Blanca Seligmann
*12.9.1919 in Hamburg; ✡ in Israel
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Ivan Isaac Seligmann *5.10.1875 in Segeberg; ✡ 4.7.1942 in Hamburg
Heirat der Eltern 23.4.1914 in Hamburg
Mutter Bertha Ambrunn *12.7.1890 in München; ✡ Febr. 1943 in Auschwitz
Abraham Seligmann
Großeltern Mayer und Jettchen Ambrunn
Geschwister
Arnold Seligmann *19.3.1915
Margot Mirjam Seligmann *6.1.1923 in Hamburg; oo Porath
Beruf landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen ; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
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Heirat 15.6.1942 in Pardess Hanna Moses David Friedmann *12.1.1917 in Niklowitz CSR
Kinder
Meir Friedmann *13.3.1943 in Petah Tikwa
Yona Friedmann *7.8.1944 in Petah Tikwa
Weiterer Lebensweg
1926-1934 jüdische Mädchenschule in der Carolinenstraße
1934 Blanka eine Ausbildung zur Gärtnerin im Hachscharalager Blankenese auf dem Anwesen der Warburgs
6.1.1936 Alija von Moses Friedmann mit Arbeiterzertifikat Kategorie C/L/S
Mai 1936 Mutter erstmals wegen „organischer Hirnkrankhei“ im Deutsch-israelit. Krankenhaus
1937/38 Schwester Margot zur Vorbereitung auf die Alija Jüdische Haushaltsschule in der Heimhuderstraße 70
21.1.–3.3.1938 erneute stationäre Behandlung der Mutter, V.a. Multiple Sklerose
1938- Jan 1939 Schwester Margot Hausangestellte bei der Familie Heckscher bis zu deren Emigration
27.2.1939 Schwester Margot mit der Jugendalija ab Triest nach Haifa
17.5.1939 Blanca Seligmann in Steckelsdorf bei Minderheiten-Volkszählung
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Blanca Seligmann zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
Lagerleiter/Madrichim waren Sigmar Bromberger, Manfred und Schoschana Litten, Dr. Benjamin Abrahamson, Herbert Schönewald, Werner Hoffbauer, Friedrich Löwenthal, ab 1941 Kurt Silberpfennig
Madrichim 1939/40 Chaim Grosz, Joachim Lippmann und Richard Heymann
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
13.9.1940 Blanca offiziell in Hamburg abgemeldet zur Alija nach Palästina
Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport
16.8.1940 mit dem Zug aus Berlin, Bahnhof Friedrichstraße fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, deren Kinder bereits Palästina-Pioniere in Palästina waren, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.
3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden
4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
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8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt Bruder Arnold Seligmann, El Avida, Ein Harod und Schwester Margot Seligmann 70 Haiwei Zion Tel Aviv als Referenz an
zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)
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25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
25.11.1940 illegale Einwanderung nach Palästina von Blanca Seligmann
6.3.1945 Einbürgerung in Palästina
Das Schicksal der Eltern
4.7.1942 Tod des Vaters im israelitischen Krankenhaus mit Lungenkrebs
15.7. 1942 Mutter Bertha auf dem Transport VI/1 von Hamburg nach Theresienstadt
29.1. 1943 Mutter mit dem Transport Ct, Zug Da 107 nach Auschwitz
Gedenken
Stolperstein für die Mutter Bertha in Hamburg, Dillstraße 21;
weitere Stolpersteine auf der Dillstraße 21, Judenhaus:
Bertha Berges, Charlotte Berges, Marianna Berges, Emma Blitz, Herbert Cohen, Abraham Freimann, Karl Gänser, Julius Gottschalk, Minna Gottschalk, Hermann Samuel Gottschalk, Ernst August Gottschalk, Karola Gottschalk, Erwin Levinson, Flora Levinson, Hugo Levinson
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.stolpersteine-hamburg.de/en.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=4031
https://www.mappingthelives.org
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9970339
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra Ben Gershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Joel König (Ezra Ben Gershom), Den Netzen entronnen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1967
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020