Tichauer Margarete

Margarete Gretl Tova Tichauer geb. Zentner

*19.10.1923 in Teutschenrust, Böhmen; ✡12.5.1996 in Giv’atayim, Tel Aviv

Staatsangehörigkeit tschechisch

Religion jüdisch

Vater Rudolf Zentner *12.6.1892 in Kadan; ✡ 2.10.1937 in Tschechien

Heirat der Eltern ?

Mutter Julia Feig *17.10.1894 in Rohozec; ✡ Juni 1942 in Karlovary

Geschwister

Kurt Zentner *1929; ✡ 1942

Edit Zentner *21.12.1933 in Rohozec; ✡ Juni 1942 in Karlovary

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Teutschenruht; Gut Skaby Friedersdorf;

Heirat 18.2.1943 in Friedersdorf Siegfried Tichauer *19.7.1921 in Lublinitz ; ✡ 3.8.1999

Schwager  Erich Tichauer 1*0.12.1922 in Lublinitz; ✡ Überlebender

Kind eine Tochter oo Tepper

Weiterer Lebensweg

9/10.11.1938 Novemberpogrom

Hachschara in Schniebinchen

1933/34 Abschluss eines Pachtvertrages über 180 RM monatlich mit dem Jüdische Jugendbund Habonim Noar Chaluzi (Bauleute), der offizielle Briefkopf lautete:

Jüdische Jugendhilfe Schniebinchen über Sommerfeld NL, Telefon: Niewerle Nr. 11

Später lag die Verwaltung reichsweit bei der Ssochnuth (Sochnut, hebräisch הַסּוֹכְנוּתִ היְּהוּדִית לְאֶרֶץ יִשְׂרָאֵל ha-Sochnut ha-Jehudit le-Erets Jisra’el, ‚Jewish Agency‘ auch ‚Jüdische Agentur für das Land Israel‘)

10.11.1938 in der Pogromnacht wird das Lager für einige Tage von örtlicher SA besetzt, die aber keine Misshandlungen an den Bewohner begeht.

1939 waren 109 Chaluzim und Personal im Lager;

Leiter von Schniebinchen war Dr. Alfred Cohn (April-Sept 1939); ab September 1939 wurden Ludwig Kuttner und Fanny Bergas als Wirtschaftsleiterin dessen Nachfolger. Cohn und Kuttner waren zuvor zuvor Lehrer an der Privaten Waldschule Kaliski in Berlin. Lotte Kaiser und Lotte Adam hatten die pädagogische Leitung. Das Verhältnis Jungen/Mädchen lag bei 60/40. Für Mädchen stand vor allem Hausarbeit wie Kochen, Backen, Nähen und Stricken auf dem Plan.

Margarete Zentner zur Hachschara in Schniebinchen

Das Hachschara-Gut Skaby in Friedersdorf

Das Hachschara- Lager auf Gut Skaby  in Friedersdorf, Kreis Beeskow bestand ab der Einrichtung im Mai 1939 für 40 Chawerim bis zur Auflösung am 27.2.1943 in der reichsweiten „Fabrikaktion“; alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert, so auch in den benachbarten Lagern Gut Winkel und Groß Breesen.

September 1939 Margarete Zentner noch nicht auf der Liste der jüdischen Bewohner des Landkreises Beeskow-Storkow

Margarete Zentner zur Hachschara auf Gut Skaby

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

November 1939 -Juli 1940 in Vorbereitung auf die illegale Alija stellen etwa 31 Chaluzim aus Gut Skaby den behördlichen Antrag zur Emigration offiziell nach Paraguay

August 1940 10 Chaluzim aus Skaby zusammen mit Lagerleiter Haim Stern und dessen Frau Hedwig mit dem Sohn Peter offiziell abgemeldet nach „Paraguay“, zunächst Zugfahrt nach Berlin und Wien, dann illegal auf alten Schiffen über die Donauroute.

Die Alija beth endete mit dem Untergang der SS PATRIA im Hafen von Haifa: 254 Chaluzim ertrinken.

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

7.3.42 eine Gruppe von acht Chaluzim verlässt Gut Skaby bei Friedersdorf zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande,: Harry Knopf (Madrich?), Bernhard Rausnitz, Walter Salomon, Günter Steinweg, Ursula Kuttner, Hilde Levy, Cilli Scher, Hanna Stern

14.4.1942 XIII. Osttransport Magdeburg-Potsdam- Berlin nach Warschau mit zwei Bewohnern aus Friedersdorf Josef Igre, Mitbewohnerin Berta Meyer und drei Chaluzim aus Gut Skaby: Arnold Metzger, Manfred Schnapp, David Zimche

Fabrikaktion

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“

Febr./ März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

18.2.1943 Heirat von Margarete Zentner in Friedersdorf mit Siegfried Tichauer

26.2.1943 Deportation der Skaby-Chaluzim Herbert Liebmann und Helga Meier mit ihrer dreimonatigen Tochter Judis und 10 weiteren Patienten des Jüdischen Krankenhauses Iranische Straße 2 auf dem 30. Osttransport von Berlin nach Auschwitz

27.2.1943 Fabrikaktion im Gut Skaby, Verhaftung von Margarete, Siegfried und dessen Bruder Erich mit 10 weiteren Chaluzim und Verbringung ins Sammellager nach Berlin

1.-2.3.1943 Margarete, Siegfried und dessen Bruder Erich mit dem 31. Osttransport deportiert von Berlin nach Auschwitz

Auf der Website „Statistik des Holocaust“ heißt es

„Der erste im Rahmen der „Fabrikaktion“ aus Berlin abgehende Transport vom 1.3.43 war zugleich der 31. Osttransport. Die zugehörige Transportliste enthält 1838 Namen, von denen allerdings 102 wieder gestrichen wurden, womit die Gesamtzahl Deportierter 1736 beträgt. Von ihnen kamen 1647 aus Berlin und weitere 89 aus verschiedenen Orten und jüdischen Arbeitslagern im Brandenburger Umland von Berlin. Am 2.3. wurden im Konzentrationslager Auschwitz lediglich 677 jüdische Häftlinge als arbeitsfähig neu registriert, davon 292 Männer und 385 Frauen. Die übrigen 1059 Männer, Frauen und Kinder des 31. Osttransports wurden demnach sofort ermordet.“

2.3.1943 Margarete, Siegfried und dessen Bruder Erich in Auschwitz als „arbeitsfähig“ selektioniert; Häftlingsnummer von Siegfried ist 104875

Nach Registrierung in Auschwitz Verlegung der Männer der Skaby-Gruppe ins Außenlager Jawischowitz des KL Auschwitz, ehemals Bergwerk Andreasschächte (bestand vom 15.8.1942 bis 19.1.1945.

Ein freundlicher Offizier in Jawischowitz

Friedel Tichauer berichtet:

„Eine Schicksalsfügung ermöglichte es mir, mit meiner Frau Kontakt aufzunehmen. Eines Tages erhielt ich von der Lagerverwaltung den Befehl, in das Büro des Versorgungsoffizier zu kommen. … Im Juli, dem Monat in den mein Geburtstag fällt. Musste ich mich wieder im Büro des Versorgungsoffiziers einfinden. Der Offizier übergab mir ein kleines Paket, das mir meine Frau geschickt hatte. In dem Paket waren Lebensmittel. Der Offizier beglückwünschte mich zu meinem Geburtstag. … Der Geburtstag meiner Frau kam einige Monate nach unseren letzten Treffen. … Ich sprach den Offizier an und bat ihn, meiner Frau eine Kleinigkeit zu übergeben. Er war einverstanden und wollte nur wissen, worum es sich handele. Ich zeigte ihn einen kupfernen Ring, den ich hergestellt hatte und in den unsere Namen eingraviert waren. Der Offizier nahm den Ring und erfüllte meine Bitte. Der Ring befindet sich auch heute noch bei uns.“

Margarete und Siegfried überleben die Todesmärsche.

Das erste Dokument nach der Befreiung belegt ihren Aufenthalt auf dem Gehringshof bei Fulda

6.7.1947 Grete mit Ehemann Siegfried Tichauer im Kibbuz Buchenwald, Gehringshof

Wechsel ins DP-Camp Reichenhall

7.10.1947 Siegfried und Grete Tichauer auf Alija, emigrieren nach Palästina

Alija beth nach Palästina

Insgesamt gingen  80  Mitglieder des Kibbuz Buchenwald vom Gehringshof und Gersfeld an Bord des Schiffes MATAROA (September 1945), mehr als 60 auf die „Tel Hai“ (März 1946), etwa ein Dutzend auf die  „Biria“ (Juli 1946), neunzehn auf der „Katriel Yaffe“ (August 1946) sowie etwa 40 weitere auf der „Ghetto Rebels“ (Mai 1947) und 20 auf der „Aliya“ (November 1947)

Gedenken

Beisetzung von Margarete und Siegfried Tichauer auf dem Yarkon Cemetery, Petah Tiqwa

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en1171620

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot31.html

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81989947

https://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=2183926

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212441

https://www.mappingthelives.org

https://www.myheritage.de/research

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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