Lotte Joseph geb. Sommer
*2.8.1906 in Witten; ✡ Januar 1995 in Flushing New York
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Adolf Sommer *1875; Kaufmann in Witten; ✡1928 in Witten
Mutter Sybilla Cohen *17.7.1871 in Sindorf; ✡ 5.4.1945 in Theresienstadt
Geschwister
Erich Sommer *1900 in Witten; ✡6.5.1903 in Witten
Walter Sommer *29.11.1901 in Witten; ✡6.10.1978 in Witten; oo 1936 Maria Lenssen (1900-1980)
Edith Sommer *1904; ✡1944; oo Hugo Weinberg *7.3.1889 in Herne, ✡1944 Auschwitz
Hugo Weinberg *1884 in Herne, ✡1934 in Oeynhausen
Onkel Josua Sommer *23.2.1869 in Steele, Kaufmann in Witten; ✡ 1942 Treblinka; oo mit der Schwester der Mutter Henriette Cohen*23.2.1869 in Sindorf; ✡ 1942 Treblinka
Cousin Kurt Sommer *25.12.1906 in Steele; ✡24.7.1942 in Maly Trostinec
Beruf Konzertsängerin, Pianistin, Musiklehrerin
Adressen Witten, Ruhrstraße 1 und Nr. 40; Köln, Utrechter Straße 6
Heirat 1934 Felix Joseph *29.7.1905 in Kirn; vor 1945 in Auschwitz
2.Ehe am 26.10.1948 in Manhattan mit Herbert „Nivelli“ Lewin *9.9.1906
Kind
Tochter Nivelli oo Kumar
Weiterer Lebensweg
Besuch der Volksschule und des Lyzeums in Witten; sie nimmt privaten Klavier- und Gesangsunterricht.
Nach dem Abitur in Witten Gesangs- und Klavierstudium am Konservatorium in Dortmund
1930 Abschluss des Gesangs- und Klavierstudium Engagements als Konzertsängerin
April 1933 nach der „Machtübernahme“ der NSDAP dürfen jüdische Künstler nur noch auf jüdischen Veranstaltungen auftreten
1933 Lotte Joseph Organistin, Chorleiterin und Solistin an der Synagogengemeinde Witten
1934 Heirat mit Felix Joseph
10.11.1938 Ehemann Felix verhaftet in Köln im Novemberpogrom, zusammen mit dem Cousin Kurt Sommer, ebenfalls in Witten gemeldet, dem Schwager Hugo Weinberg und dem Wittener Friedrich Sänger; vermutlich waren sie dort zu Besuch (Köln-Braunsfeld, Aachener Straße 402)
15.-28.11.1938 „Schutzhaft“ im KL Dachau, Häftlingsnummer 28419
Entlassung des Ehemanns aus dem KL Dachau mit der Auflage, Deutschland zu verlassen
17.5.1939 mit Ehemann Felix in Witten, Ruhrstraße 40 II bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 mit den Eltern bei Minderheiten-Volkszählung
Umzug nach Köln; dort wohnen sie zusammen mit dem Ehepaar Edith und Hugo Weinberg in der Utrechter Straße 6
20.7.1942 Cousin Kurt Sommer auf dem Todeszug von Köln nach Maly Trostinec
15.1.1943 kleinerer Transport von 60 Kölner Juden, die in Berlin den Alterstransporten nach Theresienstadt angeschlossen wurden (Schwester Edith, Ehemann Hugo und Schwägerin Weinberg)

29.1.1943 Schwester Edith, Ehemann Hugo und Schwägerin Weinberg auf dem 84. Alterstransport von Berlin nach Theresienstadt

18.6.1943 Deportation von Felix und Lotte Josef von Köln nach Theresienstadt

1.10.1944 Ehemann Felix mit Schwager Hugo Weinberg auf Tranport Em von Theresienstadt ins KL Auschwitz

9.10.1944 Lotte Joseph mit Schwester Edith Weinberg auf Transport Ep von Theresienstadt ins KL Auschwitz; es ist zu befürchten, dass sich beide vom Begriff „Familienzusammenführung im Familienlager“ in Auschwitz haben täuschen lassen; besonders bemerkenswert ist, dass die nur zwei Jahre ältere Schwester Edith direkt ins Gas geführt wurde, Lotte aber eine Häftlingsnummer bekommt, die Auschwitz-Häftlingsnummer 80115
Lotte aus dem KL Auschwitz verlegt nach Groß-Rosen, Mauthausen
Lotte Joseph berichtet vom Todesmarsch nach Bergen-Belsen:
„Unzureichend bekleidet und barfuß wurde ich gezwungen, durch Sturm und Schnee nach Bergen-Belsen zu marschieren.“
Ihre unglaubliche Rettung schildert Lotte später so:
„Als die britischen Truppen das Lager befreiten, lag ich bewusstlos in einem Berg Leichen. Mit Bulldozern wurden die Leichen in ein Massengrab gehoben, bis ein aufmerksamer Soldat entdeckte, dass ich noch atmete. Man brachte mich in das Glyn Hughes Hospital der A/150, der britischen Armee.“

Langdauernde Behandlung im Glyn-Hughes-Hospital in der ehemaligen Wehrmachtskaserne in Bergen Belsen
„Es dauerte nahezu ein ganzes Jahr, ehe ich wieder in die Welt zurückkehren konnte.“
14.6.1945 Lotte Josef auf der Liste deutscher Jüdinnen in Bergen Belsen

mit Mitgliedern des Mädchenorchesters von Auschwitz: Ruth Basinski, Hilde Grynbaum, Charlotte Grunow, Elga Schiessel; Renate und Anita Lasker, Sylvia Wagenberg, Carla Wagenberg;
ebenfalls in Bergen Belsen Regina Kuperberg, Helen Dunicz, Elsa Miller, Flora Jacobs, Rachela Selmanowitz

10.10.1945 im DP-Center Zeilsheim Nr. 503
Lagerliste Frankfurt Zeilsheim; AC House of Israel

13.10.1948 Lotte Joseph in Frankfurt Mörfelden Anfrage nach ihrem Ehemann, ihrer Schwester Edith und Schwager Hugo Weinberg
Auswanderung nach New York

26.10.1948 in Manhattan zweite Ehe mit Herbert „Nivelli“ Lewin
1990 in New York lebend
Gedenken
Stolperstein für Lotte Joseph in Witten, Ruhrstraße 40
22.4.1990 Pages of Testimony für die Mutter Sybille Irma von Lotte Nivelli
Schwester Edith und Ehemann Hugo Weinberg auf der Gedenkmonument-Tafel in Herne
Quellen
https://www.mappingthelives.org
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81967955
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81981703
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/105813849
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212130
New York City Eheschließungen, 1866-1949 – Herbert Nivelli
Harindranath Chattopadhyaya, Lotte, the Power of Love: The Life Story of Lotte Nivelli; 1991
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de971567
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de971748
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de971774
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de971847
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1177359
https://www.statistik-des-holocaust.de/AT84-4.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/III8-1.jpg
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz