Basinski Ruth

Eva Ruth Basinski /Bassin

*10.4.1916 in Rawicz Posen; ✡ Dezember 1989, zuletzt Forest Hills New York

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Emile Basinski *9.9.1883 in Krotoszyn; ✡1935

Mutter Rosa Lewy *12.12.1889 in Krotoszyn; ✡ 1943 im Bezirk Lublin

Geschwister

Rachel Hertha Basinski; oo Esher

Beruf Kindergärtnerin

Adressen Rawicz; Breslau, Gabitzstraße 86; Berlin Tiergarten, Stromstrassse 69

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

Hochschul-Studium

1935 Tod des Vaters, Emil Mathematik-Professor und Violinist

17.5.1939 Ruth Basinski in Berlin Tiergarten, Stromstrasse 69 bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Mutter Rose in Breslau  bei Minderheiten-Volkszählung

3.5.1942 Mutter Rosa aus dem Sammellager Grüssau (Breslau) deportiert in den Bezirk Lublin

Der fehlgeschlagene Fluchtversuch

September 1942 Ruth Basinski nimmt Kontakt zur Musikerin Ilse Totzke (Nichtjüdin) wegen Fluchthilfe auf

Ruth Basinski nimmt Ilse Totzke in ihre Wohnung in Berlin auf.

Dezember 1942 Totzke erneut zum Gestapo-Verhör in Würzburg geladen, taucht aber stattdessen unter

Anfang Februar 1943 Totzke reist nach Berlin zu Basinski und erfährt dort, dass Basinski in das Judensammellager Auguststraße gebracht worden war. Totzke konnte Basinski dort vom Fluchtplan , überzeugen, um der bevorstehenden Deportation zu entkommen. Bericht (Wikipedia):

„Trotz fehlender Papiere von Basinski war ihre Reise zur Schweizer Grenze erfolgreich. In der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 1943 unternahm sie bei Durmenach einen illegalen Grenzübertritt und durchschwammen einen Fluss. Im Landesinneren wurden sie dann von Schweizer Grenzbeamten gestellt und nach einer Befragung ohne deutsche Kenntnisnahme nach Deutschland zurückgeschickt. In der darauffolgenden Nacht überschritten sie erneut die Grenze und konnten sich drei Stunden auf Schweizer Gebiet aufhalten. Aber auch hier wurden sie abermals bemerkt und entsprechend der Schweizer Bestimmungen diesmal von den Schweizer Grenzern an die deutsche Grenzpolizei ausgeliefert. Basinski wurde befragt, dann nach tagelangen Verhören nach Berlin gebracht“

27.2 und 28.2.1943 Ruth Basinsky verhaftet an der Schweizer Grenze bei Basel bei fehlgeschlagenem Grenzübertritt; Inhaftierung im Gestapohauptquartier Berlin Tiergartenstraße

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

19.4.1943 Ruth Basinski auf dem 37. Osttransport mit 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diese mehrere Tage dauernde Fahrt in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Sie wird zur Zwangsarbeit im Auschwitz-Nebenlager Monowitz eingewiesen; Auschwitz-Häftlingsnummer 41883

Das Mädchenorchester in Auschwitz

Maria Mandl, beauftragt Zofia Czajkowska weitere Mitglieder zu suchen, ihr gelingt es aber nur, fünf Musikerinnen zu rekrutieren.

Ab April 1943 dürfen auch jüdische Musikerinnen aufgenommen werden

Esther Loewy/Bejarano berichtet über die Aufstellung des Mädchenorchester von Auschwitz im April 1943

„Als dann die Dirigentin, Zofia Czajkowska eines Tages bei den Blockältesten nach Musikerinnen suchte, wurden meine Freundinnen Hilde Grynbaum, Sylvia Wagenberg und ich vorgeschlagen… Auch meine Freundinnen wurden akzeptiert, Hilde als Geigerin, Sylvia als Flötistin, und so zogen wir drei in die Baracke, in der die Musiker schliefen, die sogenannte Funktionsbaracke.“

Anfang Mai 1943 Ruth Basinski und Charlotte Grunow folgen als weitere Musikerinnen aus dem 37. Osttransport; Ruth Basinski mit den Instrumenten Piccolo, Flöte und Klarinette

Juni 1943 offizieller Arbeitsbeginn des Orchesters.

August 1943 Alma Rose übernimmt die Leitung des Mädchenorchesters, Zofia Czajkowska wird Blockälteste in der „Funktionsbaracke“

4. 4.1944 Tod von Alma Rose (*3.11.1906 in Wien, ✡4.4.1944 in Auschwitz aus ungeklärter Ursache)

April 1944 Sonia Winogradowa wird neue Leiterin und verlangt den Ausschluss der jüdischen Musikerinnen

„Als 1944 Tausende von ungarischen Juden in das Lager gebracht wurden und aufgereiht standen, um in die Gaskammern geführt zu werden, mussten wir auch diesen Unglücklichen etwas vorspielen.“

18.8.1944 Charlotte Grunow auf der Liste „Laboruntersuchungen des SS-Hygiene-Instituts Auschwitz, betreffend Urin-, Blut-, Stuhl- und Sputumproben sowie Rachenabstriche von Häftlingen des Konzentrationslagers Auschwitz“

Insgesamt 23 Orchestermitglieder, u.a.:

Helene Dunicz, Jadwiga Zatorska, Fanny Kornblum, Lilly Mathe, Kazimiera Malistowa (Malys), Christa Budzinska, Maria Mosa, Regina Kuperberg, Eva Benedek, Lotte Lebeda,  Fanny RubakCharlotte Grunow, Olga Losowa,  Lola Croner, Helene Rounder, Bronia Labusa, Sonia Winogradowa, Maria Galewa.

Diese Tests erfolgen vermutlich vor einer geplanten Verlegung der Frauen in die Kleiderkammer im Lagerbereich „Kanada“.

1.11.1944 Verlegung von etwa 30 Mitgliedern des Mädchenorchesters aus dem KL Auschwitz nach Bergen-Belsen

15.4.1945 Befreiung durch die Royal Army in Bergen Belsen

14.6.1945 Liste deutscher Jüdinnen in Bergen Belsen mit Mitgliedern des Mädchenorchesters: Ruth Basinski,  Hilde Grynbaum, Charlotte Grunow, Elga Schiessel; Renate und Anita Lasker, Sylvia Wagenberg, Carla Wagenberg;

ebenfalls in Bergen Belsen Regina Kuperberg, Helen Dunicz, Elsa Miller, Flora Jacobs, Rachela Selmanowitz

Ruth Basinski geht zunächst nach Paris, dann mit ihrer Tochter in die USA

9.12.1946 auf dem US-Marine Transporter MARINE MARLIN von Bremen nach New York

1956 Einbürgerung in den USA vor dem District Court for the Eastern District of New York

Gedenken

5.5.1955 Page of Testimony für die Mutter Rosa von Schwester Rachel Eshed

1995 Ilse Totzke (1913-1987) in Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212896

Index to the Naturalization Petitions of the United States District Court for the Eastern District of New York, 1865-1957

https://thegirlsintheauschwitz.band

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.mappingthelives.org/bio/f1870f71-98ac-4a5d-99a9-17d6f3471178

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de837674

https://de.wikipedia.org/wiki/Ruth_Basinski

Interviews mit Ruth Bassin (3 Teile). United States Holocaust Memorial Museum Collection

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7247); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019

Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2

Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Video-Interview mit Issy Philipp 1994

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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