Berndt Ludwig

Ludwig Moritz Berndt *14.3.1921; ✡ ?

Alias Shaul Lutz Barnetta

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Dr. med. Siegfried Fritz Berndt *29.1.1895 in Köthen; ✡20.9.1957 Bolton UK

Mutter Grete Bauchwitz *23.3.1894 in Stettin ; ✡12.3.1940 in Lublin

Stiefmutter Dr. med. Lisbeth Guttfeld *12.5.1891; Okt 1976 in London

Großeltern Bernhard Berndt (1860-1918) und Ida Meyerstein

Halbgeschwister

Eva Berndt *1929

Hannah Anne Berndt *23.10.1936

Unklarer Bezug

Asta Berndt *14.5.1908 in Bublitz

Margarete Caspary geb. Berndt; *25.7.1873 in Kolzow; ✡ 18.3.1940 in Lublin

Max Caspary *11.3.1881 in Kolzow; ✡20.10.1941 in Piaski

Beruf Landwirtschaftlicher Arbeiter

Adressen Berlin;

Heirat Lisl Politzer *17.2.1925 in Wien; ✡ 28.10.2011 in Israel

Kinder eins

Tochter Barnetta; oo Nitzan

Weiterer Lebensweg

29.11.1924 in Berlin 2. Ehe des Vaters mit Lisbeth Guttfeld

17.5.1939 Mutter Grete in Stettin, Saunierstraße 20 II bei Minderheitenvolkszählung

Waldgehöft Havelberg

20.11.1936 Ludwig Berndt zur landwirtschaftlichen Hachschara ins Waldgehöft, auch Jagdgehöft Barella, Damlacker Weg, nördlich von Havelberg (1934-1941), Träger bis zum Pogrom November 1938 war der Hechaluz, dann die RVJD. Die frühere Jagdpacht gehörte dem jüdischen Rechtsanwalt Siegfried Freund, er war zunächst auch der Leiter. Es umfasste acht Hektar Land, eine kleine Villa, zwei Wohnhäuser, eine Werkstatt, einen Stall, Gewächshäuser und Schuppen. Bis zu 50 Chaluzim waren hier untergebracht.

16.11.1936 Richard Horn eingestellt als Betriebsleiter in Havelberg; in dieser Funktion bleibt er bis September 1939.

30.6.1937 Auf der Belegschaftsliste von Havelberg finden sich neben den angestellten Leitern Horn und Hans Cohn 13 Chaluzim und sieben Chaluzoth.

Im Novemberpogrom 1938 wird das Gehöft verwüstet. Die jungen Männer über 17 Jahre ins örtliche Polizeigefängnis gebracht. Die Chaluza Annette Eick berichtet:

»Die Frau unseres Leiters (Johanna Horn) war auf der Farm geblieben und stand vor der Entbindung. Das Kind blieb im Bauch, sie hat furchtbar gelitten und ist daran gestorben.«

Johanna Horn ist auf dem jüdischen Friedhof unweit vom Waldgehöft begraben.

12.11.1938 Entlassung der älteren Chaluzim aus dem Polizeigefängnis

1939 eine Gruppe der Havelberger geht nach Holland ins Werkdorp Wieringen.

Nach dem September 1939 waren Nachfolger von Richard Horn als Betriebsleiter in Havelberg Siegfried Freund, Artur Posnanski, Alfred Selbiger, Heinz Berg und Hilde Nathan.

Sommer 1941 Bei Auflösung von Havelberg gehen der Leiter Heinz Berg nach Paderborn, die Chawerim Willy Ansbacher und Erich Wallach sowie die Chaweroth Johanna David, Suse Fliess, Ingeborg Frank, Susanne Rosenthal und Carla Wagenberg in das Arbeitslager Neuendorf, die Zwillingsbrüder Manfred und Artur Tannenbaum in die „Domäne Altlandberg“.

Ludwig Berndt abgemeldet nach Groß-Kreuz

31.12.1937 auf der Havelberg-Belegschaftsliste ist er bereits nicht mehr verzeichnet

Alija nach Palästina

9.4.1943 Heirat in Herzlia mit Lisl Politzer

Die Deportation der Juden aus Stettin am 13.2.1940

12. 2.1940 Deportationsbefehl für Mutter Grete wie alle Stettiner Juden, sich binnen nur sieben Stunden für den Abtransport bereitzuhalten. Anschließend wurden sie in das Ghetto Lublin deportiert. Bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt wurden 1107 Juden, darunter viele Kinder und ältere Menschen, in einer mehrere Tage dauernden Fahrt in ungeheizten Waggons in den Bezirk Lublingebracht, wo sie vom Ankunftsbahnhof aus auf Gewaltmärsche in die ihnenzugewiesenen Aufenthaltsorte getrieben wurden. Bereits auf der Zugfahrt undden Märschen starben die ersten Menschen, während andere Erfrierungen und Verletzungen erlitten, die später zum Tode führen sollten.

13.2.1940 Deportation von 1107 Stettiner Juden nach Lublin.

Die dänische Zeitung „Politiken“ berichtet am 17.2.1940:

„In den Nachtstunden des 12. zum 13. Februar wurden in Stettin sämtliche Juden abtransportiert… Zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen des 13. Februar wurden die Juden mit Frauen und Kindern ohne Rücksicht auf ihr Alter und ihren Gesundheitszustand durch je zwei Posten der SS und der SA aus ihren Wohnungen geholt und zum Güterbahnhof Stettin gebracht, von wo aus der Abtransport nach Ostpolen in den frühen Morgenstunden des Dienstag erfolgte. Auch die Insassen der beiden jüdischen Altersheime in Stettin, ca. 82 Personen, darunter Frauen und Männer über 90 Jahre, wurden deportiert. Soweit sie nicht mehr zu gehen imstande waren, wurden sie auf Tragbahren zum Güterbahnhof gebracht… Bereits auf der Durchfahrt durch Schneidemühl – etwa 24 Stunden nach dem Abtransport – mussten die ersten Leichen aus dem Deportationszug entfernt werden. Es handelte sich zunächst um eine Frauenleiche, der später die Leichen von zwei Kindern folgten. Einige andere Personen lagen im Sterben, wie Zurufe aus den Wagenfenstern des Zuges an den Stationsvorsteher des Bahnhofs besagten.“

12.3.1940 Tod der Mutter Grete Berndt, Krankenschwester, in Lublin

29.8.1967 Suchanfrage von Shaul Barnetta „z.Zt. wohnhaft in Wien“ beim Bundesversorgungsamt BVA Köln bzgl. seiner Mutter Margarete

Gedenken

Quellen

https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767

https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de841731

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/82824840

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert