Rosa Marianne Karmiol
*11.6.1921 in Halberstadt; ✡ 25.11.1940 in Haifa
Staatsangehörigkeit polnisch
Vater Leon Karmiol *1890; ✡22.10.1933 in Halberstadt
Mutter Paula Perla Korona *23.6.1895 in Woidislaw; ✡vor 1945 in Polen
Großeltern Jacob Korona und Rosa Estreicher
Onkel Felix Feiwel Korona; ✡1932 in Halberstadt
Tante Sophie Korona, geb. Rachmiel *3.11.1898 in Lemberg; ✡ vor 1945 in Polen
Cousin Alfred Korona *5.3.1929 ; ✡ vor 1945 in Polen
Schwestern
Manni Mania Miriam Karmiol *30.11.1922 in Halberstadt; oo Landman
Bertha Karmiol *30.9.1924 in Halberstadt; ✡7.4.2022 Kibbuz Lavi; Avraham Lewin (*1.11.1924 in Königsberg, ✡5.4.2019 Kibbuz Lavi)
Beruf landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Halberstadt; Hattenhof
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Die Schwestern Bertel und Mane Karmiol sind Schülerinnen der Hascharath-Zwi-Schule in Halberstadt
17.5.1939 Rosa Karmiol auf dem Gehringshof bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Manni Karmiol im Landwerk Steckelsdorf bei Minderheiten-Volkszählung
Das jüdische Umschulungslager Gehringshof
Rosa Karmiol am 21.2.1939 zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.
Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash
Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.
Der Paraguay-Transport, Sonderhachschara 7 , der Untergang der PATRIA
26.8.40 Abmeldung von Rosa Karmiol aus Hattenhof nach Wien, offiziell nach „Paraguay“
26.8.1940 sieben Chaluzim abgemeldet aus dem Gehringshof, Hattenhof nach Wien zusammen mit Herbert Aron, Lothar Herrmann, Rosa Karmiol, Moses Kaufmann, Alfred Rotfeld, Rosi Weichselbaum und Willy Zucker zur Sonderhachschara 7 auf der Schwarzmeerroute, Code „Paraguay“
August 1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.
3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden
4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz an
zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
Von Rosa Karmiol gibt es ab diesem Zeitpunkt kein weiteres Lebenszeichen; sie ist auf der SS PATRIA ertrunken.
Die Deportation der Mutter, Tante und Cousin ins Ghetto Warschau
12.4.1942 Mutter Paula Karmiol aus dem Judenhaus Wilhelmstraße 15 Halberstadt zusammen mit Ihrer Schwägerin Sophie sowie deren Sohn Alfred Korona ab Berlin ins Ghetto Warschau deportiert
Gedenken
24.10.1933 Beisetzung des Vaters Leon auf dem Neuen Jüdischen Friedhof, Halberstadt
29.6.1955 Page of Testimony für die Mutter von Schwester Berta Levin
Quellen
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
Beate Reupke, Die Hascharth-Zwi Schule in Halberstadt (1796-1942), 2017
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374
Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf