Cohn Siegbert

Siegbert Simon „Bosi“ Cohn

*11.9.1920 in Berlin

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater unbekannt





Mutter Selma Cohn geb. Schiller *7.9.1887; 23.4.1940 in Berlin

Geschwister unbekannt

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Berlin, Parkstraße 110 ; Groß Breesen; Australien

Heirat 1951 „mit einer Schlesierin“

Zwei Söhne

Sohn Cohn *1955

Sohn Cohn *1960; ✡1970

Weiterer Lebensweg

Übersee-Gruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

Siegbert Cohn zur Hachschara ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

10.11.- 4.12.1938 Siegbert Cohn interniert im KL Buchenwald, Häftlingsnummer 28360

17.5.1939 bei Minderheitenzählung

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager

Emigration auf der SS SLAMAT nach Australien

11.6.1939 erste größere organisierte Emigration von 15 Breesenern ab Rotterdam auf der SS SLAMAT nach Australien; Werner „Töpper“ Angress – zuvor Groß-Breesen – schreibt über die Abreise der Breesener- Australien Gruppe:

„15 Breesener, 13 Jungen und zwei Mädel, wollen morgen mit dem holländischen Schraubenschiff SS «Slamat» nach Australien fahren….15 Breesener, unsere erste, große, geschlossene Gruppe:

Pitt (Hanf), Herko (Herbert Cohn), Erich (Bacharach), Leo (Schiftan), Klaus (Gasiorowski), Werner (Pelz), Spitz (Herbert Born), Wachsi (Gerhard Wachsmann), Franz (Czollek), Erwin (Radinowski), Fritz (Immerwahr), Hans (Hans Goldmann/Clive Hashinger), Herbert (Kaminski), Hanni (Flaschner) und Inge (Rosenbaum). Fast alle sind nicht älter als 17 Jahre. Und in Kolombo werden sie Jonny (Siegbert Jonas) treffen, mit Posche (Hermann Pollnow /Harry Peters), Bosi (Siegbert/Robert Cohn) und Rudi (Rudolf Auerbach). … Langsam verlassen wir das Schiff, Bo (Curt Bondy), Prinz (Hermann Neustadt), Dackel (Gerd Tworoger), Floh (Ludwig Fröhlich) und ich (Werner „Töpper“ Angress).“

6.2.1942 in Forbes NSW, Eintritt in die Australian Army

18.6.1946 Ausmusterung als Private der 2th Employment Company

Juni 1964 25-Jahresfeier der Ankunft in Australien in Rockwood bei Herbert und Gerte Cohn mit 30 Teilnehmern (einschließlich Familie)

1976 Robert Cohn schreibt für den Groß Breesen, Rundbrief seine Kurzbiografie:

„Verheiratet; zwei Kinder. Eines von meinen Kindern ist vor zwei Jahren gestorben – er war zehn Jahre alt. Mein Sohn studiert Medizin und ist 19 Jahre alt.“

„Nachdem ich in Australien angekommen bin, war ich zwei Jahre Farm-Arbeiter, 4 1/2 Jahre in der Armee. Nach dem Kriege lernte ich Zuschneiden und hatte dann Stellungen als Zuschneider und Manager in verschiedenen Fabriken. Einmal hatte ich auch selbst eine kleine Fabrik, aber aus finanziellen Gründen musste ich sie aufgeben. Seit zehn Jahren arbeite ich für eine große Firma als Zuschneider. Pläne? Mein Hauptplan für die Zukunft ist, das Leben mit meiner Familie zu genießen. Jetzt sind wir schon 34 Jahre in Australien. Ich bin glücklich verheiratet mit einer Frau, die übrigens auch aus Deutschland kommt – von Schlesien sogar. In unserer Lebensspanne war Gross-Breesen nur eine kurze Zeit, doch eine Zeit, die uns zusammengebunden, und mir viel für das spätere Leben gegeben hat, für das ich Bondy immer dankbar bin“.

22. -26.5.1986 Treffen der überlebenden Groß-Breesener in Shavey Zion, Israel

COHEN, Robert (Bosi), 12 Springfield Road, Padstow, N.S.W. 2211, Australien

Gedenken

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Volkszählung 1940 der Vereinigten Staaten

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130251945

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12114967

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

Artur Wolff, Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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