Fellner Günther

Horst Günther Fellner

*7.6.1925 in Wriezen; ✡ 1942/43 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit polnisch

Religion jüdisch

Vater Hersch Hermann Fellner *22.6.1885 in Landshut; ✡ 1943 in Auschwitz

Mutter Dora Abraham *12.9.1895 in Wriezen; ✡ 1943 in Auschwitz

Onkel Leo Arie Fellner *15.6.1884 in Landshut; ✡ ?; oo mit Käthe

Tante Käthe Fellner geb. Abraham *25.7.1889 in Wriezen; ✡25.11.1940 Untergang der PATRIA;

Cousins

Benno Fellner *19.8.1912 in Wriezen; ✡ 16.1.1943 in Auschwitz

Gerd Gershon Fellner *2.6.1923 in Wriezen; ✡ ?

Geschwister

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Wriezen, Oberbarnim, Bahnhofstraße 8; Berlin; Steckelsdorf

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

1929 Vater Hersch Fellner Vorstandsmitglied der örtlichen Chewra Kaddisha, Onkel Leo Hersch ebenfalls Mitglied

April 1931 Einschulung Volksschule Wriezen

25.2.1938 Aufnahme in das orthodoxe Adass Jisroel Gymnasium in Berlin

17.5.1939 Günther mit den Eltern in Wriezen Bahnhofstraße 8 bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Käthe, Leo und Sohn Benno Fellner in Wriezen Bahnhofstraße 8bei Minderheiten-Volkszählung

Umzug der Familie nach Berlin

Vater zur Zwangsarbeit in das Jüdische Arbeitslager Jacobsdorf Mark

Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau

10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.

21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald

1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD

1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen

21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad in der Meinekestraße 10, Wechsel in die Kantstraße 158

Die Schließung des Landwerks

21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942

24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow

11.7.1942 Günther Fellnerdeportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf

11./13. Juli 1942, Auschwitz, vermutl. Magdeburg – Leipzig/Chemnitz

13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz

Anneliese Borinski schreibt:

„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“

Keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt

26. 2.1943 endgültige Schließung des Landwerks; Verbringung der letzten sieben jüdischen Bewohner in ein Sammellager in Magdeburg: Ehepaar Leo und Toni Kutzwor, Ehepaar Adolf und Hanne Seligmann, Lotte Stern, Käthe Grünebaum und Max Hammelburger

26. 2.1943 Betriebsleiter Leo Kutzwor mit Ehefrau mit 67 Juden aus Magdeburg kurz vor der Berliner Fabrikaktion auf dem 30. Osttransport von Berlin nach Auschwitz

Keine weiteren Daten bekannt

Deportation der Eltern38. Osttransport

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

2.3.1943 geplante Deportation des Vaters auf dem 32. Osttransport von Berlin nach Ausschwitz

17.5.1943 gemeinsame Deportation der Eltern auf dem 38. Osttransport von Berlin nach Ausschwitz

Alija Beth der Tante Käthe Fellner – Untergang der PATRIA

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

zunächst zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca. 200 von 1771)

Tod der Tante Käthe Fellner beim Untergang der SS PATRIA

Gedenken

Page of Testimony für seine Mutter Käthe von Schwager Abraham Fellner

Page of Testimony für seine Mutter Käthe von Cousin Gerson Gerd Fellner

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12653140

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12653141

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450688

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212551

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212918

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212926

https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/1400/file/Pri_ha_Pardes_01.pdf

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1015746

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1015640

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1015472

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de864751

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.

<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]

Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989

Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328

Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988

Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert