Weichselbaum Rosi

Rosi Lea Weichselbaum

22.8.1920 in Berlin; Zwilling; ✡ 24.11.2004 in Tirat Zwi

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Simson Weichselbaum *26.6.1883 in Geldersheim; ✡  15.10.1944 Auschwitz

Mutter Hedwig Scheindel Rothstein *20.10.1890 in Schrem; ✡ 15.10.1944 in Auschwitz

Großeltern Moritz Rothstein und Johanna Kempe

Geschwister

Sally James Weichselbaum *1913 in Posen; ✡ 1986 in Na’an Ramla

Chana Weichselbaum *2.10.1914 in Posen; ✡ in England; oo Aaron Zucker

Max Moses Weichselbaum *1.6.1917 in Posen; ✡ 22.10.1992 in Haifa; oo Hartmann

Käthe Weichselbaum *22.8.1920 in Berlin; ✡  15.10.1944 in Auschwitz

Beruf landwirtschaftliche Praktikantin

Adressen Berlin; Hattenhof;

Heirat Jakob Reifen *23.5.1913; ✡18.8.2005 in Tirat Zwi

Kinder drei

Weiterer Lebensweg

20.3.1939 Einreise von Bruder Moses in Haifa mit Studentenzertifikat B(III)

17.5.1939 mit beiden Eltern in Berlin Charlottenburg bei Minderheiten-Volkszählung

Das jüdische Umschulungslager Gehringshof

Rosi Weichselbaum 30.5.1940 zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash

 Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.

26.8.1940 sieben Chaluzim abgemeldet aus dem Gehringshof,  Hattenhof nach Wien zusammen mit Herbert Aron, Lothar Herrmann, Rosa Karmiol, Moses Kaufmann, Alfred Rotfeld, Rosi Weichselbaum und Willy Zucker zur Sonderhachschara 7 auf der Schwarzmeerroute, Code „Paraguay“

16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

14.10.1941 Entlassung von Rosi Weichselbaum aus dem Internmentcamp Atlit

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Sie gehört zur Gründergeneration des Kibbuz Tirat Zwi

Gemeindeaktion in Berlin 1943

Mit dem „95. Alterstransport“ wurde Personal der Jüdischen Gemeinde und des Jüdischen Krankenhauses in der Iranischen Straße sowie sogenannte Geltungsjuden nach Theresienstadt deportiert; Vater Simon leitete eine Versorgungsfirma der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD

4.8.1943 Zwillingsschwester Käthe mit anderen Krankenschwestern aus dem Isr. Krankenhaus, Iranische Straße auf Welle 57, 95. Alterstransport, Transport I/100 von Berlin nach Theresienstadt

15.10.1943 Eltern auf Welle 60, 97. Alterstransport, Transport I/101 von Berlin nach Theresienstadt; unter derselben Adresse, Solingerstraße 8 gemeldet: Machla Haber geb. Schächter und ihre Tochter Frieda : zwei Mitarbeiterinnen des Vaters aus der Versorgungsfirma der Reichsvereinigung

12.10.1944 Zwillingsschwester Käthe begleitet die Eltern auf Transport Eq von Theresienstadt nach Auschwitz

Gedenken

20.4.1985 Pages of memory für die Eltern

Quellen

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127213153

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212963

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212966

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5127742

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1065629

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert