Igre Hersch

Hirsch -Jechel Heinrich Igre

*30.4.1909 in Lemberg; ✡ 2005 in Haifa

Staatsangehörigkeit Polen

Religion jüdisch

Vater Josef Igre *19.9.1888 in Jaworow Galizien; ✡ vor 1944 in Polen

Mutter Jenta Ehrenpreis *20.5.1882 in Lemberg; ✡ ?

Geschwister

Benjamin Benno Igre *19.9.1912 in Lemberg; 1992 in Dänemark; oo 1954 in Odense; Australien

Malka Debora Igre *18.11.1922 Lemberg; ✡ 1.10.2015 in San Francisco; oo Schleyer

Daniel Mordechai Igre *23.7.1919 in Lemberg; 11.7.1999 in Dänemark; oo 1958 in Rodovre mit Lissy Jergensen; Australien

Beruf Geschäftsführer eines Baustoffhandels in Friedersdorf

Adressen Lemberg; Friedersdorf, Berliner Straße 1; Haifa

Heirat

1.Ehe Anna Cholowaite *1.4.1913 in Berlin; Litauerin; ✡in Stutthof

2. Ehe 20.7.1947 in Haifa mit Edith Haas *11.5.1919 in Grusbach/Znaim; ✡2000 Haifa

Kinder zwei mit Edith Haas

Weiterer Lebensweg

Geschäftsführer eines Baustoffhandels in Friedersdorf

Erste Polenaktion

Die Männer der Familie Igre entgehen der Abschiebung nach Zbaszyn

9/10.11.1938 Novemberpogrom

22.11.1938 die Gestapo Potsdam sucht Vorwände zur Abschiebung

17.5.1939 Hirsch Igre mit den Eltern, Ehefrau Anna und den Geschwistern Benjamin, Daniel, und Deborahin Friedersdorf, Berliner Straße 1 bei Minderheiten-Volkszählung

Zweite Polenaktion

1.9.1939 Einmarsch der Wehrmacht in Polen

7.9.1939 reichsweite Registrierung und Inhaftierungen polnischer Juden als „Feindliche Ausländer“

Liste des Landrates der „Feindlichen Ausländer“; das Kreuz steht für Inhaftierung, der Punkt für tägliche Meldpflicht

11.9.1939 inhaftiert durch die Gestapo Potsdam

17.10.1939 Einweisung von Hirsch Igre in Buchenwald als polnischer Jude, „Schutzhäftling“; Häftlingsnummer 10533, Block 29; Notiz 2 Vorstrafen, Passvergehen, 100 Mk, Geldstrafe

Ehefrau Anna fordert die Entlassung ihres Mannes, vermutlich hat sie wegen ihrer litauischen Staatsangehörigkeit die litauische Botschaft eingeschaltet und gibt vor, dass die Emigration bereits bevorstünde. Interventionen der litauischen Botschaft führten auch in ähnlich gelagerten Fällen zur Entlassung aus Buchenwald und Schasenhausen.

30.11.1939 Hirsch Igre aus Buchenwald entlassen

Vermutlich ist sie ohne Hersch Igre nach Litauen geflohen. Anna Igre soll noch in Riga gewesen sein und in Stutthof.

Das Hachschara-Gut Skaby in Friedersdorf

Das Hachschara- Lager auf Gut Skaby  in Friedersdorf, Kreis Beeskow bestand ab der Einrichtung im Mai 1939 für 40 Chawerim bis zur Auflösung am 27.2.1943 in der reichsweiten „Fabrikaktion“; alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert, so auch in den benachbarten Lagern Gut Winkel und Groß Breesen.

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

Es ist zu vermuten, dss Hersch Igre nach seiner Entlassung aus Buchenwald am 30.11.1939 den Kontakt zu den Chaluzim im Gut Skaby suchte und so von der geplanten Alija beth erfuhr.

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

November 1939 -Juli 1940 in Vorbereitung auf die illegale Alija stellen etwa 31 Chaluzim aus Gut Skaby den behördlichen Antrag zur Emigration offiziell nach Paraguay.

August 1940 10 Chaluzim aus Skaby zusammen mit Lagerleiter Haim Stern und dessen Frau Hedwig mit dem Sohn Peter offiziell abgemeldet nach „Paraguay“; Hersch Igre schließt sich der Gruppe an.

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

Juli 1940 in Vorbereitung auf die illegale Alija stellen etwa 31 Chaluzim aus Gut Skaby den behördlichen Antrag zur Emigration offiziell nach Paraguay.

16.8.1940 mit dem Zug aus Berlin, Bahnhof Friedrichstraße fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, deren Kinder bereits Palästina-Pioniere in Palästina waren, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3.9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft von Hersch Igre auf der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden; zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

Die zukünftige Ehefrau Edith Haas aus Brünn erreicht

zusammen mit ihren Brüdern Oskar und Willi auf der SS MILOS Haifa

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

Deportation des Vaters ins Ghetto Warschau

3.4.1941 Mutter von Friedersdorf in ein Asyl in Chelmo

14.4.1942 XIII. Osttransport Magdeburg-Potsdam- Berlin nach Warschau mit fünf Bewohnern aus Friedersdorf Vater Josef Igre, Mitbewohnerin Berta Meyer und drei Chaluzim aus Gut Skaby: Arnold Metzger, Manfred Schnapp, David Zimche

Am 13.4. wurden die zur Deportation eingeteilten Menschen aus 60 Orten des Regierungsbezirks Potsdam über den Bahnhof Moabit in das Sammellager der Berliner Synagoge Levetzowstr. gebracht. Fast ein Drittel von ihnen war zuvor im „Jüdischen Arbeitsheim“ Radinkendorf untergebracht gewesen, das am 1.4.40 neu eröffnet worden war und viele der 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl ausgewiesen Juden aufgenommen hatte.

Ausnahmezustand in Dänemark 1943

1939 Emigration der Brüder Daniel und Benjamin nach Dänemark zur Hachschara auf einzelnen Bauernhöfen

9.4.1940 Einmarsch der Deutschen in Dänemark; Dänemark bleibt in Teilen autonom bis zum Oktober 1943

29.8.1943 Die deutschen Besatzer verkünden den „Ausnahmezustand“ wegen zunehmender Widerstandaktionen

17.9.1943 Adolf Hitler befiehlt die „Endlösung“ in Dänemark

September 1943 Anordnung von Werner Best, SS-Obergruppenführer und Generalbevollmächtigter für Dänemark:

„Die Festnahme der zu evakuierenden Juden erfolgt in der Nacht vom 1. zum 2.10.43. Der Abtransport wird von Seeland zu Schiff (ab Kopenhagen), von Fünen und Jütland mit der Bahn Sonderzug durchgeführt“.

28.9.1943 der deutsche Diplomat Georg Ferdinand Duckwitz verrät die geplante Deportation bei einem Treffen mit dänischen Sozialdemokraten.

Oktober 1943 7700 Juden können sich mit Hilfe der dänischen Bevölkerung in einer Massenflucht über den Öresund (Ostsee) nach Schweden retten.

Protokoll der Polzei Malmö vom 24.10.1943

6.10.1943 Bruder Daniel mit einem Motorboot von Humlebäk nach Malmö.

Die jüdischen Dänemark Häftlinge in Theresienstadt

Die 83 in der Nacht zum 2.10.1943 auf Seeland verhafteten Juden werden mit dem Schiff nach Deutschland transportiert.

2.-5.10.1943 Transport XXV/1 von 21 Chaluzim der Jugendalija in Dänemark, insgesamt 83 in Dänemark Inhaftierten von Kopenhagen nach Theresienstadt;

Die auf dänischen Festland verhafteten Juden werden in das Internierungslager Frøslev verbracht, hier waren ab 13.8.1944 bis Mai 1945 etwa 12.000 Dänen im inhaftiert.

Vom Frøslev-Lager gehen zwei Juden-Transporte mit der Bahn nach Theresienstadt

6.10.1943 aus dem Lager Frøslev 198 Juden auf Transport XXV/2 nach Theresienstadt

14.10.1943 Bruder Benjamin vom Lager Frøslev mit 175 Gefangenen auf dem Transport XXV/3 nach Theresienstadt

Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz

Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden u.a. die 450 dänischen Häftlinge nach Schweden freigelassen.

13.4.45 Vorbereitung auf den Abtransport nach Dänemark in einer Kaserne in Theresienstadt

14.4.1945 Elf weiße Busse in Theresienstadt zur Befreiung der 450 dänischen Inhaftierten

Routen der schwedischen „Weißen Busse“

14.4.1945 Irrfahrt durch das zerbombte Berlin

Über Flensburg nach Odense auf Fünen

Weiße Busse aus Theresienstadt bei Ankunft in Haderslev, Dänemark

15.4.1945 von Odense nach Kopenhagen

5.5.1945 Kapitulation der Deutschen Wehrmacht in Dänemark

5.5.1945 SS verlässt Theresienstadt
8.5.1945 die Rote Armee erreicht Theresienstadt

Gedenken

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/71068229

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/71068236

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/71068251

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5181308

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6136503

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11208482

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5051344

Volkszählung in Dänemark von 1940 – Benjamin Igre

https://safe-haven.dk

https://safe-haven.dk/fileadmin/user_upload/Uppgift_Igre__Daniel_Mordechai.pdf

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot13.html

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de882978

https://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=2183926

https://www.mappingthelives.org

https://www.myheritage.de/research

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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