Ansbacher Willy

Willy (Erich) Chanan Ansbacher

*23.4.1925 in Floss/Neustadt, Bayern; ✡ 13.3.1951 in Afula

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Ernst Ansbacher *28.5.1880 in Floss; ✡ nach 2.4.1942 Ghetto Piaski

Mutter Paula Kulp *28.1.1887 in Romsthal; ✡ nach 2.4.1942 Ghetto Piaski oder Auschwitz

Ernst, Fritz, Paula und Willy Ansbacher 1937, Foto privat

Geschwister

Fritz Fred David Ansbacher *20.4.1920 in Floss; ✡8.5.2001 in Neuseeland; oo Evelyn Thulborn

Beruf Werkzeugmacher

Adressen Floss; Ahrensdorf; Kibbuz Ganegar

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

Fünf Jahre Volksschule, drei Jahre Oberrealschule

10.11.1938 3:30 Uhr SA Trupp dringt in das Haus der Familie Ansbacher ein; Willy und die Eltern werden geschlagen, der Vater die Treppe heruntergestossen; alle Juden – auch Frauen und Kinder- werden ins Gefängnis gebracht, die Frauen und Kinder am Vormittag wieder entlassen; Vater verhaftet im Novemberpogrom

15.11.1938 Vater im Aufnahmebuch Dachau; „Schutzhaft“ in Dachau

13.12.1938 Entlassung des Vaters aus Dachau

17.5.1939 mit den Eltern in Floss bei Minderheiten-Volkszählung

Sommer 1939 Bruder Fritz emigriert nach England

1939 zur Hachschara ins Landwerk Ahrensdorf, Pfadfinderbund Makkabi HaZair

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

Juli -September 1941 Auflösung des Hachscharalagers Ahrensdorf; Verlegung in das Lehrgut Neuendorf im Sande;

27.5.1941 in Folge der Auflösung von Havelberg kommen insgesamt sieben Chawerim nach Neuendorf

Sommer 1941 Bei Auflösung gehen der Leiter Heinz Berg nach Paderborn, die Chawerim Willy Ansbacher und Erich Wallach sowie die Chaweroth Johanna David, Suse Fliess, Ingeborg Frank, Susanne Rosenthal und Carla Wagenberg in das Arbeitslager Neuendorf, die Zwillingsbrüder Manfred und Artur Tannenbaum in die „Domäne Altlandberg“

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

10. 4.1943 Aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße

19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. 20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Die Auschwitz-Häftlingsnummer 117021wird in den linken Unterarm tätowiert

Eingewiesen in das Auschwitzlager Buna Monowitz zur Zwangsarbeit

Im Lager befreundet mit Eli Heymann und Micki Goldmann

Die Evakuierung von Auschwitz

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

Von Auschwitz nach Nikolai

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge; aus dem KL Monowitz ca. 10000 Häftlinge in zehn Kollonnen auf dem Todesmarsch über 42 km von Monowitz nach Nikolai; die deutschen Juden gehen in der ersten 1000er Kolonne.

Übernachtung in Nikolai einer leerstehenden Ziegelei

Hilde Zimche, die spätere Frau von Piese Ernst Zimche (Kibbuz Netzer Sereni) berichtet:

„Efraim (Horst Goldschmidt) war zu schwach zu gehen. Den ganzen Weg lang, mehrere Tage, viele Kilometer, nahmen ihn seine Freunde in die Mitte und stützten ihn. Ohne die gegenseitige Unterstützung wären wir verloren gewesen.“

Isidor Philipp berichtet:

„Am 18. Januar 1945 kam der Todesmarsch nach Gleiwitz. Theo Lehmann und ich schleppten einen Häftling, einen jungen schwachen Mann, bis Gleiwitz mit. 80 Kilometer im tiefen Schnee. Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

18.1.1945 Beim Todesmarsch der 10 000 von Monowitz nach Gleiwitz gehen die Deutschen Juden in der ersten 1000er Kolonne. Ansbacher zusammen mit Micki Goldmann und Heimann

Gleiwitz

19.1.1945 Ankunft im Eisenbahnknotenpunkt Gleiwitz. Von Gleiwitz in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück, Mauthausen

Der Todesmarsch nach Geppersdorf

Willy Chanan Ansbacher, Erich Auerbach, Günter Bähr, David Ceder, Werner Coppel, Benjamin Feingersch, Michael Miki Goldmann (*26.7.1925 in Kattowitz), Horst Goldschmidt, Erich Heymann, Gerhard Maschkowski, Abraham Matuszak, Hans Nebel, Alfred Ohnhaus, Alfred Stillmann.

21.1.1945 Weitertransport ab Bahnhof Gleiwitz in offenen Güterwaggons

Ein Überlebender berichtet:

„Am 21. Januar mussten wir mit dem Zug weiterfahren. 4500 Gefangene wurden in offene Waggons verladen, in die jeweils 100 bis 130 Menschen gepresst wurden. 30 Stunden mussten wir auf die Abfahrt warten, bei Temperaturen von 15 bis 20 Grad unter Null. Dann, nach nur 15 Kilometern, stoppte der Zug. Den Häftlingen wurde befohlen, die Waggons sofort zu verlassen. Wem von der Kälte die Glieder steif geworden waren, so dass er den Wagen nicht schnell genug verlassen konnte, der wurde erschossen.“

Alfred Ohnhaus berichtet:

„Am nächsten Morgen führten sie uns – etwa dreitausend Menschen – zum Bahnhof, setzten uns in offene Güterwaggons, und wir fuhren los. Ungefähr zwei Tage waren wir unterwegs. Wir hatten nichts zu essen, aber wir tranken Schnee. Die Hälfte der Passagiere erstarrte unterwegs – alle, die sich im äußeren Kreis des Wagens befanden; Alle, die drinnen standen, lebten. Irgendwann hielt der Zug an. Sie befahlen uns, herunterzukommen. Es war das erste Mal, dass ich Tote in eine Grube gestapelt hatte: zwei längs, zwei seitlich darüber.“

21.1.1945 Abfahrt aus Gleiwitz; nach wenigen Kilometern bleibt der Zug liegen.

Ab da Fußmarsch, Werner Coppel gelingt hinter Gleiwitz die Flucht.

23.1.1945 Willy Ansbacher geht zusammen mit seinen Freunden Miki Goldmann und Erich Eli Heymann. Am dritten Tag setzen sich die drei in dem Dorf Wielopole kurz vor Rybnik ab.

Michael Miki Goldmann berichtet im Interview:

„Der Todesmarsch ging wochenlang. Ich, am dritten Tag könnte ich nicht mehr laufen. Meine Beine waren geschwollen und ich hatte zwei Möglichkeiten. Sich hinzusetzen und auf eine Kugel zu warten, weil jeder, der stehengeblieben ist oder hat sich hingesetzt, bekam sofort eine Kugel. Einen Genickschuss. Oder versuchen, wegzulaufen und sich irgendwo zu verstecken. Aber man konnte das nicht am Weg machen. Man konnte nur, wenn wir in Dörfer reingekommen sind. Und so kam ich am dritten Tag in ein Dorf, das hieß Wielopole, auch noch in Schlesien. Nicht weit von Gleiwitz. Das war, es war noch nicht Nacht, es war Nachmittag, aber es warschon fast dunkel und ich sah, dass von beide Seiten, von diesem Dorfweg, standen Frauen und einige von denen hab ich weinen gesehen. Und in diese Sekunde habe ich beschlossen, daversuche ich zu fliehen. Chanan Ansbacher war mit mir. Ich bin raus von der Kolonne. Ich hab den Chanan mit mir mitgeschleppt. Wir haben uns hingelegt im Schnee, an der Seite vom Weg war so ein Graben.“

Eli Heymann schließt sich Ihnen an. Sie verstecken sich auf dem Heuboden eines Bauernhauses der katholischen Familie von Regina und Konrad Zimon, drei Töchter Agnieska, Maria , die 16-jährige Stepha versorgt die Flüchtigen .

7-10 Tage von der Familie Zimon versteckt, versorgt und geschützt bis die Rote Armee im Dorf eintrifft.

Goldmann bringt die beiden Freunde ins Jüdische Komitee im bereits von den Russen befreiten Krakau

1945 Alija über Florenz nach Palästina

Chanan Ansbacher (links) mit Eli Heymann (zentral) im Kibbuz Ginegar 1945

13.3.1951 Tod in Afula, akute Leukämie

Gedenken

9.5.1983 Pages of Testimony für die Eltern von Nichte Erna Einziger, New York

27.4.1996 Pages of Testimony für die Eltern von Freundin Ruth Krailsheimer, Haifa

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de832001

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de832030

https://www.facebook.com/kz.gedenkstaette.flossenbuerg/posts/3638732516149825/

https://www.alemannia-judaica.de/floss_synagoge.htm

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/130429633

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V

Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004

http://www.hachschara-ahrensdorf.de/html/body_anfang.html

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Urs Faes, Ein Sommer in Brandenburg, Suhrkamp 2015

https://objekte.jmberlin.de/person/jmb-pers-12574/Herbert+Sonnenfeld?se=Suche&qps=q%3DSonnenfeld

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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2 Kommentare

  1. This site was sent to me by Allan Pinkas. Willy Ansbacher was my uncle, although he died before I was born.
    My father kept all their letters, the originals of which are in the Hocken Library in Dunedin.

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