweite mit Siegfried Pinkus, David Dotsch und Frieda Rosenblatt-Weil folgt am Morgen des 4.3.1944.
3.3.1944 auf dem Weg zur Bahnstation in Westerbork kann er sich absetzen.

Mit gefälschten Roten Passierscheinen von Kurt Walter und David Dotsch und Hilfe seiner Chawerim gelingt die Flucht aus Westerbork zusammen mit Franz Polak und Lotte Wahrhaftig (später Siesel)

Kurt Walter, Leiter der illegalen Aktivitäten in Westerbork, nimmt sie in einem Wäldchen außerhalb des Lagers in Empfang
Franz Polak und Werner Hirschfeld nach Rotterdam, um dort gefälschte Papiere zu beschaffen
Sie werden von Tinus Schabing von der Schleuserorganisation von Joop Westerweel über die belgische Grenze gebracht; weiter nach Antwerpen, dann nach Brüssel ins Hotel; Treffen mit „Zippi“ Alfred Fränkel und Max Windmüller.
Ab Brüssel mit gefälschten Marschbefehlen der Wehrmacht über Paris nach Toulouse: Franz Polak, Werner Hirschfeld, Lodi Cohen, David Neiss: In Toulouse bekommen sie von der Ortskommandantur Zimmer zugewiesen.
Ab Toulouse lag die Organisation Pyrenäen-Überquerung bei der Armée Juive (AJ)
4.4.-10.4.1944 mit dem zweiten Transport über die Pyrenäen; Ankunft in Spanien; als die Erwachsenen in das Internierungslager Miranda gebracht werden sollen, fliehen sie nach Barcelona
Alija auf der SS GUINEE 1944
28.10.-5.11.1944 auf der SS GUINEE von Cadiz nach Haifa
Im Oktober 1944 erhielten Paul Siegel und weitere Palästina-Pioniere von der britischen Mandatsregierung erteilte Einwanderungszertifikate für Palästina. Siegel, Chanan Flörsheim und 53 weitere Hechaluz-Mitglieder gingen am 27. Oktober 1944 in Cadiz an Bord des Schiffes „Guinée“ und erreichten am 4. November den Hafen von Haifa.
Seit Mai 1943 soll insgesamt 150 Palästina-Pionieren die Flucht aus den Niederlanden über Belgien bis Frankreich geglückt sein. Etwa 80 von ihnen überquerten in von der Toulouser Sektion der AJ organisierten Gruppen seit Februar 1944 die Pyrenäen und gelangten von Spanien aus in das unter britischem Mandat stehende Palästina
1952 besucht er den Bauern in Friesland, der ihn versteckt hatte
Gedenken
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Quellen
IDEA – ALM : The testimony of Werner – Ze’ew Hirschfeld
Siegel, Paul: In ungleichem Kampf. Von Köln nach Holland durch Westerbork über
Frankreich und Spanien nach Israel 1924–1947. Christlich-jüdische Hilfsaktion der Westerweel-Gruppe. Konstanz 2001
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130307479
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130307481
https://www.joodsmonument.nl/en/page/397940/werner-ernst-hirschfeld
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/422995/holocaust-overleefd
https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110415353-012/html
memorial booklet (in Hebrew) March 16, 1986, Kibbutz Gal Ed.
http://www.infocenters.co.il/gfh/notebook_ext.asp?book=54768&lang=eng&site=gfh
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316