Rotfeld Alfred

Alfred Abraham Rothfeld

*15.10.1920 in Urspringen ; ✡ 1992 in Israel

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater David Rotfeld *20.11.1886 in Urspringen; April 1942 nach Krasniczyn,✡?

Mutter Hilda Müller*14.8.1886 in Krautheim; April 1942 nach Krasniczyn,✡?

Geschwister unbekannt

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Urspringen; Hamburg Blankenese; Hattenhof

Heirat nach 1941 in Israel Caroline Lea Wolff*5.2.1921 in Aurich

Kinder zwei

Weiterer Lebensweg

Alfred Rotfeld zum Hachschara -Vorbereitungskurs im Landwirtschaftsschule Schalom des Bachad in Neugraben oder im jüdischen Landschulheim Wilhelminenhöhe in Hamburg Blankenese

17.5.1939 Alfred Rotfeld in Hamburg Blankenese bei Minderheiten-Volkszählung

Das jüdische Umschulungslager Gehringshof

Alfred Rotfeld 1939/1940 zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash

 Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.

Alija Beth auf der SS PACIFIC – der Paraguay-Transport oder Sonderhachschara Nr.7

26.8.1940 sieben Chaluzim abgemeldet aus dem Gehringshof,  Hattenhof nach Wien, und zwar Herbert Aron, Lothar Herrmann, Rosa Karmiol, Moses Kaufmann, Alfred Rotfeld, Rosi Weichselbaum und Willy Zucker zur Sonderhachschara 7 auf der Schwarzmeerroute, Code „Paraguay“

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

August 1940 zur Vorbereitung nach Ellguth/Steinau

10.8.1940 offiziell abgemeldet nach PARAGUAY, zunächst Zugfahrt nach Berlin

16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz seinen Onkel Albert Oppenheimer im Kfar Saba Schchmual Eliezer an

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Ebenfalls an Bord der Patria seine zukünftige Ehefrau Caroline Lea Wolff aus Aurich

Alfred Rotfeld wird erst am 7.10.1941 aus Atlit entlassen

Heirat in Israel; Umbennung in Abraham Rotfeld

Wohnort Masarot Jitchak, Kibbuz Beérot Yitzhak, Israel

Die Deportation der Eltern Tante Hannchen und Cousin Berthold aus Urspringen nach Krasniczyn am 25.4.1942

Alfred in verschiedenen Gestapolisten irrtümlich ebenfalls als Deportierter

Gedenken

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de954969

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de954967

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/70364396

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.joodsmonument.nl/nl/page/603196/hermann-wolff

Ralf Piorr / Peter Witte (Hg.) Ohne Rückkehr. Die Deportation der Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg nach Zamość im April 1942; Klartext, Essen 2012

https://de.wikipedia.org/wiki/KZ-Au%C3%9Fenlager_Schwarzheide

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de995144

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de993493

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de993656

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://www.statistik-des-holocaust.de/X1-4.jpg

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5135551

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/130402906

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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