Henry Hoffmann
*14.9.1924 in Norderney; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Friedrich Hoffman *18.1.1889 in Elberfeld; ✡4.5.1942 in Kulmhof
Mutter Rebecka Wallheimer *5.5.1893 in Aurich; ✡4.5.1942 in Kulmhof
Geschwister
Eva Hoffmann *10.11.1921; ✡28.11.1965 in Palermo; oo Piero Fabbri (1915-1983)
Leni Hoffmann *26.4.1923 in Norderney; ✡29.11.2003; oo Walter Max Meir Zuntz (*5.2.1919 in Hamburg; ✡22.1.2005 in Sde. Eliyahu)
Cousine Anni Helene Hoffmann *10.10.1918 Schreiberhau; ✡7.2.1998
Cousine Ilse Hirschberg *9.2.1914 in Recklinghausen; ✡12.11.2003 Maryland USA
Cousin Berni Wallheimer *22.5.1925 in Aurich; ✡ 5.2.2006 in Karkur Israel
Die Tanten in Recklinghausen
Fanny Hirschberg geb. Wallheimer *11.11.1890 in Aurich, ✡1.10.1944 Stutthoff
Betty Wallheimer *19.11.1877 oo Abraham Wolffs; Sohn Wilhelm (*1906); Bismarkstr.3, Recklinghausen bis 1.4.1940, zurück nach Aurich; deportiert nach Lodz; ✡7.9.1942 KZ Kulmhof, Chełmno
Erna Wallheimer *23.3.1896 oo 1923 Moses Wolff (*20.1.1898 Aurich), bis 2.9.1940 Bismarkstr.3
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Norderney; Aurich, Wallstraße 19; Steckelsdorf
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Der Vater ist Koch und Hotelbesitzer (Foto Sammlung Zuntz)
Die Eltern betreiben mit Vaters Bruder Julius und Schwester Johane das Hoffmanns Hotel Falk auf Norderney; Norderney war neben Bad Ems einer der beliebtesten Urlaubsorte für jüdische Familien. Hier wüteten antisemitische Hetze besonders heftig.
1935 Zwangsversteigerung des Hotels und Umzug der Familie nach Aurich
Mai 1938 Schwester Eva zu Verwandten nach Italien
13.3.1939 Ankunft von Schwester Helene mit der Jugend-Aliyah auf der SS GALILEA von Triest in Haifa
17.5.1939 bei Minderheiten-Volkszählung
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Frühjahr 1940 Henry Hoffmann zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad in der Meinekestraße 10, Wechsel in die Kantstraße 158
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow
11.7.1942 Henry Hoffmann deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, ab Magdeburg – Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Tod von Henry Hoffmann in Auschwitz Todesdatum unbekannt
Die Judenvertreibung aus Ostfriesland/Oldenburg
Januar 1940 Anordnung der Gestapo-Leitstelle Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940.
Die Eltern müssen Aurich verlassen, Henry geht nach Steckelsdorf. Die Eltern können noch als Koch und Hauswirtschafterin insim Altenheim nach Emden verbleiben.
23.10.1941 die Eltern mit weiteren 121 Insassen des Heims zum Bahnhof-West in Emden
24.10.1942 Die Emder Heimbewohner werden als Teiltransport in Berlin an den II. Berliner Transport nach Lodz angehängt
25.10.1941 Ankunft der Eltern im Ghetto Lodz
Die Emder werden im sogen. Greisenheim in der Ulica Gnieźnieńska 26 untergebracht.
4.5.1942 Deportation der Eltern in das Vernichtungslager Kulmhof
Gedenken
6.9.1977 Pages of Testimony für Henry Hoffmann von Schwester Leni Zuntz
Stolpersteine für Henry die Eltern und Schwestern in Aurich
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de938626
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/128450688
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot2.html
Einreiselisten Israel
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020