Naftalie Rosenthal später Tule Ron
*27.11.1920 in Leipzig ✡19.1.2016 in Kfar HaMaccabi
Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Jacob Rosenthal *1.1.1889 in Cernauti, Polen; ✡1.1.1942 in Gotha
Heirat der Eltern 1919 in Leipzig
Mutter Rosa Michlewitsch *24.6.1895; ✡ 1942 im Distrikt Lublin
Geschwister
Alfred Rosenthal *1924 in Gotha; 2011 in Kfar Maccabi; oo Paula
Beruf –
Adressen
Heirat 27.10.1948 Heirat im Rabbinatsgericht in Haifa, Arlozorov-Straße mit
Margot Edel Miriam Ron *30.4.1922 in Stolp (Slupsk); ✡ 28.5.2014 Kfar HaMaccabi
Kinder
Joanthan Ron
Jakob Ron *2.8.1956 in Kfar HaMaccabi
Weiterer Lebensweg
1921 Umzug der Familie nach Gotha
1927 bis 1935 Besuch der Volksschule
1935 – Mai 1936 Beginn einer Schweißerlehre in Beuthen
Mitglied im JPD und später nach der Fusion im Maccabi Hazair
Mai 1936 aus Oppeln ausgewiesen, zurück nach Gotha
9.12.1936 zur Hachschara in das im Oktober gegründete Landwerk Ahrensdorf
31.3.1937 steht er auf der Ahrensdorf Praktikanten-Liste, Stand 31. März 1937, 41 männliche, 14 weibliche Chaluzim; Betriebsleiter Hans Winter; landwirtschaftlicher Inspektor Paul Semler; Küchenleitung Ruth Seemann
In Ahrensdorf mit Marion Baecker liiert, deren Vater Shlomo auch aus Cernauti stammt
23.3.1939 Marion verlässt mit einem WIZO-Zertifikat das Landwerk
17.5.1939 in Ahrensdorf bei der Minderheitenvolkszählung
September 1939 Wechsel in das Gut Winkel
27.12.1939 Aufforderung Sonderhachschara SH-2 über Breslau und die Slowakei nach Wien; am übernächsten Tag nach Pressburg/ Bratislava; hier monatelanges Warten auf die Weiterfahrt in der bewachten leerstehenden Fabrik Petronka
September 1940 Zusammenführung mit der SH -7
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.
4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz an: Georg Cohen, Maayan Near Zichron Yacov
zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 jüdische illegale Einwanderer auf das Schiff gebracht.
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)
Die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa;
Die ins Wasser Gesprungenen werden mit Booten gerettet, müssen sich aber im Polizeigefängnis immer wieder Verhören unterziehen; insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith.
27.12.1941 zwei Jahre nach Beginn der Reise wird Naftalie Rosenthal aus dem Camp Atlith entlassen
Erschließt sich dem Kibbuz Ramat David an.
Mai 1943 Wechsel zum Kibbuz Kfar Maccabi
Oktober 1943 Wechsel zum Kibbuz Neve Yam, Arbeit in der Fischerei
März 1944 Rückkehr zum Kibbuz Kfar Maccabi
Mitte August 1945 Miriam Edel auf Alijah Beth auf der SS MATAROA von Marseille nach Haifa
15.8.1945 Ankunft von Miriam Edel in Haifa
Verhaftung durch die britische Mandatsmacht im Camp Atlith zusammen mit Esther Loewy/ Bejarano
Entlassung durch Intervention von Esther Loewys Schwester Tosca
Miriam sucht Hilfe bei Verwandten in Haifa, die sie aber an den Kibbuz Maccabi verweisen
27.10.1948 Heirat mit Mirjam Edel im Rabbinatsgericht in Haifa, Arlozorov-Straße
1949 Bruder Alfred kommt aus Dänemark nach Israel
Ende 1949 Vater Oskar Edel aus Shanghai nach Israel mit seinen drei Schwägern Philipp, Isidor, und Joseph Reich
1962 Miriams Gefährtin aus Auschwitz Anni kommt aus New York nach Israel zu Besuch
Okt 2012 mit Lungenentzündung ins Carmel-Krankenhaus in Haifa
2013 gemeinsam mit Ehemann Ron mit Lungenentzündung ins Carmel-Krankenhaus in Haifa
28.5.2014 Tod von Miriam Ron in Kfar Maccabi
19.1.2016 Tod von Tule Ron in Kfar HaMaccabi
Schicksal der Familie
1937 Bruder Alfred mit einem Kindertransport mit 13 Jahren nach Dänemark, wo er bis 1949 bleibt
10.11.1938 Vater im Pogrom verhaftet und eine Nacht festgehalten
1.1.1942 Vater stirbt in Gotha, nach langer Bettlägerigkeit
10.5.1942 Mutter deportiert ins Ghetto Belzyce
Gedenken
24.5.1955 Pages of Testimony für die Mutter und die drei Schwester von Miriam Ron
Grabstein für Naftalie und Miriam Ron in Kfar Maccabi
Quellen
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9970192
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V
Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004
http://www.hachschara-ahrensdorf.de/html/body_anfang.html
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://genealogyindexer.org/view/1939Shanghai/41
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1016845
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de853814
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de853861
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1187035
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf
https://www.ernster.com/annot/564C42696D677C7C393738333839313434333533387C7C504446.pdf?sq=2
https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013