Kurt Sauerquell später Elliott Welles
*18.9.1927 in Wien; ✡ 28.11.2006
Staatsangehörigkeit Österreich
Vater Aron Jakob Sauerquell *1874; ✡24.12.1932 Wien
Heirat der Eltern 1925 in Brigittenau, Wien
Mutter Anna Hoffmann *31.12.1899 in St. Pölten; Privatlehrerin; ✡Februar 1942 bei Dünamünde Aktion im Ghetto Riga
Großeltern Max Hoffmann und Helene Frischmann
Geschwister
Beruf Schüler
Adressen Wien, Sechsschimmelgasse 26, Alseggerstraße 37, Burghardtgasse 5, Zwangsumzug in die Lichtenergasse 9/4;
Heirat Cyrl Celia Khaikin
Kinder
Weiterer Lebensweg
Mittelschule
Zwangsarbeit in der Müllabfuhr in Wien
Mutter Anna arbeitet als Pflegerin im Altersheim in der Radetzkystraße 5, Wien 3
2 Wochen Sammellager Schule in der Sperlgasse in Wien
26.1.1942 Deportation mit der Mutter Anna und dem Ehepaar Else und Erwin Sekules (später Arbeitseinsatzleitung der Wiener Gruppe, Ghettopolizist) in 3. Klasse Personenwagen
31.1.1942 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, muss beim Gepäckausladen helfen; Fußmarsch ins Ghetto Riga
5.2.1942 Appell im Ghetto Riga mit Selektion für die „Dünamünde -Aktion“; SS-Obersturmführer Georg Maywald sah seine Mutter Anna („eine große und schöne Wienerin“ laut Gertrude Schneider) vor dem Haus Berliner Straße 2; er fragte sie nach ihrem Beruf, sie antwortete „Pflegerin“; „Gut“, sagte Maywald freundlich, „da können Sie mit nach Dünamünde gehen und dort die älteren Menschen betreuen“, und schickte sie zur Täuschung der Ghetto-Bewohner zu den auf der Leipziger Straße wartenden LKW. Diese fuhren wiederholt vom Ghetto in den Wald von Bikernieki, wo alle erschossen wurden. Kurt wollte mitkommen, aber Maywald lehnte ab: „Du wirst hier arbeiten!“
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
3. 11. 1943 Liquidierung des Ghetto Riga
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
1.10.1944 Ankunft von Kurt Sauerquell in Stutthof
3.11.1945 aus Stutthof in das Buchenwald-Außenlager Polte Werke (Munitionsfabrik) in Magdeburg,
zusammen mit Alex Salm, Heinz Baermann und Hans Leiser aus Köln, Siegfried Joseph, Adolf Lewy aus Herford, Dagobert Menschenfreund aus Recklinghausen, den Brüdern Ernst und Kurt Neuwald aus Gelsenkirchen, 19.11.1945 offizielle Übernahme in die Lagerstärke des KL Buchenwald
Mitte April Befreiung von Magdeburg durch die US-Army in Magdeburg
Mithäftling Kurt Neuwald berichtet:
„Das Kriegsende habe ich folgendermaßen erlebt: Das war auch wieder ein Glücksfall. Ich war in einem Außenlager des KZ-Lagers Buchenwald in Magdeburg und wurde von SS-Leuten bewacht. Wir arbeiteten in einer Munitionsfabrik. Die Amerikaner standen schon jenseits der Elbe, und wir sollten abtransportiert werden. Das wussten wir aber nicht so genau. Als wir nun abmarschieren sollten, gab es plötzlich Bombenalarm. Die Bewachungsmannschaften liefen alle weg, wir liefen auch. Da haben mein Bruder und ich das Glück gehabt, daß wir ein Versteck gefunden haben, in dem wir drei Tage bleiben konnten, bis die Amerikaner uns befreiten. Die anderen, die nicht das Glück gehabt haben, solch ein Versteck zu finden, wurden nach dem Bombenalarm von den Wachmannschaften wieder eingesammelt. Die meisten von ihnen sind auf den Hungermärschen erschossen worden.“
Alex Salm berichtet, dass sie mit anderen Häftlingen durch Volkssturm Wachmannschaften in mehreren Etappen von Magdeburg in östliche Richtung nach Genthin getrieben wurden und danach wieder zurück in westliche Richtung nach Burg.
5.5.1945 Befreiung durch die Rote Armee
Ende Mai 1945 von Bad Belzig, etwa siebzig Kilometer östlich von Magdeburg, mit einer Gruppe befreiter niederländische Kriegsgefangener über die Elbe in den Westen
1949 Auswanderung in die USA
1977 Zeuge beim Prozeß gegen Georg Maywald vor dem Landgericht Hamburg
Bis 2003 Elliot Welles für über zwei Dekaden „Nazi-Jäger“ als Direktor der B’nai B’rith Anti-Defamation League’s task force on Nazi war criminals
Gedenken und Ehrungen
12.5.2009 Page of Testimony für Anna Sauerquell von Schwiegertochter Cyrl Celia Khaikin Welles
1996 Bundesverdienstkreuz
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7009781
https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=Sauerquell+Riga#fpstate=ive&vld=cid:41a1f979,vid:hng0P1q-TSQWolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017